Wie fängt ein gutes Extrem-Metalalbum an? Richtig: Man legt das Scheibchen auf und fühlt sich sofort, als würden mehrere Vorschlaghämmer mit 180 bpm auf einen einprügeln. So passiert es auch bei IVENBERG aus Bayern. Brachial legen die Herren los und werfen einfach mal alles in den Topf, was irgendwie in die Fresse geht: Black Metal, Death Metal, Viking Metal, ja, sogar einen Funken Metalcore meine ich ab und an zu vernehmen. Unglücklich zusammengemischt wirkt da trotzdem nichts, im Gegenteil: Hier passt alles perfekt zusammen und erscheint als absolut homogene Einheit.
Und das ist fast schon erstaunlich, wenn man bedenkt, welche Zutaten sich hier die Klinke in die Hand geben: Da lugt eine beschwingte Viking-Melodie hervor, wird von frostigem Black Metal-Gedresche niedergemäht, das nach einem fiesen Tempowechsel auf ein mal zu einem packenden Death Metal-Groove wird und corige Stakkato-Spielereien offenbart, die jede Ansammlung von Metalheads zum Moshpit machen. Bravo!
Damit die Sache auch ja nicht langweilig wird, geizt die Band auch nicht mit coolen Breaks und Spielereien: Die altbewährte „Die rechte Gitarre spielt kurz alleine und dann prügeln wir alle zusammen los“-Technik kommt en masse zum Einsatz und langweilt trotzdem nicht, kleine Licks und rhythmisch punktgenau platzierte Pausen halten die Spannung permanent aufrecht, über fast thrashiges Geschredder legt sich eine ehrwürdige Sprechstimme.
Die Produktion kann sich sowieso hören lassen: Selten wurde mir bei einer so relativ unbekannten Band wie Ivenberg eine so fette und doch transparente Soundwand entgegengeblasen. Mit wie vielen Gitarren und Verzerrungen hier gearbeitet wurde, merkt man besonders dann, wenn eine Gitarre kurz einzeln spielt – ein Fest für jeden Tontechniker.
Auch recht hilfreich ist es, dass die Jungs ihre Instrumente hervorragend beherrschen. Besonders Schlagzeuger Besegra hat es mir angetan, der am laufenden Band brutale Doublebass-Salven abfeuert und auch mit fiesesten Breaks zurechtkommt. Vor allem im alles vernichtenden Titeltrack kommt sein Geknüppel zur Geltung, denn bei diesen rasenden Blastbeatattacken kann sich der Schlagzeuger nach Herzenslust austoben.
Dass die Band aber nicht nur auf die Fresse geben kann, sondern durchaus auch ein Händchen für die leiseren Töne hat, wird im Hit der Scheibe, „Das Tier“, eindrucksvoll bewiesen. Melancholische, aber doch Mut machende Akustikgitarrenakkorde mischen sich mit behutsamem Getrommel, fetten Rhythmusgitarren und dramatischen Leads; hymnische Black Metal-Riffs erheben sich majestätisch über einem fett marschierenden Midtempo, bei dem wirklich jeder Kopf mitnicken sollte.
Bei all der Klasse stört auch die relativ kurze Spielzeit von 39 Minuten nicht, denn in dieser Zeit verbrät die Band mehr Riffs und Ideen als andere Bands auf einem Doppelalbum – und das, ohne, dass das Gesamtwerk überladen, übertrieben verfrickelt oder chaotisch wirkt, nein, die Lieder sind trotz ihrer Komplexität eingängig und wirken wie aus einem Guss. Hier stimmt einfach alles, von der fetten Produktion bis zum Songwriting. Daumen hoch, weiter so!
Wertung: 9 / 10