Review Helloween – Keeper Of The Seven Keys – The Legacy

Anno 2005 haben die deutschen Speed Metal-Urgesteine von HELLOWEEN die Ansprüche an sich selbst denkbar hoch gesteckt. „Keeper Of The Seven Keys – The Legacy“ heisst das aktuelle Werk des Hamburger Quintetts. Und mit diesem geschichtsträchtigen Namen sollte jeder Metaller die wohl größten Werke der fünf Kürbisköpfe verbinden. Aber können sie es fast zwanzig Jahre später schaffen, noch einmal an diese überaus erfolgreiche Phase anzuknüpfen? Zumindest einmal scheinen reichlich Ideen da gewesen zu sein. Denn der Käufer erhält nicht einen, sondern gleich zwei Silberlinge mit jeweils knapp vierzig Minuten Spielzeit. Das weiss schon einmal zu gefallen!

Sehen wir uns das Ganze doch einmal genauer an: Die erste Scheibe beginnt mit einem Gedicht, das ob seiner Reime und des Metrums zu gefallen weiss. Dann geht es mit „The King For A 1000 Years“ in die Vollen. HELLOWEEN präsentieren uns direkt am Anfang einen epischen Longtrack, der Platz lässt für sphärische Keyboard-Klänge, gregorianische Chöre und phantastische Solo-Passagen, an denen jeder der Instrumentalisten einmal auf seine Kosten kommt. Doch trotz dieser Vielfalt an unterschiedlichen Elementen findet das Stück immer wieder zu einer straighten Struktur zurück, die auf einem Up-Tempo-Riff basiert.
„The Invisible Man“ ist hingegen ein sehr am Groove orientiertes Stück. So ist es kein Wunder, dass der Akzent hier hörbar auf Bass und Schlagzeug liegt. Ausserdem steht hier ein elegischer Zwischenpart im krassen Gegensatz zur Up-Tempo-Struktur des Liedes und sorgt so für richtige Gänsehaut. Eingerahmt wird das Ganze von einem der zweistimmigen Gitarrensoli, für die die Hamburger berühmt sind.
„Born On Judgement Day“ kann ebenso wie „Pleasure Drone“ mit herrlichen Melodien und einem verdammt hymnischen Refrain brillieren. Dazu kommt die von dem Quintett bekannte Schnelligkeit und perfekt ist die Speed Metal Perle.

Die Single „Mrs. God“ hatte ja im Vorfeld schon für einigen Diskussionsstoff gesorgt. Der Happy Metal der Marke Edguy, der hier zelebriert wird, hat die Gemüter erhitzt. Den einen gefällts, den anderen nicht. Aber hin und wieder muss auch das einfach mal sein. Immerhin versprüht der Track richtig viel Spaß und Spielfreude. Ausserdem fügt er sich sehr harmonisch in das Gesamtkonzept des Albums ein. Also kein Grund zur Sorge.
„Silent Rain“ bildet dann zum Abschluss der ersten CD noch einmal eine flotte Nummer in bester HELLOWEEN Manier. Das macht Lust auf mehr. Also flugs die zweite Scheibe in den Player geworfen und weiter geht’s.

Diese verfügt ebenfalls über ein Intro. „Occasion Avenue“ beginnt damit, dass ein Mensch im Radio nach guter Musik sucht. Dabei stößt er immer wieder auf alte HELLOWEEN-Kamellen. Darunter auch „Keeper Of The Seven Keys“. Letztendlich bleibt er bei besagtem „Occasion Avenue“ hängen. Und oh Wunder: Zum Anfang präsentieren uns die Kübrisköpfe wieder einen Longtrack. Hier geht’s allerdings wesentlich direkter zur Sache. Zwar werden auch bei diesem Stück, ähnlich wie beim Opener der ersten Scheibe Keyboards, Chöre und tolle Soli geboten. Aber insgesamt ist das deutlich eingängiger, aber vor allem sehr heavy und düster.Das anschließende „Light The Universe“ ist eine Halbballade, die ihren Zauber durch das Duett von Andi mit der Blackmore-Freundin Candice Night gewinnt. Aber auch die Instrumentalarbeit und besonders die klassischen Klavier-Akkorde während der Strophen können hier den Gänsehautfaktor noch weiter nach oben treiben.

Die folgenden Titel „Do You Know What You Are Fighting For“, „Come Alive“, „Shade In The Shadow“ und „Get It Up“ fallen dann leider meiner Meinung nach etwas ab. Das soll jedoch nicht heißen, dass sie schlecht sind. Im Gegenteil! Nur haben wir bis jetzt fast ausschließlich Hits gehört. Und da wirken die typischen HELLOWEEN-Speed Metal-Granaten mit flottem Rythmus und fetzigen Soli fast schon langweilig gegen. Würde man die Titel jedoch jeweils für sich nehmen, dann haben wir es hier allesamt mit Nummern zu tun, von denen sich andere Combos wünschen würden, einmal in ihrem Leben so etwas schreiben zu können.
Am Ende der dritten Keeper-Platte steht dann „My Life For One More Day“. Und damit haben wir es definitiv mit der Hymne der Platte schlechthin zu tun. Die Herren Weikath und Gerstner zaubern auf ihren Äxten herrliche Melodien. Während der Strophen zeigen sie jedoch auch, dass sie richtig fette Riffs draufhaben, so dass der Track schön heavy rüber kommt. Der Refrain lädt dann zum Mitgröhlen ein. Was dieses Stück aber wirklich einmalig macht ist die phänomenale Gesangsleistung von Andi Deris, der zwischen den tollen Melodien und den eingängigen Parts im Chorus immer wieder hohe Shouts einbaut.

Am Ende der Platte bleibt dann die Gewissheit: HELLOWEEN haben mit der dritten Platte der Keeper-Reihe zwar nicht ganz an die Innovativität und die Magie der ersten beiden Platten dieses Zyklus anschließen können, aber dennoch einen würdigen Nachfolger geschaffen. Nachdem der Vorgänger „Rabbit Don’t Come Easy“ ja nicht das Gelbe vom Ei war, präsentiere sich die Kürbisköpfe hier wieder in Bestform. Besonders die beiden Longtracks sind musikalische Leckerbissen und werden nie langweilig. Das steht im Übrigen auch für das gesamt Album, das trotz seiner enormen Länge von insgesamt fast achtzig Minuten sehr eingängig und kurzweilig geraten ist. Kombiniert man das Ganze dann noch mit einer amtlichen Produktion von Charlie Bauerfeind, dann kann eigentlich gar nichts mehr schief gehen.

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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