Review Helheim – Heiðindómr ok mótgangr

Seit bereits mehreren Monaten liegt mir „Heiðindómr ok mótgangr“ vor, das mittlerweile siebte Album der Viking Metal-Institution HELHEIM. Dass ich es bisher nicht zu einer Besprechung brachte, ist beschämend, aber vielleicht sollte man die im April dieses Jahres erschienene Platte auch einfach nicht im Sommer hören. Die Norweger genießt man wohl am besten wohlgekühlt. Dass die Spielart bei uns als „Viking / Pagan Metal“ angegeben wird, mag manchen heutzutage in die Irre führen, denkt dieser bei der Bezeichnung zunächst an Met- und Frohsinn-geschwängerte Leichtmatrosen. HELHEIM aber erinnern seit Jahren daran, dass das Genre seine Wurzeln im Black Metal hat. Ich will den Bergensern keinen Sinn für Humor absprechen, aber solchen lassen sie gewiss nicht in ihre Musik einfließen.

Die neun Stücke auf der Platte, deren Namen so viel wie „Heidentum und Widerstand“ in altnordischer Zunge bedeutet, versprühen daher einen sehr urtümlichen Geist. Spätestens beim fies-doomigen „Viten og mot (Stolthet)“, wenn das Waldhorn ausgepackt wird, wird man dessen gewahr. Doch auch bei den einleitenden schnellen Stücken, darunter das bereits vorab veröffentlichte „Dualitet og ulver“ mit einem Gesangsbeitrag von Hoest (Taake), gelingt es, ohne viel Schnickschnack, dafür mit Weisheit im Umgang mit den Instrumenten, eine hervorragend bedrohliche Atmosphäre zu erschaffen. Auch der Opener an sich ist nochmal für sich hervorzuheben: Hier bringen die Wikinger-Veteranen auf siebeneinhalb Minuten derartig viele Facetten zeitgemäßen Heidenstahls auf den Punkt, dass ich jedem Fan von Helrunar bis Sólstafir nur dringend ein Reinhören nahelegen kann.

Ein durchgängiges Konzept scheint musikalisch wie textlich dem Album nicht zugrunde zu liegen. wenngleich vier Songs mit dem Titel „Viten og mot“ (doppeldeutig: „Wissen und Mut“ aber auch „Wissen und gegen“) und die Vermischung von Hávamál-Versen mit Weisheiten in ähnlichem Stil dies suggerieren. Doch das braucht es auch nicht – „Heiðindómr ok mótgangr“ ist ein kompaktes und doch sehr anspruchsvolles Album geworden, noch dazu mit einer genau auf den Punkt gebrachten Produktion. Wenngleich manche schleppende Passage (mit Sicherheit gewollt) ihre Länge hat und nicht so direkt zündet wie beispielsweise das flotte „Nauðr“, sind „Schwächen“ in dieser Form gar nicht auszumachen. HELHEIM zeigen einmal mehr der Welt, dass Viking Metal und musikalisch-inhaltlicher Anspruch kein Paar von Gegensätzen sein muss und präsentieren 2011 ein verdammt starkes und tiefgründiges Album, das man als unterschwelliges „Fuck you!“ in die kleine Welt der Möchtegernwikinger verstehen kann.

Wertung: 9.5 / 10

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