Review Ghost Circus – Across the Line

Das Internet macht’s möglich: Ein Holländer und ein Amerikaner lernen sich über ein Forum kennen und entdecken, dass sie den gleichen Musikgeschmack haben. Kurz später beschließen sie, unter dem Banner GHOST CIRCUS ein gemeinsames Projekt zu starten. Das Ergebnis dieser virtuellen Zusammenkunft hört auf den Namen „Cycles“ und erschien vor zwei Jahren.

Jetzt legen die beiden nach: „Across The Line“ ist ein Konzeptalbum über die Reise eines Mannes durch die Totenwelt als Geist. Musikalisch geht es während der beinahe 70 Minuten ziemlich melodisch zu: Neo Prog trifft auf Melodic Rock, gelegentliche härtere Einsprengsel und Ambient-Keyboards. Für die Frickelfraktion ist der Zweitling des Duos folgerichtig nicht geeignet, wer es jedoch gern harmonisch und öfters auch mal schwebend und verträumt mag, ist bei GHOST CIRCUS an der richtigen Adresse.

Alles, was auf eine richtige Progplatte gehört, haben natürlich auch Chris Brown und Ronald Whale bereitgestellt: Mit „Through The Darkness“ gibt es einen achtteiligen Longtrack von über 25 Minuten Länge und der zehnminütige Titeltrack, der das Werk abschließt, ist natürlich ein Instrumental. Das schöne an dem Album: Es funktioniert sowohl aus Einheit, als auch mit seinen individuellen Tracks. Viele Songs gehen ineinander über, trotzdem machen die Einzelteile des Epics auch für sich genommen Spaß. Auch auf die Struktur haben die Jungs geachtet: Die einfachen Gitarrenakkorde, die die Scheibe bei „Reflection“ eröffnen, beschließen sie auch. Was gibt es ansonsten? Massig sphärisch-spacige Soundscapes mit viel Luft zum Atmen und ohne Eile, melodische Gitarrensoli Marke Pink Floyd, Steve Hackett oder Pendragon und natürlich Melodien, die jeder AOR-Combo sehr gut zu Gesicht stehen würden. Ihr habt es sicher schon geahnt, GHOST CIRCUS sind nicht unbedingt flotter als Pendragon, haben aber doch das bessere Songmaterial und den besseren Sänger. Insgesamt scheint die Musik der beiden Herren wie gemacht für Fans von Bands wie Jadis. Die stilistische Ähnlichkeit ist teilweise erstaunlich groß.

Toll ist auch, dass trotz der Tatsache, dass die beiden Protagonisten sich nie zu Aufnahmen zusammengefunden haben, das Album nicht nach einem typischen Projekt klingt. Das könnte durchaus auch eine Band sein! Leichte Abstriche muss der Hörer hingegen bei der Produktion machen: Der Sound kommt etwas dumpf und drucklos daher, vorallem das Schlagzeug klingt oft nach Drumcomputer und arg leblos.

Dennoch: All diejenigen, die sich in regelmäßigen Abständen die Ohren von Wohlfühl-Prog umschmeicheln lassen, dürften an GHOST CIRCUS durchaus Gefallen finden. Einige Nummern entwickeln geradezu Suchtpotential, hier sei vorallem das fantastische „Holding On“ genannt. Anchecken!

Wertung: 8 / 10

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