Australien ist ja bekanntlich nicht gerade weltberühmt für seine florierende und lebhafte Szene im härteren Musikbereich, daher ist es prinzipiell schon mal kein schlechter Gedanke, dort eine Metal-Band zu gründen. Das dachten sich wohl auch HERRATIK, die mit „Compromise Gone“ nun ihr zweites Album veröffentlichen. Zählt man die beiden Platten aus der Zeit dazu, in der die Jungs noch unter dem Namen Abortus mit Kängurus geboxt haben, ist es sogar schon die vierte. Im Grunde also schon eine recht erfahrene Truppe, die mit dem ehemaligen Mystic Circle-Schlagzeuger Alex „Necrodemon“ Koch einen auch in unseren Breitengraden bekannten Namen als Session-Musiker mit an Bord haben.
Und was ist bei dem deutsch-australischen Flirt herausgekommen? Eins schon vorweg: Der Albumtitel ist absolut Programm. HERRATIK knüppeln uns hier neun kompromisslose Abrissbirnen um die Ohren, die vor Testosteron nur so schäumen. „Compromise Gone“ ist ein fieser Bastard aus Thrash und Death Metal mit gelegentlichen kurzen Abstechern in den Speed-Metal- und Hardcore-Bereich. Den Slogan „In Your Face“ hätte man mit Tracks wie beispielsweise „Talk So Much… Say Nothing“ und „Filth in Numbers“, im Grunde aber auch dem ganzen Album wohl kaum passender musikalisch umsetzen können. Das Problem ist dabei nur die Qualität der Umsetzung.
Das zeichnet sich schon im Intro ab, welches durch das Orchester aus der Konserve wohl irgendwie majestätisch und erhaben wirken soll, dazu aber deutlich zu schwach auf der Brust ist. Als das Quintett dann mit „Enough“ richtig loslegt, treten weitere Mängel in den Vordergrund. Der Gitarrensound verliert durch den furztrockenen, blechernen Klang sehr viel von seiner Brutalität und wirkt anfangs doch recht kraftlos. Wenn man sich jedoch erst mal hineingehört hat, fällt das nicht weiter auf und man gewöhnt sich daran. Was man sich allerdings sicher nicht schönhören kann, ist der Gesang. Mit Jack White (nein, nicht der Jack White) steht ein typischer Wutbrocken-Brüllwürfel am Mikro und liefert eine absolut monotone Performance ab. Der eigenartige Effekt auf seiner Stimme in „Closed Book… Opened Wrist“, durch den sie klingt, als würde er durch einen angeschalteten Ventilator bellen, macht es leider auch nicht besser. Da ist noch ordentlich Luft nach oben.
Dabei hat „Compromise Gone“ durchaus auch positive Aspekte. Da wäre zum einen das sehr abwechslungsreiche und dynamische Schlagzeugspiel, das von Midtempo-Grooves über Ufta-Ufta-Rhythmen bis hin zu Blasts alles bietet und die Songs druckvoll vorantreibt. Zum anderen haben auch die Gitarristen ihre Hausaufgaben gemacht und schütteln sich schöne Twin-Gitarren-Leads und Flitzefinger-Soli aus den Ärmeln. Das war’s dann aber leider auch schon. Zu repetitiv sind die Strukturen der Lieder, zu beschränkt deren musikalische Ausrichtung, zu groß die Austauschbarkeit, um diese Scheibe wirklich gut zu finden. Und so halte ich es im Endeffekt für einen passenden Abschluss, dass man in den letzten zwei Sekunden des Rausschmeißers „The Zone“ jemanden kotzen hört.
Auch wenn „Compromise Gone“ mit seiner Spieldauer von 31 Minuten recht kurz ausgefallen ist, hat man nach einem ununterbrochenen Durchlauf definitiv erst mal keinen Bock mehr darauf. Sicherlich gibt es Stellen, wo der Nacken nicht still bleiben kann, aber im Großen und Ganzen ist das Endergebnis doch recht durchwachsen. Live mit fünf Bier im Schädel ist diese Mucke womöglich ganz cool, wenn man sich’s aber schönsaufen muss, ist das auch nicht Sinn der Sache. Und so werden HERRATIK wohl auch im Musikladenregal vorerst Down Under bleiben.
Wertung: 5 / 10