Das Cover von "The Clans Will Rise Again" von Grave Digger

Review Grave Digger – The Clans Will Rise Again

  • Label: Napalm
  • Veröffentlicht: 2010
  • Spielart: Heavy Metal

GRAVE DIGGER, und das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen, können inzwischen auch schon auf 20 Releases zurückblicken, dem im 30. Jahr des Bestehens ein 21. hinzugefügt wird, betitelt mit „The Clans Will Rise Again“. Die meisten vollwertigen Alben bieten 4-5, im Falle der Top-Scheiben auch mal 6-7 Kracher im typischen GRAVE DIGGER-Stil, der aber an sich gar nicht mal so typisch ist, bietet die Band instrumental doch einiges an Abwechslung und weiß, auch wenn man das von solch einer Truppe wohl gar nicht so sehr vermuten würde, bisweilen mit einer Frische zu überzeugen, die aktuellen Heavy / Power Metal-Bands doch gerne mal abgeht. Was dennoch alles nach GRAVE DIGGER pur klingen lässt, ist die gewaltige Röhre Chris Boltendahls, die auch nach 30 Jahren noch nichts an ihren Reibeisen-Qualitäten eingebüßt hat.

Bei „The Clans Will Rise Again“ ist auf den ersten Blick alles beim Alten geblieben und zumindest während der ersten Nummern ändert auch der Abgang von Gitarrist Manni Schmidt nichts daran. Thematisch geht es zurück in die Zeiten des allgemein als Vorzeige-Album angesehenen „Tunes Of War“, d.h. die Schotten dominieren mal wieder die Texte, was aber ebenfalls eine eher nebensächliche Informationen ist, bei GRAVE DIGGER geht’s schließlich um Druck in den Strophen und Mitgröhlen in den Refrains, in welchem Kontext Mr. Boltendahl „They will never take our freedom, they will never take our pride“ jetzt genau singt, ist eigentlich unerheblich.
Nach einem Dudelsack-Intro hauen die Jungs dann mit „Paid In Blood“ gleichmal eine Nummer raus, die instrumental locker von „Knights Of The Cross“ stammen könnte, einen starken Refrain bietet und, wenn man dieses Rezept eben nicht schon gewohnt wäre, durchaus ein Klassiker werden könnte. „Hammer Of The Scots“, das ein wenig nach zukünftiger Bandhymne riecht, überzeugt mich indes als Studio-Version wenig, wenngleich ich mir sehr gut vorstellen kann, wie der Refrain, der zum Teil geshoutet wird, live vom Publikum aufgewertet wird. Auf Platte aber einer der Songs, welche man auch auf früheren Alben eher schulterzuckend zur Kenntnis genommen hat. „Highland Farewell“ erweckt zwar nicht nur durch Dudelsack-Einsatz im Refrain den Eindruck, sich von einem In Extremo-Album herverirrt zu haben, ist aber dementsprechend ein ganz netter Ausflug in Mittelalter-Rock Gefilde. Das obligatorische, schleppende Miesepeter-Titelstück bleibt weitergehend nicht im Ohr, dafür findet sich bei „Rebels“ mit einer Lead-Gitarre, die den Refrain begleitet neben dem Dudelsack in „Highland Farewell“ erstmals etwas, was man bei GRAVE DIGGER nicht allzu häufig zu Ohren bekommt. Der Song hat zwar eine ordentliche Portion Pathos geladen, geht aber unter die Haut und gehört definitiv zu den großen Nummern auf „The Clans Will Rise Again“.„Valley Of Tears“, „Spider“ und „Execution“ sind auf jeweils eigene Art und Weise trotz interessanter einzelner Passagen alles in allem unspektakulär, „Whom The Gods Love“dagegen ist zwar nochmals schleppend, zeigt aber mit unheilvollem Klavier im Hintergrund der Strophen und zudem einem Refrain einer Rock-Halbballade eine weitere nicht abgenutzte Seite des Totengräbers auf. Eine stimmige, düstere Nummer, die mal so gar nichts von dem beinhaltet, was man bei GRAVE DIGGER oftmals über hat. Die starken Einlagen der Akustikgitarre in der zweiten Hälfte des Songs betonen, dass Axel Ritt zumindest bezüglich dieses Songs einen sehr erfrischenden Einfluss auf die Truppe hatte, bei „Whom The Gods Love“ stimmt alles ohne altbekannt zu wirken. Stark.
Bei „Coming Home“, nochmal mit Dudelsack, muss ich irgendwie an Fußball-Stadion-Hymnen denken, aber auch dieser Song ist cool geraten. „When Rain Turns To Blood“ ist eine pechschwarze Ballade und textlich ein vielleicht etwas kitschiges Liebeslied, hat aber durchaus auch seinen Reiz.

Insgesamt lässt sich sagen, dass sich „The Clans Will Rise Again“ gegen Ende deutlich steigert, (das alles in allem schlicht geniale) „Whom The Gods Love“, „When Rain Turns To Blood“ und „Coming Home“ sind untypisch für GRAVE DIGGER, sind aber atmosphärisch echte Hämmer im Vergleich zu dem, was es auf den letzten Alben zum Teil zu hören gab, und diese Nummern brauchen sich auch vor den älteren Scheiben keineswegs zu verstecken. Ob das jetzt am Einfluss Axel Ritts liegt oder einfach so zustande kam weiß ich nicht, sollte es der Fall sein, muss man dem Mann aber in Zukunft noch mehr Anteile am Songwriting zugestehen, denn leider findet sich aus irgendeinem Grund auch viel Material auf der Scheibe, das sehr nach der „Middle Ages“-Trilogie kommt, aber nicht den Zauber der Klassiker entfalten kann. Dank „Rebels“ und den zumindest jeweils einen halben Punkt einfahrenden „Highland Farewell“ und „Paid In Blood“ ergibt sich trotzdem eine ganz ordentliche Bilanz von 5 lohnenswerten Songs auf diesem Album, wodurch man sich im Vergleich zum letzten mir bekannten Album „Liberty or Death“ wieder steigert. Ein konsistentes Album-Feeling bleibt aufgrund der Qualitätsunterschiede zwischen den Songs aber leider aus.
„The Clans Will Rise Again“ schafft es noch nicht wirklich, wieder zu glänzen, trotzdem hat man das Gefühl, dass GRAVE DIGGER drauf und dran sind wieder mit ganzer alter (neuer) Stärke zurückzukehren.

Publiziert am von Marius Mutz

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