Illt Urhat Coverartwork

Review Illt – Urhat

Hinter ILLT steckt Roy Westad, ein norwegischer Komponist und Multi-Instrumentalist. Für seinen Soundtrack zur TV-Serie „Jakten på Norge“ hat er den Gullruten – den norwegischen Fernsehpreis – erhalten und ist in seiner Heimat vor allem für Film- und Fernsehproduktionen bekannt. Auf seinem metallischen Solodebüt „Urhat“ zeigt er nun seine Vorliebe für harte und dunkle Klänge. Auf diesem Album will er seine ganze Wut über Korruption, Rassismus, Neid, Ignoranz, Missbrauch und seine generelle Abneigung der Menschheit gegenüber zum Ausdruck bringen. Auf Norwegisch bedeutet „Urhat“ in etwa so viel wie ursprünglicher, uralter Hass – ein perfekt gewählter Albumtitel also.

Zur Umsetzung hat Westad sich eine illustre Runde zusammengesucht: Am Mikrofon steht, wie auf gefühlt jedem zweiten „Supergroup“-Album des Jahres, Björn Strid (Soilwork, The Night Flight Orchestra, Act Of Denial). Drummer Dirk Verbeuren (u.a. Megadeth, ex-Soilwork) sowie die Gitarristen Karl Sanders (Nile) und Mr. Damage (Chrome Division) sind ebenfalls am Start. Eine interessante Truppe mit viel musikalischer Erfahrung und Genreexpertise.

Als hauptberuflicher Komponist hat Westad selbstredend ein Gespür fürs Songwriting und das kann er auch auf die extreme Musik von ILLT anwenden. Westad sagt selbst, dass er schnell gelangweilt ist und er Regeln und Grenzen hasst. ILLT grast, getreu seiner Einstellung und dem der Albumentstehung zugrunde liegendem Hass, alle Felder des Extreme Metal ab und vermengt Black, Death, Thrash, Groove Metal und Rock ’n’ Roll zu einer spannenden Mischung.

„Sons Of The Northern Lights“ hat zwar einen überaus kitschigen Titel, zeigt aber alle Stärken der Band auf: ILLT verfallen in brutale Raserei und knüppeln alles in Grund und Boden, vergessen dabei jedoch nicht, genügend Melodie in den Refrain einzubauen. Nach einem garstigen „Uah“ schwenkt der Song plötzlich in einen fetzigen Black-’n’-Roll-Part und ein starkes Solo könnte den Track nach vier Minuten auch beenden. Stattdessen aber ertönen sanfte, wohltuende Akustikklänge, nur um wieder in wildes, nun umso melodischeres Gebolze überzugehen. Strid schreit und krächzt dabei voller überzeugender, verzweifelter Wut. Die Instrumentalfraktion agiert durchgehend aggressiv und direkt, dabei schwingt oft auch eine Spur Melancholie mit – der ganze Hass kann schließlich auch mal aufs Gemüt schlagen.

Selbst wenn „Urhat“ ein aggressives und schnelles Album ist, passiert auch in den restlichen Songs viel mehr als nur stumpfes Geprügel. „Scythian King“ etwa überrascht mit thrashig-rockiger Grundausrichtung und fast schon als schön zu bezeichnenden Melodien und Gesangsharmonien im Refrain. Das starke „Millenial Judas“ webt in seine Raserei Black-’n’-Roll-Elemente ein, während der äußerst coole Anspieltipp „Every Tree A Gallow“ die rotzige Rockigkeit noch weiter treibt und diese sogar mit einem psychedelischen Solo anreichert. Zusammen mit „The End Of All Things“ bilden die beiden letzten Stücke einen düsteren Ausklang des Albums: Vor allem der abschließende Track erzeugt mit Doom-, Post-Rock- und Jazz-Elementen sowie der letzten, bedrückenden Akustikgitarrenmelodie eine unheimliche Stimmung.

Es passt wie die Faust aufs Auge, dass „Urhat“ nach knackigen 36 Minuten mit leisen, aber pessimistischen und unheilvollen Klängen endet: So sehr man seinen Hass und seine Abneigung auch herausschreit, kann man sich zwar ein wenig Befreiung verschaffen, der Quell des Übels wird dadurch jedoch weder kleiner noch leiser. Westad erschafft nichts noch nie zuvor Gehörtes, verbindet bekannte Elemente und Motive aber zu einem stimmigen Gesamtwerk. ILLT gelingt ein gutes und gut durchhörbares extremes Album mit finsterer Atmosphäre, viel Geknüppel und rockiger Abwechslung, das sich nach mehreren Durchläufen umso mehr öffnet und besser wird.

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Wertung: 8 / 10

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