Review ICS Vortex – Storm Seeker

ICS Vortex ist weißgott kein Unbekannter in der Metal-Welt – sorgte der Bassist und Sänger doch bereits mit diversen Bands und Veröffentlichungen für Aufsehen. Und auch, wenn er die letzten Jahre vor allem Bassist und Verantwortlichen für den Klargesang bei Dimmu Borgir von sich reden machte, ist seine Liebe zum Progressiven lange schon kein Geheimnis mehr, denkt man nur an Borknagar, oder, insbesondere, sein länger auf Eis gelegtes Projekt Arcturus.
Nachdem ICS Vortex unerwartet bei den Norwegischen Black Metallern der düsteren Festung ausgestiegen war, belebte er nicht nur Arcturus wieder und kehrte zu Borknagar zurück, er stezte sich auch an die Umsetzung eines Soloprojektes, simpel ICS VORTEX betitelt, dessen Debüt nun vorliegt: „Storm Seeker“.

Hinter einem recht stimmungsvollen Artwork verbergen sich dabei ganze elf Songs mit einer Gesmtspielzeit von einer Dreiviertelstunde, wobei man sich hinsichtlich des kunterbunten Songtitel-Stilmixes zwischen „Odin’s Tree“, „Skoal!“ und „The Blackmobile“ bereits auf alles Mögliche einstellt – wer die Arcturus-DVD „Shipwrecked in Oslo“ kennt, dürfte wissen, wieso – ist diese doch soetwas wie der sympathische, aber triftige Beweis, dass alle Beteiligten einen ordentlichen Hau weg haben müssen.
Was folgt, ist leider garnicht so abgefahren, wie erwartet – um nicht zu sagen: Stellenweise richtiggehend fad. Sicherlich, was ICS Vortex hier abliefert, ist sowohl technisch als auch musikalisch auf höchstem Niveau, in allen Belangen mit einem Maximum an Professionalität umgesetzt und, auch das will ich nicht leugnen, stellenweise verdammt cool. Im Großen und Ganzen jedoch enttäuscht das Album dennoch, vielleicht nicht zuletzt, weil ich von diesem Ausnahmemusiker noch etwas mehr erwartet hätte. So bietet „Storm Seeker“ guten, aber relativ gewöhnlichen Progressive Metal, wobei hier schon ein Widerspruch in sich die Unbrauchbarkeit des Genrebegriffs offenlegt: Zwar weiß wohl jeder, was er sich unter „Progressive Metal“ vorzustellen hat, allein, aus dieser Tatsache heraus kann das, was dann genau diesen Erwartungen entsprechend aus den Boxen schallt, ja nicht mehr „neuartig“ im Sinne des lateinischen Ursprungswortes, pro-gredi für vorwärtsgehen, sein.
Und richtig, „neuartig“ ist hier auch nichts: Nach einem an Enslaved erinnernden Riff legt ICS VORTEX mit gitarrenfixierten Songs im Midtempo los, welche jegliche Eigenständigkeit eigentlich erst durch den Gesang erlangen, ist das Instrumentalfundament für sich gesehen doch relativ unspektakulär: Nette Melodien treffen austauschbare Riffs, und bilden ein sehr professionelles, jedoch nicht gerade berührendes Fundament – vermutlich nicht zuletzt, weil man zu jeder Sekunde Merkt, dass die Musik hier wirklich nicht mehr sein soll als das schmückende Beiwerk um des Meisters Stimme. Diese ist natürlich auch auf dieser Aufnahme über jeden Zweifel erhaben und in allen Tonlagen souverän, enttäuscht aber auch in einigen Punkten: So wurde hier zwar auf Vielseitigkeit und Abwechslung geachtet, wirkliche Ohrwurm-Gesangslinien, wie man sie gerade von seinen letzten Dimmu Borgir-Beiträgen kannte, sucht man allerdings vergebens. Statt dessen verkommt hier auch der Gesang über die Spielzeit zu recht banalem „Geträller“, welches zwar, wie gesagt, technisch allen Respekt verdient hat, in Kombination mit den Kompositionen jedoch auf Dauer dennoch ermüdet.

Der Titel „Storm Seeker“ beschreibt die Situation eigentlich recht gut: Über 45 Minuten hinweg kämpfen sich ICS VORTEX hier eher suchend denn findend durch mal ruhigere, mal stürmischere Gewässer, ohne dabei aber wirklich von der Stelle, geschweige denn in neue Gewässer zu kommen, während sich das wirklich faszinierende Szenario, das Auge des Zyklons so zu sagen, andernorts abspielt.
Und auch, wenn das Album absolut gesehen gewiss nicht so schlecht ist, wie die Wertung auf den ersten Blick suggeriert, kann ich hier keine all zu positiven Worte verlieren, hätte ich mir von einem Musiker wie ICS Vortex einfach mehr erwartet: Nicht nur Adel, auch der Ruf verpflichtet.
So aber bleibt es hier leider bei enttäuschenden 6.5 Punkten.

Wertung: 6.5 / 10

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