Das Cover von "The Hunter" von Incursion

Review Incursion – The Hunter (EP)

  • Label: No Remorse
  • Veröffentlicht: 2020
  • Spielart: Heavy Metal

Dem Metal der alten Schule geht es derzeit ziemlich gut: Allerorts schießen junge Bands, die sich am stilbildenden Sound der frühen 80er orientieren, wie Pilze aus dem Boden und halten das Genre dank durchweg hochwertiger Veröffentlichungen am Leben. Doch damit nicht genug, denn dank der – durchaus nachvollziehbaren – Rückwärtsgewandtheit des traditionsbewussten (sic!) Metalfans fühlen sich auch allerhand Bands aus den Anfangstagen des Heavy Metal, die es beim ersten Anlauf noch nicht besonders weit gebracht haben, bemüßigt, es noch einmal zu versuchen. Byfist sind hier ein gutes Beispiel oder auch Glacier, die ebenfalls gerade mit einer superben Platte aus der Vergessenheit gekommen sind. Und eben die aus Florida stammenden INCURSION, die 1985 genau ein Demo veröffentlichten, um sich danach baldigst aufzulösen. 36 Jahre nach ihrer Gründung fanden sich immerhin drei der Originalmitglieder wieder zusammen und bringen dank No Remorse Records mit „The Hunter“ nun ihre erste EP auf den Markt.

Auf „The Hunter“ bieten INCURSION genau das, was man erwarten möchte, nämlich schnurgeraden Heavy Metal der ganz alten Schule. Eingeleitet von einem – zugegebenermaßen etwas peinlichen – Bombast-Intro inklusive amateurhaftem Erzähler, der die üblichen Plattitüden über unbeugsame Helden vom Stapel lässt, kann sich das durchaus hören lassen: Es wird schnell deutlich, dass INCURSION maßgeblich von der NWOBHM inspiriert wurden, denn Mainriffs wie das von „Warrior Of Destruction“ sind unüberhörbar britisch geprägt. Das ergibt durchaus Sinn, zumal die Songs von „The Hunter“ allesamt in der Anfangsphase der Band geschrieben wurden und 1982 war außer der gerade aus Großbritannien rüberschwappenden Metal-Welle eben noch nicht allzu viel anderes als Vorbild vorhanden.

Dabei weichen INCURSION nicht ein einziges Mal von der bekannten Formel des Genres ab, was aber nicht heißen soll, dass „The Hunter“ keinen Spaß machen würde. Die simplen, ja oftmals geradezu naiven Riffs, Leads und Arrangements versprühen einen nicht zu leugnenden urtypischen Charme. Obendrein hat die Mannschaft aus Miami durchaus ein Gespür für mitreißende Refrains wie etwa in „Guiding Faith“ und „Kingdom Of The Dead“ zu hören. Der Grund, warum die Musik von INCURSION vor allem in diesem Momenten so begeistern kann, ist schnell gefunden: Mit Sänger Steve Samson beschäftigt die Formation einen Frontmann, der zwar zu keiner Zeit irgendwie individuell klingt, dafür aber die perfekte Stimme für Metal der alten Schule hat und sie auch zu benutzen weiß.

Mit ihrem Mottenkisten-Metal aus grauer Vorzeit wirken INCURSION naturgemäß ein wenig aus der Zeit gefallen – oder eben nicht, weil „old school“ ja wieder voll en vogue ist, weshalb diese Formation aus Florida mit einer EP wie „The Hunter“ bei Fans des Genres offene Türen einrennen dürfte. Diese Zielgruppe wird sich auch nicht daran stören, dass INCURSION – nicht zuletzt dank ihres Frontmanns – nahezu permanent an andere Bands aus ihrer Epoche erinnern. So oder so wissen die Herren auch knappe 40 Jahre nach ihrem ersten Versuch noch, wie echter Metal zu klingen hat, weshalb „The Hunter“ ein guter erster Vorgeschmack auf ihr für 2021 versprochenes Debüt-Album ist.

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