Review Glittertind – Til Dovre Faller

Anlässlich des 100. Jahrestages des heute bestehenden Königreichs Norwegen erscheint 2005 aus dem Hause GLITTERTIND eine EP, die patriotischer kaum sein kann. Abermals nimmt sich Torbjørn zum Großteil dem volkstümlichen Liedgut an und verpackt dieses in ein musikalisches Gewand, das sich zwischen Punk Rock und Viking Metal einordnen lässt.

Die Steigerung gegenüber dem noch ein Jahr zuvor re-releasten „Evige Asatro“ ist von vornherein unübersehbar: Nach einem kurzen, alkoholgeschwängerten A-Cappella-Stück – textlich übrigens identisch mit „Norges skaal“ vom Vorgänger – legt Multiinstrumentalist Sandvik mit „Flaumen går, i Noreg er vår!“ ganz stark los: Der punkig-fetzige Reißer, verfasst im ländlichen Nynorsk, geht grandios ins Ohr und lädt sofort zum Feiern ein. Bei „Rolandskvadet“ geht es gemächlich, aber nicht weniger eingängig zu. Zwischen den getragenen Strophen und dem epischen Refrain findet auch ein fixes Solo Platz, und im Ausklang wird’s auch mal ganz ruhig. Von Ruhe kann bei „Norge i rødt, hvitt og blått“ keine Rede mehr sein, das ursprünglich während der deutschen Besatzungszeit entstandene Volkslied legt mit Punkrhythmen wieder an Tempo zu. Der Kehrreim ist dank des Ein-Mann-Chors von Torbjørn erneut ein Ohrenschmaus – warum kann deutsche „Volksmusik“ nicht so mitreißend sein? Einmal wird’s wieder ruhig, richtig ruhig. Dass Herr Sandvik gewaltig an seiner Stimme gearbeitet hat, beweist „Per Spelmanns bane“, das wie der Opener ohne echte Instrumente auskommt. Nun ist’s vorbei mit traditionellem Liedgut, mit „Svart natt“ und „The Battle Of Stiklestad“ (wow, ein englischer Titel!) beweist Glittertind, dass auch krachender Metal ein wichtiges Standbein der Band ist. Die beiden Songs gewinnen zwar keinen Originalitätspreis und auch die hier eingesetzten Growls hörten sich schon mal besser an, sind aber dennoch zwei starke Nummern epischen Wikingerstahls. Neben kerniger Gitarrenarbeit fällt hier vor allem auch das von Trollhorn alias Henri Sorvali eingespielte Keyboard auf, welches natürlich über jeden Zweifel erhaben ist. Insgesamt hinterlassen die beiden Metalstücke auch einen starken Eindruck und geben eine Idee von dem, was wohl die Zukunft der Band bringen wird.

„Til Dovre faller“ ist ein ganz großes Stück Musik geworden, da Sandvik die Fehler des Vorgängers korrigiert und seine Stärken ausgebaut hat. Produktionsmäßig gibt es an der tollen EP nichts zu meckern und auch gesanglich wie instrumental hat der junge Mann ebenfalls stark zugelegt, was Songs wie „Rolandskvadet“ perfekt unter Beweis stellen. Die Abwechslung kommt auf den 17 ½ Minuten, die viel zu schnell vergangen sind, auch nicht zu kurz, auf erstaunlich geringer Spielzeit demonstriert Torbjørn ein ausgesprochen weites Repertoire an Fähigkeiten. Von sanften Vokalstücken über spaßige Mitgröhl-Punkrocknummern bis zu harten Metalsongs kann er einfach alles, und das jeweils verblüffend gut. Was gibt es noch mehr zu sagen? Einem jeden Fan dieser Richtungen sei die EP ans Herz gelegt, einzig den starken patriotischen Einschlag „muss“ man mögen, dann stehen dem Hörer einige grandiose Lieder offen. Das norwegische Königshaus täte gut daran, Torbjørn Sandvik eine Stelle im Fremdenverkehrsamt anzubieten, solch eine CD ist die beste Werbung für dieses Land.

Keine Wertung

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