Das Cover von "V (Praeparatus Supervivet)" von Insania

Review Insania – V (Praeparatus Supervivet)

Die Schweden INSANIA als einen weiteren Reißbrett-Entwurf aus dem Hause Frontiers Music zu verkennen, liegt nahe: Seit 14 Jahren im Winterschlaf ist die Band aus Stockholm weitgehend vom Radar verschwunden – ihr Comeback-Werk „V (Praeparatus Supervivet)“ mit dem Debüt einer weiteren künstlich zusammengewürfelten „Supergroup“ des italienischen Labels zu verwechseln ist also nicht allzu weit hergeholt. Tatsächlich gehören INSANIA aber seit 1992 zur skandinavischen Power-Metal-Szene und gelten spätestens seit ihrem 2001 erschienenen Album „Sunrise In Riverland“ als Geheimtipp.  Umso erfreulicher ist es, dass die Truppe nun in der Besetzung ihrer letzten Platte „Agony – Gift Of Life“ wieder ins Studio gegangen ist, um ihr fünftes Album aufzunehmen.

INSANIA sind seit jeher eine Power-Metal-Band aus dem Bilderbuch und auch auf ihrer neuesten Platte ändert sich das nicht: Songs wie der Titeltrack, „Moonlight Shadows“ oder „Entering Paradise“ bieten mit rasantem Riff-Stakkato und riesigen, hymnischen Refrains nebst entsprechender Synthies und Gitarrenakrobatik sämtliche Genre-Trademarks in Reinform. Dabei ist die Musik der Truppe stets unüberhörbar nordeuropäisch wenn nicht gar norddeutsch geprägt, denn in den Harmonien und vor allem Gesangsmelodien werden immer wieder Helloween als größter Einfluss deutlich. Weil INSANIA aber keine Scheu haben, ihren Proto-Power-Metal mit modernem Druck und damit ab und an ziemlich kernigen Riffs auszustatten, klingt das in Nummern wie „Prometheus Rise“ oder  „Blood Tears“ wie eine überaus gelungene Mischung  aus den genannten Vorbildern und progressiveren Bands wie Symphony X.

Dass „V (Praeparatus Supervivet)“ immer wieder an Helloween denken lässt, liegt auch an Sänger Ola Halén. Der Mann klingt schlicht wie Michael Kiske und beutet das in Songs wie „Solur“ oder „My Revelation“ auch schamlos aus – böse sein kann man ihm dafür nicht, denn das Ergebnis ist über jeden Zweifel erhaben. Ähnlich wie bzw. mehr noch als ihre Vorbilder flirten auch INSANIA dank üppiger Keyboards und theatralischer Arrangements immer wieder mit dem Kitsch, überschreiten diese Grenze dank fetter Riffs und entsprechend wuchtiger Produktion aber nie (zu weit). Das abschließende „The Last Hymn To Life“ zeigt das am deutlichsten, geht es doch ohne weiteres als „Happy Metal“ durch, der aber weitaus mehr Anspruch als Kindergeburtstags-Kapellen wie etwa Freedom Call zu bieten hat.

Die zahlreichen Vergleiche im Vorangegangenen zeigen, dass INSANIA auf ihrem fünften Album an sich nicht viel Neues  bieten – die Melodien und Arrangements sind oftmals von den Vorbildern in ganz ähnlicher Form bekannt und auch ansonsten folgt „V (Praeparatus Supervivet)“ der Tradition des Genres. Dennoch: Guter Power Metal bleibt guter Power Metal und obendrein punkten diese Schweden mit derart ansteckender Spielfreude, dass man sich dieser Platte schlicht nicht entziehen kann. Die elf Songs strotzen vor Energie und bieten obendrein Leadgitarren auf allerhöchstem Niveau, weshalb man INSANIA die Leidenschaft in ihren Songs ohne Weiteres abkauft. Innerhalb der selbst auferlegten Beschränkungen machen diese Musiker absolut gar nichts falsch und punkten obendrein mit absolut zweifelsfreier Authentizität.

Wie gesagt: INSANIA mit einem Frontiers-Eigengewächs zu verwechseln, wäre ob der Umstände ein naheliegender Fehler, aber auch ein fataler: Wer „V (Praeparatus Supervivet)“ aufgrund solch falscher Annahmen ignoriert, verpasst eines der besten Power-Metal-Alben der letzten 20 Jahre. Im Schatten des Medienrummels um das Helloween-Klassentreffen und groß angelegter Marketing-Kampagnen wie zum neuesten Bloodbound-Output gelingen den Schweden elf vollendete Power-Metal-Epen, die mit ihrem Gleichgewicht aus Härte und Melodie den schmalen Grat zwischen Eingängigkeit und Kitsch nahezu perfekt beschreiten. „V (Praeparatus Supervivet)“ ist nicht nur ein weiteres Beispiel, dass Frontiers Music die besten Veröffentlichungen abliefern, wenn sie sich inhaltlich nicht einmischen, sondern auch ein unumgänglicher Pflichtkauf für jeden Fan des Genres.

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Wertung: 9.5 / 10

Redaktion Metal1.info

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