Review Iskandr – Euprosopon

  • Label: Eisenwald
  • Veröffentlicht: 2018
  • Spielart: Black Metal

In ihrem Ehrgeiz mögen es manche Leute nicht wahr haben wollen, doch Perfektion ist und bleibt ein Ding der Unmöglichkeit. Der unausweichliche Niedergang, der einen Menschen am Ende seines Strebens nach diesem Ideal erwartet, bildet die Grundthematik, die der Niederländer mit dem kryptischen Pseudonym O auf dem zweiten Album seines Black-Metal-Soloprojekts ISKANDR behandelt. Ein solch eigentümliches Konzept verlangt natürlich nach einer ebenso außergewöhnlichen musikalischen Umsetzung. Dass es die vier Stücke auf „Euprosopon“ zusammen auf eine Spielzeit von 45 Minuten bringen, lässt vorab zumindest vermuten, dass die Platte entgegen der Texte nicht ganz ambitionslos ist.

Minimalistisch und doch leicht experimentell angehaucht beginnt das erstplatzierte „Vlakte“ mit einzeln verhallenden Saitenklängen, zu denen sich später dröhnende Distortion-Gitarren und gespenstischer Hintergrundgesang gesellen, ehe ISKANDR schließlich mit undefinierbarem Schreigesang, monotonem Riffing und ungestümen Drums einen düsteren Sturm heraufbeschwört. Die unheilvollen Böen – für einen zerstörerischen Orkan ist die durchaus kräftige Instrumentierung doch nicht brachial genug – flachen von diesem Punkt an für eine ganze Weile nicht mehr ab.

Ganz in typisch schwarzmetallischer Tradition setzt ISKANDR beim Songwriting auf Repetition. Die Melodien und Rhythmen werden nur geringfügig abgewandelt, der Großteil des Albums ist in getragenem Midtempo arrangiert. Abgesehen von ein paar unauffälligen Einsprengseln wie etwa dem leisen Klingeln, das sich manchmal inmitten des Tumults hervortut, erregt erst wieder das ausgedehnte Akustik-Outro auf „Regnum“ die Aufmerksamkeit des Hörers. Eine gleichwohl mittelalterlich anmutende Folk-Melodie leitet auch das abschließende „Heriwalt“ ein, in welchem ISKANDR außerdem spürbar mehr Epik in sein rohes Gitarrenspiel legt.

Abseits ebenjener Ausnahmepassagen erweist sich „Euprosopon“ leider als äußerst langatmige und im Gegenzug nur wenig lohnende Hörerfahrung. Die Melodieführung mag an vielen Stellen sogar recht ungewöhnlich erscheinen, durch die vielen Wiederholungen nutzt sie sich jedoch allzu schnell ab. Darüberhinaus gehen die eigenartigen Tonfolgen bisweilen zulasten der Atmosphäre, da phasenweise nicht ganz klar ist, was genau ISKANDR damit auszudrücken versucht.

„Euprosopon“ ist keine beliebig austauschbare 08/15-Black-Metal-Platte, so viel steht fest. Allerdings wird man beim Hören das unerfreuliche Gefühl nicht los, dass ISKANDR damit etwas Größeres erschaffen wollte, als es letztlich geworden ist. Viel zu oft und lang wirkt das zweite Album des Niederländers so blass und leblos wie das Bild, welches das Artwork ziert. Die problemlos an einer Hand abzählbaren, interessanten Ideen, die man im Zuge der vier Tracks mehrmals herauszuhören vermag, schaffen leider keinen ausreichenden Ausgleich für die langgezogenen, weitaus weniger aufregenden Kompositionen, die insgesamt den überwiegenden Teil von „Euprosopon“ ausmachen.

Wertung: 5 / 10

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