Review Incantation – Decimate Christendom

  • Label: Listenable
  • Veröffentlicht: 2004
  • Spielart: Death Metal

Für einen noch recht jungen Metalhörer wie mich grenzt es schon fast an ein Wunder, auf Incantation aufmerksam geworden zu sein. Gehört habe ich diese Truppe das erste mal auf ihrer Tour mit Behemoth, Krisiun und Ragnarok, und sie haben mich absolut weggeblasen. Der primitive, teils schnelle, teils extrem schleppende Stil der Amis sowie das ein wenig technische Riffing haben mich sehr überzeugt und trieben mich zum Kauf dieser CD. Incantation haben sich Ende der 80er Jahre in New York formiert und haben bereits mit ihrem ersten Album „Onward To Golgotha“ Kultstatus im Death Metal-Underground erreicht und wuseln seither in der Metalszene umher, ohne allerdings den durchschlagenden Erfolg zu haben. Nach zahlreichen Line Up-Wechseln scheint die Besetzung sich mittlerweile stabilisiert zu haben und so legten sie jetzt mit „Decimate Christendom“ eine Scheibe vor, die ihnen die Fangemeinschaft entschieden vergrößern könnte.

Denn „Decimate Christendom“ ist ein Stück Death Metal, wie es anders eigentlich nicht sein kann oder sogar sollte. Der Sound lässt sich einfach beschreiben: tiefe Riffs aus den Tiefen der Hölle vom Gehörnten selbst entsandt, manchmal aber schleppen sich Drums und Gitarre scheinbar gegenseitig weiter, wie ein niedergestochenes Opfer, das seine letzten, verzweifelten Atemzüge macht, nur um danach endgültig zusammenzubrechen. Hier klingt alles primitiv und dreckig, und doch ist alles ganz genau durchdacht und alles andere als amateur- oder stümperhaft. Die stumpfe Prdouktion tut hier ihr übriges und ist Mittel zum Zweck, nämlich die dunklen Soundgeständnisse eines John McEntee mit ihrer größtmöglichen Durchschlagkraft zu präsentieren. John McEntee, das einzig verbleibende Urmitglied von Incantation und somit natürlich auch Bandkopf, scheint seinen neuen Job als Gitarrist und Sänger vollends auszufüllen und dieser scheint ihn auch gerade zu beflügeln. Er grunzt und kreischt seine blasphemischen Texte und Botschaften heraus, als würde es kein Morgen geben und vor allem, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Wenn man bedenkt, dass das seine erste Scheibe als Sänger von Incantation ist, ist sein Job hier mehr als nur beachtlich. Songs wie das rasende Titelstück, das eitrige „Oath Of Armageddon“, das alles niederwalzende „Horn Of Eradication“ oder das einfach nur geniale und abwechslungsreiche „Blaspheme These Sacraments“, zeigen alle Merkmale die Incantation ausmachen und vor allem von vielen anderen Bands unterscheidet, trotz oder gerade wegen ihrer Ursprünglichkeit und Ehrlichkeit.

Für manche mag diese Scheibe extrem langweilig sein, da nicht hier und da noch ein Break eingebaut oder Riff dazwischen gequetscht wird um mehr Abwechslung reinzubringen oder Melodien gänzlich unauffindbar sind, doch gerade das ist es was „Decimate Christendom“ von anderen Veröffentlichungen abhebt. Es ist neben Decapitateds „The Negation“ die beste, mir bekannte, „echte“ Death Metalveröffentlichung des Jahres 2004. Auch wenn Incantation in den letzten Jahren öfters in Kritik gekommen waren und der Stagnation beschuldigt wurden (was sich nicht von der Hand weisen lässt), so haben sie hier doch das Bestmögliche rausgeholt und es sei ihnen massig Erfolg gewünscht.

Wertung: 8.5 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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