Nachdem ihr Minialbum „Reasons of Crying“ sehr gut bei den Fans japanischen Metalfans ankam, waren die Hoffnungen auf einen zweiten Longplayer der Jungs von GIRUGÄMESH, was die phonetische Transkription der japanischen Aussprache von Gilgamesh ist, entsprechend hoch. Und tatsächlich liefert der Vierer mit dem selbstbetitelten Zweitling ein starkes Album voller Wut und Verzweiflung ab. Ganze dreizehn Lieder (in der europäischen Verkaufsversion sogar zusätzlich mit 3 Bonus Tracks) finden sich auf dem von MUCCs Miya produzierten Silberling.
Wobei das Intro, welches mit tribal-artigen Drums und einer Gitarre, die schier von der Leine gelassen werden will, schon eine Vorahnung auf das nun kommende gibt, nicht wirklich dazu gezählt werden kann. „patchwork“ dann beginnt etwas verhalten, prescht aber bald los wie eine Sau, deren Kinder auf dem Weg zum Schlachter sind, während das folgende „Vermillion“ sofort Vollgas gibt. Satoshi growlt sich auf japanisch gnadenlos durch die schon verdächtig europäisch klingenden Riffs. Etwas uninspiriert springen dann das runtergeknüppelte „stupid“, dem man dann nicht mal mehr am Gesang sein Herkunftsland anmerken kann, und das vor Hass triefende „Barricade“ in die geschlagene Bresche.
Nach diesem Gewitter werden Härtegrad und Tempo spürbar runtergedreht: Wenn „shining“ nicht als Single veröffentlicht wird, soll mich der Bär fressen. Eingängig und melodisch kommt dieser bis dahin beste Song daher, geht besonders im Refrain angenehm ins Ohr, wo dann trotzdem noch genug Platz für die folgende nicht mehr ganz so starke Nummer bleibt. „CRAZY-FLAG“ zieht dann schon wieder etwas an und schafft durch flirrenden Bass und geschicktes Drumming Tanzstimmung.
Die übrigen vier Songs bewegen sich genau in dem Spektrum, das schon die erste Hälfte der CD ausmacht: Melodie und aggressive Härte treffen aufeinander bis die ruhig beginnende, sich kontinuierlich steigernde, traurige Ballade „Kowareteiku sekai“ den Abschluss eines sehr gelungenen zweiten Albums voll niveauvollen, handwerklich ideal umgesetzen Metal bietet. Zumindest wäre es normalerweise so. Gan-Shin setzt aber mal wieder einen drauf und erfreut mit drei Bonus Tracks, die gegenüber den vorher gehörten Songs alles andere als abbauen, aber auch nichts neues bieten.
Ein starkes, solides Album liefern die vier Japaner hier ab, das ein Pflichkauf für jeden Fan von Metal aus östlichen Gefilden sein dürfte, aber auch alle anderen mit etwas Geduld in seinen Bann ziehen kann. Einzig unverständlich bleibt mir der vom Label angestrebte Vergleich mit System Of A Down. Eine aggressivere Version von MUCC würde es besser treffen, obwohl GIRUGÄMESH bei aller Ähnlichkeit eigenständig genug sind, um sich von den bekannten Größen abzusetzen, wenn auch deren Qualität, Abwechslungsreichtum und Wiedererkennungswert noch nicht ganz erreicht werden. Aber das wird bestimmt noch.
Wertung: 7.5 / 10