November 2014

Review Ghost Brigade – IV – One With The Storm

(Death Metal/Doom Metal/Post Rock) Pünktlich zum Beginn der dunkelsten Jahreszeit haben sich GHOST BRIGADE angeschickt um ihr neuestes Werk „IV – One With The Storm“ zu veröffentlichen. Seit dem letzten Release „Until Fear No Longer Defines Us“ sind bereits drei Jahre vergangen und auch das Antlitz der Band hat sich in dieser Zeit geändert. So ist mit Joni Saalamo ein neuer Bassist an Bord und mit Joni Vanhanen hat man einen festen Keyboarder gefunden.

„IV – One With The Storm“ beginnt zunächst jedoch fast schon gewohnt. So findet man sich, auch ohne Intro, schnell in der bekannten Melancholie und Dunkelheit gefangen, die die Finnen seit jeher auszeichnet. Dabei wechselt „Wretched Blues“ eindrucksvoll zwischen kraftvollen, tonnenschweren Riffwänden und ruhigen Melodien umher. Auffällig sind lediglich die dezent eingebauten Synthesizer sowie Samples und ebenfalls die sanften Keyboard-Parts. Die verstärkte Arbeit mit Soundsamples und Synthesizern ist es auch, die auf „IV – One With The Storm“ in den Vordergrund gerückt ist, ohne dass diese jemals aufgesetzt oder gezwungen wirken. Vielmehr haben die sechs Finnen ihre gewohnte Mixtur aus Doom, Death und etwas Prog Metal sowie den Einschlägen aus Gothic und Post Rock nur im Klang justiert.
Der neue Silberling klingt in sich geschlossen und doch kann auch jedes einzelne Stück durch kleine Nuancen überzeugen. Immer wieder bricht die Band mit den eigenen Konventionen, ohne dabei den seit „Isolation Songs“ eingeschlagenen Weg zu verlassen. Das wohl beste Beispiel findet sich im gut zehn Minuten langen „Electra Complex“. Intoniert von sanften, weiten Synthieklängen breitet sich langsam ein Teppich aus großflächig angelegten Keyboard- und Gitarrenmelodien aus, während Sänger Manne Ikonen einmal mehr seine sanfte klare Stimme erhebt. Erst ab der Mitte des Stückes treibt das Schlagzeug eine bedrohliche Riffwand voran, die sich wie ein schwarzer Schatten ausbreitet und aus deren Tiefen die harsche Seite von Manne Ikonen zum Vorschein kommt. Bedrohlich und flehend zu gleich treibt der Song so bis zum Ende voran. Mit „The Knife“ haben GHOST BRIGADE aber noch einen weiteren Song im Petto, der deutlich zeigt, dass sich die Gruppe beim Songwriting weiterentwickelt hat. Die elektronischen Einflüsse werden hier noch mehr in den Vordergrund verlagert und die Gitarren klingen aggressiv und groovig. Mit dem abschließenden „Elämä On Tulta“ gibt es sogar einen Titel in Landessprache, der dieses Stück Melancholie und Dunkelheit gebührend, mit rockigen Riffs und breit ausgelegtem Keyboardteppich, beendet.

Betrachtet man „IV – One With The Storm“ oberflächlich, so könnte man schnell dem Schein unterliegen, dass dieses Album sich nicht sonderlich von den letzten beiden Vorgängern abhebt, denn tatsächlich werden die vielen kleinen Änderungen erst bei mehrmaligem Hören immer deutlicher. Das gesamte Material klingt ausgereifter und erwachsener. Die einzelnen Songstrukturen wirken weniger einem gezwungenen Schema unterworfen, sondern brechen oftmals in unerwartete Richtungen aus und fesseln den Hörer immer wieder aufs Neue.

GHOST BRIGADE haben die letzten drei Jahre der Stille eindrucksvoll genutzt und mit „IV – One With The Storm“ einen Beweis dafür abgeliefert, dass man nicht mit dem eigenen Stil brechen muss, um etwas Neues zu kreieren. Vielmehr reicht es aus, dem Altbewährten neue Nuancen hinzuzufügen.

Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Christoph Ilius

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