Gaahls Wyrd - The Humming Mountain

Review Gaahls Wyrd – The Humming Mountain (EP)

  • Label: Season Of Mist
  • Veröffentlicht: 2021
  • Spielart: Black Metal

Die Personalie Gaahl braucht eigentlich keiner weiteren Erklärung: Mit mehr als zehn Alben mit Gorgoroth, Trelldom, God Seed und Wardruna hat der Norweger den Black Metal über 25 Jahre hinweg geprägt. Für das in der Tat herausragende Debüt „GastiR – Ghosts Invited“ seines aktuellen Projekts GAAHLS WYRD erhielt er 2019 obendrein den rennomierten norwegischen Musikpreis Spellemannprisen in der Kategorie Metal. Es gibt also genügend Gründe, sich auf das nun nachfolgende Minialbum „The Humming Mountain“ zu freuen.

Dass diese Vorfreude ganz sicher nicht enttäuscht wird, macht bereits der Opener „The Seed“ klar – ein ungewohnt ruhiger, jedoch bemerkenswert gefühlvoller Neunminüter mit hohem Akustikgitarren-Anteil und vornehmlich klarem Gesang. Kaum halb so lang, dafür merklich härter fällt der folgende Titeltrack aus. Wer fiese Screams oder Doublebass-Geknatter sucht, ist aber auch hier falsch: Sein bedächtiges Riffing betreffend würde der Song auch Sludge-Doom-Bands wie Crown gut zu Gesicht stehen. Die Stärke des Stücks, mit dem Gaahl die Kraft sich langsam voranschiebender Gletscher zu vertonen versucht, beruht jedoch auf den majestätischen Klargesangslinien sowie den so subtilen wie sphärischen Synthesizer-Klängen von Iver Sandøy (Enslaved).

Gaahls Wyrd - Gastir - Ghosts Invited Cover
Drei Songs von „The Humming Mountain“ wurden ursprünglich für das Debütalbum „GastiR – Ghosts Invited“ geschrieben.

Erst im überraschend thrashigen „The Dwell“ lässt Gaahl seine Stimme etwas kratzen. Entscheidender prägt aber auch diesen Song ein markanter Mittelding aus Sprech- und Klargesang – und wenn man ehrlich ist, wirkt das schnittige Thrash-Riff im Kontext der anderen Songs fast fehl am Platz: GAAHLS WYRD sind einfach keine Band, die mit Aggression oder Härte punkten muss. Entsprechend funktioniert „Awakening Remains – Before Leaving“, das zwar ebenfalls viele schnelle Riffs enthält, jedoch mehr auf flächige Sounds und getragene Atmosphäre setzt, wieder deutlich besser: Hier bekommt man mehr von jenem gefühlvollen Black Metal, der „GastiR“ so stark gemacht hat.

Dass drei der Stücke eigentlich für ebenjenes Album geschrieben und erst später strukturell, konzeptionell und den Sound betreffend zum Minialbum „The Humming Mountain“ umgearbeitet wurden, merkt man dem Release nicht an. Tatsächlich sticht „The Dwell“ stilistisch sogar stärker heraus als das nachträglich entstandene „The Seed“, obwohl sich GAAHLS WYRD bei diesem Song von noch gänzlich ungekannter Seite zeigen. Abgerundet von einem sphärischen Outro („The Sleep“) ist „The Humming Mountain“ ein Minialbum, das diese Bezeichnung tatsächlich verdient hat: Hier wurde nicht nur Resteverwertung betrieben, sondern mit Sinn und Verstand konzipiert und arrangiert.

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