Ich hatte mir schon lange vorgenommen diese Scheibe zu rezensieren, da es einfach zu schade wäre, sie im Sumpf der Bedeutungslosigkeit versinken zu lassen. Bei GRIFFAR handelt es sich um ein französisches Dreiergespann, welches seit 1997 sein musikalisches Unwesen treibt und mit diesem Werk 2002 sein bis heute einziges Album veröffentlichte. Dieses besteht aus nur vier Titeln, deren Spielzeit sich jedoch zwischen acht und fünfzehn Minuten bewegt. Wenn eine Kapelle diese Form der Präsentation ihrer Musik wählt, stellt sich der Hörer zu Recht die Frage: Schaffen die Herren es, über eine so lange Spielzeit, zu begeistern und zu fesseln oder sind die Stücke aufgrund fehlender Innovation und Inspiration künstlich in die Länge gezogen worden? Wir werden sehen, wie es sich bei GRIFFAR verhält. Zunächst ein Blick auf das Frontbild. Die Szenerie ist etwas schwierig zu beschreiben, könnte aber möglicherweise eine biblische Szene aus der Apokalypse, der Offenbarung darstellen. Das ganze ist in einem dunklen Blau-Ton gehalten und erinnert so ein wenig an EMPEROR’s Erstwerk „In the Nightside Eclipse“. Das Beiheft selbst beinhaltet die Texte aller vier Stücke, vor dem Hintergrund ähnlicher Bilder wie dem des Frontcovers. Leider fällt mir der Name dieses Zeichners nicht mehr ein, welcher unter anderem auch als Vorlage für das Bild des EMPEROR Demos diente. Falls jemandem dieser Zeichner bekannt sein sollte, so möge er sich bitte melden. Als dann finden wir noch mittig die Darstellung der Mitgliederkonterfeis, thronend über einem Nebelumwobenen Stonehenge. Eine wirklich gelungene Visualisierung, die auf das Kommende vorbereiten soll…
Gleich das erste Stück „A Host In The Toad Candle“ beginnt mit einem durchdringenden Schrei und einer absolut genialen Melodie, unterstützt von hämmerndem Schlagzeuggewitter. Dieses Hauptthema wird weitergeführt, durchsetzt von unregelmäßigen Tempowechseln, variierender Schlagwerk- sowie Gitarren-Arbeit. Das ganze erinnert mich sowohl ein wenig an die Landskollegen von BEKHIRA, als auch an die wohl bekannten DISSECTION. Der zweite Vergleich ist jedoch nur entfernt berechtigt, da die Franzosen zwar durchaus ähnlich Melodieverliebt und spielerisch zur Sache gehen, jedoch die Death Metal Einflüsse der Schweden vollständig ignorieren und sie gar nicht erst in ihre Kompositionen einfließen lassen, wodurch „Of Witches and Celts“ eher an alte Norwegische Veröffentlichungen anknüpft, denn an Schwedische. Zudem klingen GRIFFAR insgesamt wesentlich kälter, klirrender. Sänger Hellskrim knurrt und krächzt sich durch eisige Gitarrenlandschaften, am nächtlichen Firmament zucken Becken-Blitze und illuminieren immer wieder für einen Sekundenbruchteil die nachtschwarze Szenerie. Dazu rast das Schlagwerk unaufhörlich im Hintergrund, begibt sich aber auch ab und in langsamere Gebiete, so dass das Stück nicht eine Sekunde Langeweile aufkommen lässt. „Ensnared by the Scarlet Oath“ macht sofort da weiter, wo der Vorgänger aufhörte und weiß in gleicher Manier zu begeistern und eine unglaublich intensive, dichte Atmosphäre aufzubauen. Die zweistimmigen Gitarrenläufe, die sich mit treibenden Stampf-Rhythmen abwechseln stechen hier besonders hervor und erzeugen einen schönen Kontrast. Besonders herausstellen möchte ich die Stelle, die nach etwa sieben Minuten folgt. Absolut ohrwurmwürdige Melodien, gefolgt von einer hallenden Gitarrenwand, die eine Atmosphäre aufzubauen weiß, die schlicht nicht greifbar ist. Der militärische Part kurz danach sorgt ein weiteres Mal für Variation und lässt zudem dem Bass die Gelegenheit, ein wenig durchzuscheinen, was zu gefallen weiß. Nach knapp vierzehn Minuten geht es über zu „The Sanctuary of cursed Warriors“, mit grade mal acht Minuten das kürzeste Stück. Es gibt nicht viel zu sagen. GRIFFAR besinnen sich auch hier auf ihre Stärken: Großartige Melodien, die nie in kitschiges Gedudel abdriften, akzentuiertes Schlagzeugspiel und das selbstsichere Gekrächz des Frontmannes. Klasse! Als letztes folgt dann „Under the Sword of the seventh King”, welches außer der bekannten Spielart noch mit kurzen Akustik-Interluden aufzuwarten weiß, die sehr gut in die GRIFFAR’sche Atmosphäre hineinpassen. Beim hören des finalen Stücks drängt sich mir ein weiterer Vergleich auf. Die Spielweise, besonders bei besagtem Lied, erinnert stellenweise sehr deutlich an die Schweden von VINTERLAND. Dies sichert den Mannen einen weiteren Sympathiepunkt bei mir, was jenen bekannt sein dürfte, die meine erste Rezension für dieses Magazin kennen. Nach gut 48 Minuten ist der Spuk vorbei und hinterlässt bei mir einen bleibenden Eindruck, den ich nun versuchen werde, knapp in einem abschließenden Fazit zusammenzufassen.
Man mag es kaum glauben, dass GRIFFAR mit „Witches of Celts“ tatsächlich ihr Debüt (!) vorgelegt haben. Ja, richtig gelesen, dies ist der erste digitale Leistungsnachweis der Mannen! All die Bands, die nach zwei bis drei Wochen Proberaumaufenthalt meinen, sofort ein Album raushauen zu müssen, sollten angesichts derartiger Leistung, vor Scham erblassen. Die Franzosen erschaffen hier mittels kompositorischem Talent, instrumentaler Beherrschung und variablen Songstrukturen ein Erstwerk-Opus, das mit seiner dichten, Gänsehauterzeugenden Atmosphäre seinesgleichen sucht. Dazu bekommt man eine Produktion, die alle Instrumente klar durchscheinen lässt, jedoch zu keiner Sekunde übertrieben glatt gewienert wirkt. „Of Witches and Celts“ ist eines dieser Alben, die ihre Macht aus der Verbindung aller Einzelstücke miteinander verbunden, zieht. Sicherlich ist jedes Lied für sich auch hörenswert, doch nur als großes Ganzes entfaltet dieses Werk erst seine ganze Stärke und Größe. Ich habe keine Ahnung, wie die Herren diese Genialität mit einer zweiten Auskopplung noch überbieten wollen, lasse mich jedoch gerne davon überzeugen. Bis dahin haben sich GRIFFAR gerechtfertigt motivierende Neun Zähler verdient.
(Hendrik Brinkmann)
Wertung: 9 / 10