Review Imperium Dekadenz – Procealla Vadens

  • Label: Season Of Mist
  • Veröffentlicht: 2010
  • Spielart: Black Metal

Dem dritten Album als solchem wird ja stets eine gewisse weiterreichende Bedeutung zugeschrieben – gilt es doch hier zu beweisen, dass man dem Enthusiasmus des Debüts und der mit dem zweiten Werk folgenden Perfektionierung noch etwas folgen lassen kann. Es zeigt sich, ob die Ideen zur Neige gegangen oder man gerade erst den eigenen Stil gefunden hat, ob die Kreativität der Krampfhaftigkeit gewichen ist oder man gar erst jetzt den richtigen Tritt gefunden hat, den Bogen raus, wie die eigenen Vorstellungen am besten umzusetzen sind. Entschuldigungen, wie sie bei Debütalben und wohlwollend auch bei Zweitwerken noch gegriffen haben, gibt es keine mehr. Es gilt, den Erwartungen gerecht zu werden und das Vorgängerwerk klar zu übertreffen, um nicht irgendwo im drögen Mittelfeld stecken zu bleiben.
IMPERIUM DEKADENZ stellen sich dieser Herausforderung mit „Procella Vadens“ – und haben es dabei von Vornherein nicht ganz einfach, hat man sich doch bereits mit den beiden Vorgängern einen achtbaren Ruf erspielt: Bereits mit dem ersten Album konnte das Duo Vespasian und Horaz punkten, das zweite Album, „Dämmerung der Szenarien“, rannte bei Kritikern und Fans offene Türen ein. Entsprechend hoch liegen die Erwartungen, dass mit „Procella Vadens“ der endgültige Schritt aus dem langen Schatten des Undergrounds erfolgt.

Mit „Die Hoffnung stirbt…“ beginnt das Album schön, jedoch nicht sonderlich überraschend: Ein Klavier-Intro führt zum ersten „richtigen“ Song, welcher sogleich Anlass zu Lob, jedoch auch zu Kritik bietet – beides bezogen auf den Sound: Denn weiß der Klang der Gitarren und des Gesangs sogleich zu gefallen, wirkt der Sound der Bassdrum einen Tick zu trocken und steril und will sich nicht so richtig in den Gesamtsound eingliedern. Allzu lange dauert es jedoch nicht, bis man sich damit abgefunden hat, sodass wieder die Musik in den Vordergrund rückt.
Diesbezüglich setzen IMPERIUM DEKADENZ nahtlos da an, wo sie mit „Dämmerung der Szenarien“ aufgehört haben: Melodische Riffs, harscher Gesang, das ganze aufgelockert durch diverse Akustik-Gitarrenparts und einige atmosphärische Instrumentalstücke wie das starke „The Descent Into Hades“, eine vielseitige Klangkulisse, gekrönt von weiblichem Klargesang, welche eher an den Soundtrack einer Historiendokumentation auf Arte oder Phoenix denn an Black Metal denken lässt.
Dass IMPERIUM DEKADENZ jedoch auch das andere Extrem beherrschen, beweisen sie mit Liedern wie dem schleppenden Neunminüter „An Autumn Serenade“, dem dezent an die Norweger Kampfar erinnernden „Oceans, Mountains Mirror“ oder dem Titeltrack eindrucksvoll, wenn das Album auch keinen direkten Nachfolger für das überwältigende „The Night Wispers To The Wise“ enthält, welches für mich schon allein des göttlichen Mainriffs wegen schlichtweg den Inbegriff von DEKADENZ darstellt.
Mit „…Wenn der Sturm beginnt“ schließt sich schließlich der Bogen, der mit der sterbenden Hoffnung begann, und beendet das Album, wie man es schon von „Dämmerung der Szenarien“ kennt, mit einem weiteren kurzen Klavierstück.

IMPERIUM DEKADENZ schlagen auf „Procella Vadens“ keine allzu abenteuerlichen oder überraschenden Wege ein – vielmehr setzt man auf eine Perfektionierung des bewährten Konzeptes: Kitschfreie Epik, gemischt mit harschem Black Metal, musikalisch anspruchsvolle Kompositionen, gemischt mit truem Riffing. Das funktioniert auch dieses Mal wieder ausgesprochen gut, zumal alles einen Hauch professioneller und perfektionierter wirkt als noch auf „Dämmerung der Szenarien“; Dennoch hat man bisweilen das Gefühl, „Procella Vadens“ wäre eine Art „D.d.S.20.10“ – zwar fanden kompositorisch wie auch soundtechnisch einige Neuerungen Eingang, all das jedoch auf Basis des alten Betriebssystems.
So kommt es, dass „Procella Vadens“ dem einen oder anderen vielleicht nicht weit genug geht, klingt das Werk zwar durchgängig gelungen bis überzeugend, ist jedoch andererseits auch noch nicht nach das eine IMPERIUM-DEKADENZ-Album, das die Band unsterblich machen könnte.

Wer jedoch am Vorgänger Freude fand, wird auch hier nicht enttäuscht – verdiente acht Punkte mit Spiel nach oben für das Meisterstück.

Wertung: 8 / 10

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