Review Gandalf’s Owl – Who’s The Dreamer?

Das italienische Ein-Mann-Projekt GANDALF’S OWL weckt natürlich die Begierde in jedem Herr-der-Ringe-Fan – hat aber mit dem Fantasy-Epos ansonsten nichts gemeinsam. Der Künstler hinter der Band ist der Sizilianer Gandolfo Ferro, der bereits mit Bands wie The Opera oder Heimdall arbeitete. Das Debüt „Who’s The Dreamer?“ bedient sich vorrangig am Progressive Ambient Rock. Diese Symbiose funktioniert hier ziemlich gut, sorgt aber nicht für einen großen Weckruf.

Der instrumentale Opener „Winterfell“ zaubert eine Space-Rock-Atmosphäre, die sich durch die Verbindung der Gitarrenmelodien und des Ambient-Grundkonstrukts entfalten kann. Beim zweiten Teil des Doppels „A Dwarf In The Lodge“ kommen dann erstmals Vocals zum Einsatz, denen eine düstere und an Gothic Rock erinnernde Seite innewohnt. Auch hohe Töne beherrscht Multiinstrumentalist Ferro, setzt diese aber glücklicherweise nicht in überbordendem Ausmaß ein. Die weit ausholenden Instrumental-Songs haben einen oftmals sehr cineastischen Charakter, was durchaus positiv sein kann. Allerdings bietet GANDALF’S OWL auch Stücke wie das psychedelisch angehauchte und anstrengend bis nervige „Garmobozia“, welches mit Noise-artigen Klängen und wirren Schreien die Schönheit der ersten Songs zunichte macht.

Einige der neun Titel versprühen zumindest in Anteilen den Charme von Klangcollagen, wie etwa beim Intro von „Between Two Worlds“ mit seinem Vogelgezwitscher oder den rauschenden Wellen in „White Arbour“. An der Produktion kann man da nicht groß meckern, stellt sie doch die Merkmale sehr gut gegenüber und verschluckt keine wichtigen Details. Die verschiedenen Stilelemente laufen oftmals aneinander vorbei, durch diese Zerstückelung und teils unausgegoren wirkenden Kompositionen wird der Funke zu keinem unaufhaltsamen Lauffeuer. Positiv sind noch der Spoken-Wort-Part des New-Age-Tracks „White Arbour“  und das italienisch gesungene Le-Orme-Cover „Il Vento, La Notte, Il Cielo“ hervorzuheben. Gerade letzteres zeigt welche intensiven Möglichkeiten GANDALF’S OWL hätte, würde er sich auf seinen stimmigen Gesang in größerem Ausmaß verlassen.

GANDALF’S OWL legt mit „Who’s The Dreamer?“ ein entschleunigtes, verträumtes und auch verstörendes Werk vor, dessen künstlerischer Anspruch nicht gering zu sein scheint. Gerade deshalb ist das Material auch keine leichte Kost, sondern muss vom Hörer erarbeitet und auch gefühlt werden. Die Qualitäten des Ambient gepaart mit schneidenden Gitarrenläufen sollten intensiver ausgebaut werden, dann ist aus der Herangehensweise wesentlich mehr herauszuholen. Schade ist auch, dass der Gesang nur als Stückwerk zum Einsatz kommt. Eine klare Linie ist trotz weitgehend gleichbleibender Grundstimmung nur bedingt erkennbar. Die Träumer unter den Rockfans könnten für sich aber zumindest einige interessante Momente entdecken.

Wertung: 5 / 10

Publiziert am von Christian Denner

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