Review Heirs – Fowl

Hätte ich das gewusst. Kurz nachdem ich meine Stimme für das beste Cover-Artwork des Jahres abgab, kam mir dieses – auf den ersten Blick unscheinbare – Bild vor Augen, das die zweite Scheibe der Australier von HEIRS ziert: Ein halbnackter Mann, der, nur mit gelben Plastikhandschuhen und einem Lendenschurz bekleidet ist, in einem Vogelnest steht, und obendrein einen offenbar teerverschmierten Federschmuck um den Hals trägt. Auch wenn das hier sicherlich mehr Fotographie als „Artwork“ ist: Da hat sich jemand wirklich Gedanken gemacht.

Zur Einleitung sei gesagt, dass sich der Sound von HEIRS beim ersten Höreindruck wohl am ehesten als eine Mischung aus This Will Destroy You und Godspeed You Black Emperor beschreiben lässt, also eine Mischung aus den ambient- und post-rock-lastigen Elementen Ersterer und den ausschweifenden Songstrukturen Letzterer darstellt. Der Fokus liegt aber auf einem melancholischen, trostlosen, fast schon depressiven Klangbild – passt ja auch irgendwie zum Artwork. Während „Dust“ sehr langsam startet und nach drei Minuten ein doomiges Riff einsetzt, welches das ganze Lied durch fortgesetzt wird, wird in „Fowl“ auf äußerst polyphones Riffing gesetzt – auch zeigen sich hier, wie auf der gesamten Platte, deutliche Industrial-Einflüsse. „Burrows“ dagegen könnte vom Aufbau her auch einer Idee von „Explosions In The Sky“ entsprungen sein. Das heißt nicht, dass das Lied abgekupfert klingt, vielmehr dominiert hier eine für HEIRS‘ Verhältnisse recht melodische Gitarre, die von Synthesizer-Effekten unterstützt wird, das Drumming ist dafür unscheinbarer als in den Liedern davor. „Men“ wird in den ersten drei Minuten fast nur von einem verzerrten Bass dominiert – im Hintergrund sind Windgeräusche zu hören, bis unvermittelt dissonante, flächige Gitarren auftreten. Der Rausschmeißer „Drain“ ist der schnellste Song der CD, hier wird auf recht vertracktes Schlagzeugspiel gesetzt, das jedoch kaum zu hören ist, da die Gitarren dieses wiederum deutlich übertönen.

Die Produktion von „Fowl“ ist gut gelungen: Zwar sind die Drums auf dem ganzen Album eher leise produziert, dadurch treten aber die Gitarren, die hier wohl den Großteil der Atmosphäre ausmachen, mehr in den Vordergrund. Das bringt die mitunter fast schon kakophonen Klänge in den Liedern (vor Allem „Men“ ist hier hervorzuheben) noch deutlicher in den Vordergrund. Der ordentlich verzerrte Bass und der beabsichtigte Einsatz von Rückkopplungen und äußerst schrillen Pinch Harmonics trägt weiter zum rauhen, dreckigen Sound von „Fowl“ bei.

Dem aufmerksamen Leser wird jedoch aufgefallen sein, dass ich mich bisher um jegliche Wertung bezüglich dieses Albums gedrückt habe: Aus dem einfachen Grund, dass es mir alles Andere als leicht fällt, hierüber eine solche abzugeben. Einerseits lässt sich stets ein roter Faden erkennen, auch sind alle Lieder nicht unnötig verschnörkelt, oder komplex aufgebaut. Dennoch ist der Sound von HEIRS ein durchaus anspruchsvoller und dieses Album taugt nicht zum Nebenbeihören, denn eingängige Passagen sind absolute Mangelware. „Fowl“ entfacht letztlich auch nach mehrfachem Hören keine Begeisterung. Dies ist aber wohl auch nicht beabsichtigt, und da das Album in sich stimmig ist, und zwar beim Hörer keine Begeisterung hervorruft, aber doch ein Gefühl für die Herangehensweise an dieses Album gibt und in sich stimmig ist, bleibt eine Einstufung im oberen Mittelfeld als Endergebnis stehen.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Pascal Stieler

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