Review Jarl – Trümmerfestung

  • Label: Trollzorn
  • Veröffentlicht: 2024
  • Spielart: Black Metal

Mit dem deutschen Black Metal ist es so eine Sache. Grob kann man die Liste an Bands in diesem Genre in drei Kategorien einteilen: Es gibt Gruppen, die den Unterschied machen, so zum Beispiel Nocte Obducta, Todtgelichter oder Der Weg Einer Freiheit – Formationen, die neue Akzente etabliert haben; es gibt jene, die alte Werte auf hohem Niveau in der Gegenwart halten, beispielsweise Andras, Darkened Nocturn Slaughtercult und ältere Helrunar; und dann gibt es Bands wie JARL.

Die Formation hat vor kurzem mit „Trümmerfestung“ ihr zweites Album veröffentlicht. Das Label beschreibt die Musik von JARL als „feinsten deutschen Black Metal“. Na ja … Promotexte halt. Im Ernst, für diese Bezeichnung benötigt es mehr als das, was die Band auf ihrem Zweitling anbieten kann. Ein halbes Ohr reicht dabei vollkommen aus, um den Einfluss der schwedischen Urväter auszumachen. JARL werden nicht müde, ein musikalisches Zitat an das nächste zu setzen. Grundsätzlich ist das ja erstmal nicht die dümmste Idee – wenn das Niveau stimmt oder das Ganze mit Charme umgesetzt wird. Dem Quintett fehlt es auf „Trümmerfestung“ leider an beidem. Zwar können Songs wie „Levitation“ oder „Dreck und Rost“ mit netten Melodien aufwarten, allerdings kann man selbst bei den besseren Songs der Platte nicht von Highlights sprechen.

Deshalb ist es auch schwer, „Trümmerfestung“ im Detail zu besprechen. Einfach weil es – selbst im genrekonformsten Sinne – wenig gibt, was bleibt von den Songs der norddeutschen Truppe. Die Gitarrenarbeit kommt auf Albumlänge recht uninspiriert daher, während auch das Schlagzeug bei jedem Song routiniert die Strecke zwischen Blastbeats und doomigen Parts abfährt. Der Gesang mag dem Grundtenor von „Trümmerfestung“ durchaus einen gewissen Charme verleihen, zumal die Texte gut mit der insgesamt eher melancholischen Stimmung des Albums harmonieren. Aber auch hier – mit einer im wörtlichsten Sinne bemerkenswerten Performance kann Sänger Blutaxt nicht für sich einnehmen.

Um das ganz klar zu sagen: Der Black Metal von JARL ist durchaus solide. Es gibt anständige Grooves wie auf „Schein“ und gefällige Melodien der Marke „Wirkmacht“, die gerade Freunde der zweiten Welle schwedischen Black Metals durchaus zufriedenstellen dürften. Aber: Was „Trümmerfestung“ repräsentiert, gibt es in Fülle auf einem wesentlich höheren Niveau bereits von anderen Bands zu hören.

Somit fallen JARL in eine dritte Gruppe. Nämlich in den Pool jener Formationen, die innerhalb ihrer eigenen Sparte zwar solide Veröffentlichungen abliefern, damit aber nicht weiter kommen dürften als in Kellerclubs oder kleine Festivalzelte. Schlicht, weil die Kompositionen zwar unterhaltsam sind, jedoch in kaum einem Moment hervorstechen. Es fehlt der Platte an Ecken und Kanten, letztlich aber vor allem an Ideenreichtum oder zumindest Klasse bei der Inspiration ihrer Stücke. Fakt ist jedoch auch: Wer groovigen Black Metal mit bekömmlichen Melodien und allgemein genreypischen Songstrukturen mag, der wird von JARL mit „Trümmerfestung“ bestens versorgt werden.

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Wertung: 6 / 10

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