Review Hypno5e – A Distant (Dark) Source

Mit ihrer letzten Veröffentlichung, dem direkt folkig anmutenden Soundtrack zum Film „Alba – Les Ombres Errantes“, ist dem Progressive-Metal-Quartett HYPNO5E im letzten Jahr eine kleine Überraschung geglückt: Von ausschweifenden, harten (Post-)Metal-Passagen keine Spur, Vergleiche mit dem großartigen, metallischen Vorgänger „Shores Of The Abstract Line“ gestalteten sich aufgrund der neuen Ausrichtung schwierig. Mit „A Distant (Dark) Source“ liegt nun der neueste Output der Franzosen vor – und knüpft mehr oder weniger da an, wo die Band mit „Shores Of The Abstract Line“ aufgehört hat.

Technisch anspruchsvolles Gitarrenspiel gibt es auf dem inzwischen fünften Longplayer seit dem Debüt „Des Deux L‘une Est L‘Autre“ aus dem Jahr 2007 also zu Genüge auf die Ohren – regelmäßig unterbrochen von akustischen Passagen, oftmals untermalt von Sprachsamples unterschiedlicher Herkunft. Diese sind Teil des inhaltlichen Konzepts: So handelt „A Distant (Dark) Source“ (der zweite von zwei Teilen, wann der erste veröffentlicht wird, ist noch offen) von der Suche eines Mannes nach den Schatten seiner großen Liebe an den Ufern des vor 15.000 Jahren ausgetrockneten Sees Tauca in Bolivien – Sänger und Gitarrist Emmanuel Jessua ist hier aufgewachsen, die besondere Atmosphäre des trostlosen Orts ist bis heute noch Inspiration für seine Kompositionen.

Musikalisch verlassen sich HYPNO5E auf Altbewährtes: Djent-Riffing und dissonante, beinahe Math-Core-artige Ausbrüche mit geshouteten Vocals geben sich kontinuierlich mit atmosphärischen, post-rockig und harmonisch durchaus mediterran anmutenden, clean gesungenen Passagen die Klinke in die Hand. Während die bereits erwähnten Sprachsamples französischsprachig sind, trägt Jessua mal wütend geschriene, mal gefühlvoll gesungene Texte auf Englisch vor und leistet sich dabei keine Schnitzer. Dasselbe gilt auch für die Instrumentalfraktion, die technisch versiert und äußerst präzise bei der Sache ist. Und über die Produktion kann man erst recht nicht meckern: Transparent und äußerst sauber bringt sie jedes feine Detail in den komplexen Kompositionen angemessen zur Geltung.

Also alles eitel Sonnenschein? Mitnichten, denn trotz aller Härte, der technischen Perfektion und der gefühlvollen Interpretation ruhigerer Passagen fehlen die ganz großen Momente oder Überraschungen. HYPNO5E knüpfen auf „A Distant (Dark) Source“ so sehr an ihr 2016er Werk an, dass es fast ein wenig langweilig ist. Zumal das Album mit ziemlich genau 70 Minuten auch nicht kurz ist. Insofern könnte man sich aufgrund der Varianz bei den beiden letzten Outputs des Quartetts ein bisschen mehr Abwechslung, vielleicht sogar so etwas wie eine Weiterentwicklung wünschen. Das ist Meckern auf immer noch ziemlich hohem Niveau, zeigt aber auch ein weiteres Mal, dass selbst technisch hervorragende Bands Gefahr laufen können, zu stagnieren.

„A Distant (Dark) Source“ ist unterm Strich kein schlechtes Album – aber es bleibt leider (vom Album-Closer „Tauca – Pt. 2 (Nowhere)“ einmal abgesehen) auch nur wenig im Ohr hängen. Man darf gespannt sein, womit HYPNO5E als nächstes um die Ecke kommen, denn da geht ohne Frage noch ein bisschen mehr. So oder so: Wer die letzten Platten (von „Alba – Les Ombres Errantes“ mal abgesehen) und atmosphärischen, progressiven Post-Metal mag, wird auch kein Problem mit dem neuen Album haben.

Wertung: 6.5 / 10

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