Review Gone Is Gone – If Everything Happens For A Reason… Then Nothing Really Matters At All

[Post-Rock / Industrial Rock / Synth Pop] Die Entstehungsgeschichte von GONE IS GONE ist ein wenig untypisch: Schlagzeuger Tony Hajjar (At The Drive-In) und Gitarrist und Keyboarder Mike Zarin basteln bereits seit 2009 fleißig Soundtracks für Film- und Videospieltrailer – und sind damit so erfolgreich, dass die Gründung einer Band naheliegend war. Und so entstand um 2012, ergänzt um den Gitarristen Troy Van Leeuwen (Queens Of The Stone Age) und Bassisten und Sänger Troy Sanders von Mastodon eine Art Supergroup, die mit „If Everthing Happens For A Reason… Then Nothing Really Matters At All“ ihren zweiten Longplayer vorlegt – und sich damit gar nicht so leicht in eine Schublade stecken lässt.

Denn irgendwie ist „If Everything Happens For A Reason… Then Nothing Really Matters At All“ zwar Post-Rock, aber schon beim ersten Durchlauf wird klar, dass das Quartett eine ganze Menge mehr zu bieten hat. Gerade der ausschließlich melodische (und dabei immer wieder an eine Mischung aus Peter Gabriel und Josh Graham von A Storm Of Light erinnernde) Gesang von Troy Sanders lässt Parallelen zur gesamten Bandbreite von Alternative Rock bis Synthpop („Wings Of Hope“) zu, der wiederholte Einsatz von elektronischen Elementen und einer ganzen Armada von Effekten geben dem Longplayer einen spürbaren Industrial-Rock-Touch à la Nine Inch Nails (so gehört im großartigen „Breaks“).

Die Atmosphäre kommt hierbei niemals zu kurz, GONE IS GONE gehen ausgesprochen cineastisch zu Werke – sicherlich eine Folge der jahrelangen Soundtrack-Arbeit. Außerdem bemerkenswert: Die Songs basieren auf tagelangen Jams mit modularen Analog-Synthesizern und einer einzigen Gitarre, im Rahmen derer Stunden an Material aufgenommen wurden – die Grundlage für die späteren Arrangements, die nach und nach um das klassische Rockinstrumentarium bestehend aus Gitarre, Bass und Schlagzeug ergänzt wurden – was den weitestgehend elektronischen Soundcollagen von GONE IS GONE einen organischen, beinahe metallischen Vibe verlieh und vor allem für Ordnung sorgte. Dass es so auch das eine oder andere beinahe Sludge-artige Riff („Everything Is Wonderfall“) auf die Platte geschafft hat, ist eine jederzeit willkommene Abwechslung.

Das Gesamtergebnis ist ohne große Umschweife fantastisch: „If Everything Happens For A Reason… Then Nothing Really Matters At All“ passt schon irgendwie in diese Post-Irgendwas-Schublade, kommt aber bei ähnlicher Soundästhetik schneller zum Punkt als zum Beispiel die Kollegen von Mogwai oder EZ3kiel. Der coole Gesang gibt dem Ganzen zusätzlich eine songorientierte, nachvollziehbare Struktur, während der hohe Elektronikanteil für Abwechslung und besagte Atmosphäre sorgt – in ruhigen Momenten Triphop-Kapellen wie Massive Attack nicht ganz unähnlich, in noisigeren Abschnitten eben auch mal industriell, aber ohne dabei altbacken zu klingen. Letzteres ist auch keine Selbstverständlichkeit.

So gibt es an den rund 40 Minuten von „If Everthing Happens For A Reason… Then Nothing Really Matters At All“, von der vielleicht ein wenig knappen Laufzeit mal abgesehen, faktisch nix zu meckern – vorausgesetzt, man geht mit einem offenen Ohr an die Sache heran und hat kein Problem mit massivem Elektronikeinsatz und auch der einen oder anderen poppigen Gesangsmelodie („No One Ever Walked On Water“ hat auch durchaus was von Depeche Mode oder The Black Queen, dem Synthpop-Nebenprojekt von Ex-Dillinger-Escape-Plan-Frontmann Greg Puciato). GONE IS GONE haben definitiv eine weitere Evolutionsstufe in ihrem Schaffen erklommen und hätten das Potential, eine größere Nummer in dieser sehr speziellen Schublade zu werden – wenn die beteiligten Musiker, allen voran Troy Sanders, laut eigener Aussage ein bisschen mehr Zeit für ihr Nebenprojekt hätten. Aber auch so ist „If Everything Happens For A Reason… Then Nothing Really Matters At All“ (was für ein großartiger Albumtitel aber auch!) ein, sagen wir mal: Industrial-Rock-Highlight des Jahres … ach was, der letzten Jahre.

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Wertung: 9.5 / 10

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