Review Hand To Hand – Design The End / Follow The Horizon

HAND TO HAND nennt sich das Quintett aus Florida, dessen zweites Werk inAlbenlänge mir vorliegt. Das Debüt erschien schon 2005, ebenfalls bei LifeforceRecords und eine MiniCD im letzten Jahr kündigte neuen Output an. Der hört aufden Namen Design The End / Follow The Horizon und wasauch immer die Zweisamkeit des Titels bedeuten mag, klangvoll kommt er daherund auch recht typisch für die musikalischen Gefilde, in denen sich HAND TOHAND bewegen. Man nenne es, wie man wolle, Emo(core), Screamo, melodicHardcore oder gar emotional Rock, die nicht unbegründeten Vorurteile undKlischees springen einem geradezu ins Gesicht. Das wissen sowohl die Band alsauch ihr Label natürlich auch und kündigen dementsprechend – auch keinAlleinstellungsmerkmal – an, die bekannten Grenzen zu sprengen, aus der Masseherauszustechen und ihren „high-energetic“ Sound mit metallischen Kanten undPunk-Attitüde zu bereichern. Doch ist dem wirklich so?

Der Opener „In This City“ kann die großen Versprechungen zwar nicht wirklichhalten, kommt aber doch besser als befürchtet mit Schrei-Gesang und einem garnicht so schlechten, fast metallischem, Riff daher. Und dann ist er plötzlichvorbei. „State of Emergency“ folgt und man beginnt sich in einer Grube vollerTränen versinken zu sehen. Sänger Rob hat die perfekte Stimme für diese Art vonMusik, was leider bedeutet, dass er klingt und singt wie man es erwartet undschon viel zu oft gehört hat. Das, zusammen mit den ultra-melodischen,drucklosen Gitarren, die nur sporadisch zeigen, was sie ankündigten undscheinbar in der Lage sind zu erzeugen, geht – zumindest mir – seit demspätestens dritten Durchlauf der CD unglaublich auf die Nerven. Das istinsofern besonders schlimm, als dass HAND TO HAND offenbar die Möglichkeithätten, sich aus diesem starren Gerüst zu lösen, in das sie sich hier dann dochquetschen. „I Drew A Portrait In Philly“ wartet mit deutlich mehr Geschrei undkomplexeren Riffstrukturen auf und schafft es dadurch tatsächlich, etwas nachoben auszubrechen, ist dann aber nach knappen zweieinhalb Minuten auch schonwieder vorbei. Schade.

Die folgenden beiden Songs „Mr Warwithin“ und „The Lion’s Den“ bewegen sichvollkommen in den typischen Gefilden mit ultra-melodischem Gesang zu Melodien,die niemandem wehtun – sofern man nicht versucht, mehr zu finden, als da ist.So flutschen sie auch relativ belanglos durch die Ohren und danach kann mansich nicht mehr so wirklich erinnern, was genau man gerade gehört haben könnte.Handwerklich kommen sie dabei durchaus solide daher, kranken aber an demProblem, das sich schon anfangs zeigte und auch nicht auflöst: Die druckloseProduktion. Selbst mit dem Bassregler auf Ultimo und auf einer Lautstärke, beider die Nachbarn normalerweise wutentbrannt an die Wohnungstür klopfen, willsich einfach kein Bewegungsdrang einstellen. Doch zum Glück es gibt auch einigeLichtblicke, die das Album doch noch davor bewahren, einfach nur schlecht zusein. Das Zwischenspiel „Passing Through“ mit Akustikklampfe undhintergründigem Gesang hätte wieder gerne länger ausfallen können und wecktAssoziationen zu den ruhigen Stücken der finnischen Insomnium. Klingt komisch,beweist aber, dass HAND TO HAND in der Lage wären, den Kitsch hinter sich zulassen. Was hindert sie bloß?

Auch „Love Muscle“ – ja, das ist der Titel – wagt sich angenehm weit überGenregrenzen hinaus, will sogar fast gern gehört werden und hebt die Stimmung,die dann von „Los Muertos Caminan“ gleich wieder zertrampelt wird. Chorgesang,der den Hardcore preist, muss ja nun wirklich nicht sein. Damit wirkt der Titelwie ein Fremdkörper, denn das abschließende, knapp 10minütige „Let End ThisAlbum With A Party“ stellt zweifellos den Höhepunkt der insgesamt 40 Minutenmelodic (Scr)e(a)mocore dar. Ganz einfach dadurch, dass er sich am weitestendavon entfernt. Rein instrumental bewegt es sich zwischen Metal und Hardcore,webt einen Teppich aus Tönen, auf dem man sich gerne ausruhen würde. Dabeikommt auch die Melodie nicht zu kurz und der fehlende Gesang stört gar nicht,eher das Gegenteil ist der Fall. Nächstes Mal bitte viel mehr davon und wenigervom Rest, dann klappt das auch mit dem Einhalten dessen, was man ankündigt. Unddas Gelaber am Ende der 9 Minuten Stille können sie sich dann auch gleichschenken, das ist nämlich nicht cool, sondern einfach nur blöde. Dennoch wird“Design The End / Follow The Horizon“ denen bestimmt gefallen, die sowieso wasmit der Musik und der Band anfangen konnten.

Wertung: 5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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