Grá - Lycaon

Review Grá – Lycaon

Als „neuer“ Sänger von Dark Funeral hat sich Heljarmadr spätestens mit deren aktuellem Album „We Are The Apocalypse“ in die Herzen der Fans schwedischen Black Metals gescreamt. Doch Heljarmadr kam 2014 nicht aus dem Nichts zu dem Posten in Lord Ahrimans Truppe: Mit GRÁ hatte er seit 2010 bereits eine eigene Band, die er „nebenberuflich“ nach wie vor weiter betreibt. Fünf Jahre nach „Väsen“ erscheint mit „Lycaon“ nun das vierte GRÁ-Album.

Was den Hörer hier erwartet, ist nicht nur gänzlich anders als die Musik von Dark Funeral, sondern auch merklich anders als alles, was man bislang von GRÁ zu hören bekommen hatte: Gab es auf dem Vorgänger noch getragenen Black Metal mit allerlei orchestralen Elementen, Keyboards, Akustikgitarren-Parts und Chören zu hören, findet sich auf „Lycaon“ über weite Strecken nichts dergleichen. Stattdessen setzen die Schweden diesmal auf einen wuchtigen Mix aus Heavy-Metal-Riffing und Death-Metal-Groove, dem allenfalls durch die harschen Vocals von Heljarmadr noch etwas Black-Metal-Spirit eingehaucht wird.

Zu dieser Entwicklung passt nicht nur das ziemlich posige, aber irgendwie ja auch coole Artwork, sondern vor allem der Sound. Hier profitieren GRÁ ausgerechnet davon, dass Heljarmadr sich zurückgehalten hat: Zum ersten Mal in der Geschichte der Band hat der Sänger mit „Lycaon“ ein Album nicht selbst gemischt und gemastert – sehr zum Vorteil der Songs: Hatte „Väsen“ noch relativ undifferenziertes, zum Cover passend „nebliges“ Klangbild, ist der Sound von „Lycaon“ so klar wie eiskalte Nachtluft, dabei aber dank des angenehm präsenten Basses zugleich kraftvoll. So fällt es schon beim Opener „White City Devil“ schwer, GRÁ überhaupt wiederzuerkennen: Eine catchy Leadgitarre, rockige Drums und massig Schub lassen eher an Melo-Death-Bands wie Evocation oder sogar alte Amon Amarth denken. Dass Heljarmadrs Gesang auf dem Album mit seinem starken Black’n’Roll-Vibe an Jon Nödtveidts Performance auf „Reinkaos“ erinnert, schadet „Lycaon“ ebensowenig wie stilistische Parallelen zu neueren Thyrfing („Ett Avskedsbrev“).

Vor allem aber gelingt es GRÁ, ihr viertes Album extrem kurzweilig zu halten: Mal beginnt ein Song mit einem Scream, mal als grooviges Drum’n’Bass-Lick oder mit einem Horn-Stoß – mal geht es rabiat weiter, mal heavy und dann wieder fast doomig, ehe das finale „Jaw Of The Underworld“ auch noch Soundtrack-Vibes aufkommen lässt. Dass GRÁ dazwischen nicht nur problemlos einen Song von der Vorgängerband Cursed 13 („Torn Asunder“), sondern auch noch eine wirklich hörenswerte Version von Bathorys „Chariots Of Fire“ „verstecken“ konnten, sagt eigentlich alles.

Als Black-Metal-Band waren GRÁ nicht schlecht, aber auch nicht außerordentlich spannend – mit einer ganzen Wagenladung Melodic Death Metal angereichert wissen die Schweden hingegen auf einmal zu begeistern: Jeder Song auf „Lycaon“ hat seinen Charme, in der Summe ist das Album von Anfang bis Ende eine Wucht. Wer hier nicht zumindest mitnickt, hat den Metal nie geliebt!

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Wertung: 9 / 10

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5 Kommentare zu “Grá – Lycaon

  1. Ich bin gespannt. Ich kann mich erinnern, dass ich den Vorgänger bei Erscheinen oft gehört habe, mittlerweile aber komplett aus den Ohren verloren habe. Grå verfolge ich ja doch schon seit der Anfangszeit, weswegen ich jetzt einfach blind bestellt habe. Was du schreibst, Moritz, hat mich tatsächlich dazu angestiftet, haha.

    1. Oh, was für eine Verantwortung… :D Nein, Spaß beiseite: Wenn du dir kein trues Black-Metal-Album erwartest, kannst du hier eigentlich echt nichts falsch machen. Und wenn dus doch tust, hast du nicht genau gelesen und ich bin ausm Schneider. ;) Schreib dann gerne, wie dus findest!

      1. Klasse Album! Kein trve Black Metal-Album, finde auch den Amon Amarth-Vergleich nicht so weit her geholt.
        Das einzige, was mich stört ist, dass das Album fast etwas zu kurz ist. Ein Song mehr, gerade in Hinsicht, dass ein Cover (bzw. zwei) drauf sind, wäre schön gewesen. Klar, dadurch geht der Finger auf die Repeat-Taste, trotzdem hab ich das Gefühl, dass das Album zu kurz ist. In Punkten ausgedrückt, würde mir eine 8 reichen. Meckern auf hohem Niveau würde man das wohl nennen.

        1. Ich habe gerade bei dieser Art von Musik lieber einen Song zu wenig als nen Filler zu viel. So bleibts zumindest kurzweilig, und wie du schreibst: Ggf. kann mans auch einfach nochmal hören ;)

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