Review Hammerfall – Built To Last

Zunächst ein Exkurs in Sachen Metal-Geschichte: Anno 1997 legen die Schweden HAMMERFALL also mit ihrem Debüt-Album „Glory To The Brave“ einen bis heute unter Fans des Heavy- und Power Metal zu Recht hoch geschätzten Klassiker vor. 14 Jahre und sechs mal mehr, mal weniger gut rezipierte Platten später ist die Band noch immer aktiv – und stößt mit „Infected“ die Hörerschaft ordentlich vor den Kopf. Der bei HAMMERFALL so groß geschriebene, hymnische Charakter weicht größtenteils einer düsteren, schwermütigen Ausrichtung, die längst nicht jedem gefällt. Selbst Band-Maskottchen Hector, der bis dato noch stolz jedes HAMMERFALL-Cover geziert hatte, ist die Sache nicht geheuer, sodass er Platz für eine Zombiehand auf dem Artwork macht.

Es ist klar, dass eine Rückbesinnung her muss, und die lässt auch nicht lange auf sich warten. „(r)Evolution„, wir befinden uns nun im Jahr 2014, präsentiert sich schon rein optisch wieder farbenfroh, Hector hat die Entschuldigung an- und seinen Platz auf dem Cover wieder eingenommen und erhält sogar mit dem Album-Starter „Hector’s Hymn“ einen ihm gewidmeten Song. Mehr nach Old School hätte die Platte gar nicht schreien können, ohne auch nur einen Ton verlautet zu haben. Tatsächlich finden die Schweden auch musikalisch ihren Weg zurück zum ursprünglichen HAMMERFALL-Sound, wenngleich ein paar der schleppenden, finsteren Elemente von „Infected“ durchaus geblieben sind.

Nun bringt die Kapelle mit „Built To Last“ ihre zehnte Langrille auf den Markt. Farbenfrohes Cover, typische HAMMERFALL-Songs als erste Auskoppelungen und Hector ist auch wieder dabei. Das lässt sich doch gut an, oder? Gehen wir der Sache auf den Grund…

„Your words of slander won’t take us down, we see right through you, a shattered clown“. So beginnt „Built To Last“ in textlicher Hinsicht. Ja, gut, HAMMERFALL haben seit jeher nur in einzelnen Fällen (wir erinnern uns an den wirklich rührend geschriebenen Titelsong vom Erstlingswerk, der sich mit Tod, Abschied nehmen und der Hoffnung auf ein Wiedersehen beschäftigt) durch besonders ansprechende lyrische Ergüsse von sich Reden gemacht. Geschenkt also. Viel wichtiger ist, dass der Opener „Bring It!“ sofort ins Ohr geht und deutlich macht, dass HAMMERFALL ihr neues Werk am Start und etwas zu sagen haben. Ein routinierter Song, der lediglich am eher zweckmäßigen als gefälligen Refrain etwas krankt.
Die wirklichen Kandidaten für die Dauerrotation bietet „Build To Last“ im Anschluss mit dem bereits veröffentlichten Doppel „Hammer High“ und „The Sacred Vow“. Aber keine Sorge, das waren noch lange nicht alle Highlights. Auch wenn die meisten noch ausstehenden Nummern nicht auf Anhieb derart zünden, klingen HAMMERFALL das ganze Album hindurch so selbstverständlich nach ihrem ureigenen Sound, als hätten sie diesen Kurs niemals auch nur für eine Platte verlassen. Was auf „(r)Evoluton“ bereits wieder im Vordergrund stand, erhält auf „Built To Last“ nochmals eine Schippe oben drauf, sodass es sich von vorne bis hinten um eine klassische HAMMERFALL-Platte handelt, die so ziemlich alle von der Band bekannten Trademarks bietet. Ein Album featuring die neue, kolossale Live-Hymne („Sacred Vow“), featuring die nahezu unverzichtbare „wir können auch Trauer!“-Ballade („Twilight Princess“), featuring „Hammer/Steel/Battles/Dragons“-Texte und, nicht zuletzt, featuring Joacim Cans‘ abermals herausragende Gesangsleistung. Die glasklare Stimme des Frontmanns klingt 2016 noch so frisch und unverbraucht wie 1997, sodass das folgende, zugegeben etwas platte, aber passende Wortspiel bitte Vergebung erfahren möge: Der Joacim kann’s einfach noch.

Sonderlich innovativ mag das alles nicht klingen, und, Hand aufs Herz: Das ist es auch nicht. Mit ihrer zehnten Langrille stehen HAMMERFALL zu einhundert Prozent für genau diesen Namen und genau diesen Sound. Und sie machen es einmal mehr sehr gut und untermauern erneut, warum sie eine feste Größe im Power- und Heavy Metal sind. Natürlich heißt das auch, dass „Built To Last“ den Stil der Band nicht erweitert oder gar revolutioniert. Das muss aber nicht schlecht sein, 2011 hat ja gezeigt, wie so ein Schuss nach hinten losgehen kann. Letztlich tun HAMMERFALL das, was sie am besten können, wer sich am Sound der Kapelle bereits übersättigt hat, wird auch an diesem Album also keine Freude finden. Allen anderen sei gesagt, dass es vielleicht keine Platte ist, die ausschließlich neue Dauerbrenner in den Katalog der Schweden integriert, aber auch keinen Ausfall bietet. Insofern sind HAMMERFALL zu beglückwünschen, ihrem Album einen wenig bescheidenen, aber zu Recht gewählten Namen gegeben zu haben.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Pascal Weber

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