Review Hangover In Minsk – Party Is Over

  • Label: Eigenproduktion
  • Veröffentlicht: 2025
  • Spielart: Black Metal

Der Volksmund weiß: Alkohol ist kein guter Ratgeber. Doch Dymna Lotva wissen es besser – und treten mit HANGOVER IN MINSK auch gleich den Gegenbeweis an. Auf der Rückreise vom Dark Easter Metal Meeting 2024 unter namensgebenden Umständen gegründet, ist das Nebenprojekt im wahrsten, nicht aber dem zur Metapher gewordenen Sinn des Wortes eine Schnapsidee.

Während sich das Quartett unter dem Namen Dymna Lotva einem atmosphärisch dichten, mitunter aber etwas sperrigen Mix aus (Post) Black Metal, Avantgarde und Doom Metal verschrieben hat, gehen HANGOVER IN MINSK mit „Party Is Over“ in Richtung Depressive/Suicidal Black Metal – was einem verkatert eben so in den Sinn kommt.

Dabei beginnt „Farewell“ noch vergleichsweise lieblich, mit verspielten Cleangitarren und sanftem Klargesang – bald schon übernimmt jedoch eine eingängige Lead-Gitarre, zu der Sängerin Nokt Gröberes aus ihren Stimmbändern herausholt. Viel mehr passiert in dem Stück nicht – muss aber auch nicht: Der Ohrwurm ist platziert! Oh, wäre es doch nur der eine. Doch HANGOVER IN MINSK züchten die Biester: Bereits im darauffolgenden „Drunk And Beautiful“ lauert der nächste, abermals genährt durch eine kurzes, aber extrem griffiges und hinreichend oft wiederholtes Lead-Gitarren-Lick. Schon dieses Stilmittel, aber auch das restliche Arrangement, etwa der panisch wabernde Gesang, lassen an Lifelover denken. Eher in Richtung Shining geht „Fuck You, My Love“ in seiner düsteren Theatralik: Für diesen Song haben sich HANGOVER IN MINSK mit dem Belgier Déhà einen Gast ins Boot geholt, überraschen aber zugleich mit fast opernhaftem Klargesang.

Der größere Hit aber ist fraglos „Devil In Me Wants To Dance“. Abermals bedienen sich HANGOVER IN MINSK des bewährten Musters: Auch hier ist es eine kurze „Lifelover-Tonfolge“, die den ganzen Song prägt – und das, obschon sie in dem Fünfminüter nur zu Beginn viermal und am Ende achtmal wiederholt wird. Dabei lohnt es sich durchaus auch, dem „Dazwischen“ hinreichend Aufmerksamkeit zu schenken, da der Song instrumental wie gesanglich viel zu bieten hat. An dieser Stelle sollte der Gesang auch nochmal explizit hervorgehoben werden: Stimmlich wie auch in Sachen Live-Performance hat Nokt jetzt schon ihren Platz zwischen Todtgelichter und Bethlehem gefunden – Respekt!

Dass HANGOVER IN MINSK das Album über die Musik hinaus als Gesamtkunstwerk begreifen, zeigt sich schon bei dem im Refrain leider etwas nervigen, aber schlichtweg genial betitelten „Morning Mourning“. Und auch das Cover – Herz aus Glas? Weinglas? Auf alle Fälle: zerrissen – hat weit mehr Gehalt als nur Promille.

Harakiri For The Sky, Lifelover, Shining – im DSBM gibt es wahrlich schlechtere Referenzen. Zumal HANGOVER IN MINSK vieles besser machen als die genannten Bands: Sie existieren noch, sind keine Junkie-Creeps und wissen, wann ein Song seine ideale Länge erreicht hat. Nüchtern betrachtet war es betrunken besser? Von wegen! Auf diesen Kater dürfte für Dymna Lotva alias HANGOVER IN MINSK noch so einiges folgen – nur sicher keine Reue. Diese Party hat gerade erst begonnen!

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert