Review Grave Digger – Return Of The Reaper

  • Label: Napalm
  • Veröffentlicht: 2014
  • Spielart: Heavy Metal

Fast 35 Jahre sind GRAVE DIGGER nun alt. Trotz diverser Wechsel im Line-up und 17 Studioalben gab es in der Geschichte der Band keine prägende Stiländerung oder mehr als kosmetische Korrekturen am Erfolgskonzept. Wieso also das Rezept zum Album Nr. 18, „Return Of The Reaper“, ändern? Statt irgendwelcher Experimente kredenzen uns GRAVE DIGGER zwölf Tracks lang gewohnte teutonische Kost. Gleich die ersten beiden, „Hell Funeral“ und „Wargod“, machen es unmissverständlich klar: Hier gibt es scharfe Riffs, treibende Drums und Chris Boltendahls gewohnt rau-sympathische Stimme. Aber reicht das anno 2014 noch?

Tatsächlich gibt es gewisse Ermüdungserscheinungen. Nicht aufseiten der Band, nein, die spielt famos und gewohnt präzise ihre Musik. Auch Saitenhexer Axel Ritt ist vollständig im Bandgefüge angekommen und legt ein Riffbrett nach dem anderen hin. Die Ermüdung droht eher auf Seiten der Hörer. Denn irgendwie kennen wir das alles schon, was auf „Return Of The Reaper“ passiert. Überraschungsmomente bleiben aus, sieht man einmal davon ab, dass GRAVE DIGGER dieses Mal auf ein Gesamtkonzept verzichtet haben und textlich einfach alles verarbeiten, worauf sie gerade Lust haben.

Aber GRAVE DIGGER wären nicht GRAVE DIGGER, wenn sie diesen Vorwurf nicht antizipiert hätten. Deshalb finden sich auf den verschiedenen Tracks des aktuellen Albums sehr viele kleine Elemente, die die Songs wiedererkennbar machen und die Abgrenzung erleichtern. Das Intro von „Tattoed Rider“ klingt sehr nach Priests „Turbo Lover“, „Season Of The Witch“ hat einen netten ruhigen Part gegen Ende, auf „Satan’s Host“ überrascht das für GRAVE DIGGER ungewohnte „explizite“ Vokabular, genau wie die hohe Aggressivität von „Road Rage Killer“. So könnte man noch weiter machen – gekonnt ist eben doch gekonnt. Auch die Refrains haben oft hohen Ohrwurm-Wert, wie besonders „Grave Desecrator“, aber auch „Death Smiles At All Of Us“ beweisen. Und die Ballade „Nothing To Believe“ gehört wirklich zu den besten, die die Band bisher geschrieben hat, wenn sie auch wenig originell ist.

Doch bleibt etwas Verwunderung. Warum waren GRAVE DIGGER gerade angesichts der konzeptuellen Freiheit nicht ein wenig mutiger? Man hätte ruhig das eine oder andere etwas weiter gehende musikalische Experiment wagen können. Im direkten Vergleich scheint selbst der Vorgänger „Clash Of The Gods“ mehr Abwechslung versucht zu haben.

Kurz: Das reicht alles locker, um die Fans der Band im Speziellen und des Genres im Allgemeinen bei Laune zu halten und den Kopf wippen zu lassen. Wofür es aber auf jeden Fall nicht reicht, ist neue Hörergruppen zu erschließen oder den vergangenen Großtaten deutliche Ergänzungen hinzuzufügen. Klar, zwingend notwendig ist das nicht, schließlich haben GRAVE DIGGER niemandem irgendetwas zu beweisen. Und gute Laune macht „Return Of The Reaper“ auch. Es steht aber jetzt schon zu befürchten, dass es am Ende ein GRAVE-DIGGER-Album unter vielen bleiben wird und keinen besonderen Platz in der Diskografie der Teutonen einzunehmen vermag.

Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Marc Lengowski

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