Old-School-Fans dürfte der Name Steve Grimmett noch gut bekannt sein. Er war Sänger der NWoBHM-Truppe Grim Reaper, die in den 80ern für einiges Aufsehen sorgte. Später machte Grimmett noch Station bei weiteren Bands, von denen Lionsheart und Onslaught zu den Bekannteren zählen. 2007 trat er wieder mehr ins Rampenlicht, als er mit seinem Solo-Projekt The Steve Grimmett Band das Album „Personal Crises“ herausbrachte. Doch ruht sich Grimmett keineswegs auf Lorbeeren aus, sondern gründete 2008 zusammen mit dem amerikanischen Gitarristen Steve Stine die Band GRIMMSTINE, deren selbstbetiteltes Debut mir heute zur Rezension vorliegt.
Nach mehrmaligem Hören des Albums, hinterlässt es bei mir zwiespältige Eindrücke. Diese resultieren aus den teilweise deutlichen Stilunterschieden, die dem Hörer präsentiert werden. Dabei geht es besonders anfangs recht druckvoll zu Werke, was sich kurz nach der Halbzeit dann aber ändert. Ich bin nicht ganz sicher, wie dies zustande kommt. Durfte bei einigen Songs der vom Metal kommende Grimmet die Songwriting-Feder führen, bei den anderen der vom US-Hardrock beeinflusste Steve Stine? Man könnte es fast meinen. Doch wenden wir uns den Stücken mal zu:
Wie erwähnt, geht es anfangs druckvoll zu Werke. Nach dem Intro regiert bei „911“ ein fetter Groove und knackige Riffs. Der Höhepunkt ist eingängig und das Solo ziemlich inspiriert. Auch „Supernatural“ zeichnet sich durch seinen Drive aus, und bei „Got Nothing But Time“ erinnert mich der Aufbau an Judas-Priest-Songs mit kräftigem Rhythmus und markanten Vocals. Der Refrain ist dann aber sehr eingängig. Auch „To Catch A Killer“ ist eine schnelle, einprägsame Nummer, bevor bei der Ballade „You’ll Never Know“ erstmals gefühlvolle Klänge übernehmen. Das ist aber noch gar nicht der Knackpunkt, da es Balladen auf Metal-Alben immer wieder gibt, und diese außerdem mit einer klasse Melodie kontert. Bei „It’s Over“ halten sich Power und Melodik noch einigermaßen die Waage. Die Riffs sind wieder sehr inspiriert und halten so ein wenig die härtere Seite hoch, was meine obige These ein bisschen ad acta legt.
Danach wendet sich das Blatt und der Großteil der restlichen Songs wildert ganz klar im Melodic Hardrock nach Vorbild des amerikanischen AOR. Ich muss allerdings zugeben, dass die Stücke nicht völlig im Kitsch versinken. Zum richtigen Zeitpunkt sind es mal ein kräftigerer Groove oder auch das Riffing, die den Songs noch etwas Energie und Intensität einhauchen. Ich erspare mir aber, auf alle einzugehen. Hervorheben lässt sich im zweiten Abschnitt noch das ziemlich geradlinige „Straight As An Arrow“ und der kräftigere Blues-Rocker „Afraid Of The Dark“. Dagegen rutscht das Niveau bei den beiden schnulzigen Songs zum Abschluss leider deutlich ab.
Ich denke, damit kann man meinen inneren Zwist so ein wenig verstehen. Von Heavy Metal, über Melodic Metal, knackigen Hardrock, airplaytauglichen AOR bis hin zu seichten Balladen fahren GRIMMSTINE alles auf, was sich in meiner Ansicht etwas beißt. Außer Frage steht ein Händchen fürs Songwriting, denn auf ihre Art können die meisten Tracks durchaus Punkte sammeln. Aber das breite Spektrum gehört irgendwie nicht auf ein einziges Album. Man muss doch sehr weit über den Tellerrand eines Genres blicken können.
Die technische Leistung ist fast makellos. Der Rhythmus ist zumeist recht groovy, das Gitarrenspiel vielseitig und inspiriert. Lediglich bei Grimmets Gesang werden sich die Geister so ein wenig scheiden. Gelegentlich geht das hohe Timbre auch in die Gefilde, für die man stärkere Nerven braucht. Allerdings präsentiert sich der Brite bei manchen „softeren“ Stücken unerwartet variabel und kann den emotionaleren Nummern auch eine gefühlvolle Note verpassen.
Nach intensiver Überlegung denke ich, dass man „GrimmStine“ durchaus über das Mittelfeld heben und in den Bereichen von „gut“ positionieren kann. Als Bandprojekt zeigen GRIMMSTINE schon Potential und durchdachtes Songwriting. Nach oben lässt die amerikanisch-britische Kooperation aber auch nocht genügend Raum zur Steigerung. Und es wäre wünschenswert, dass sich der Vierer in Zukunft stilistisch ein wenig mehr einzugrenzen verstände.
Wertung: 7 / 10