Review Jimmy Eat World – Damage

Es gibt sie immer wieder, diese Momente, in denen man bemerkt, dass man doch allmählich alt wird. Wenn man sich denkt: „Ah, JIMMY EAT WORLD veröffentlichen ein neues Album, ist das letzte nicht gerade erst erschienen? Ah nein, doch schon wieder drei Jahre her. Wann kam eigentlich gleich wieder ‚Futures‘ raus? Oh, auch schon fast zehn Jahre. Wann hat man nochmal ‚The Middle‘ das erste Mal gehört? 2001 war das, soso…“ Tatsächlich bestehen JIMMY EAT WORLD nun bereits seit 20 Jahren, haben in dieser Zeit sieben Alben veröffentlicht und legen mit „Damage“ nun den achten Streich nach. Als Emo-Pioniere mit Punkeinfluss gestartet, hat sich der Sound der Band aus Mesa, Arizona im Laufe der Jahre zu poppigem Alternative Rock gewandelt. Mindestens zwei Dinge sind dabei jedoch gleich geblieben und wissen auch nach 20 Jahren auf dem neuen Album „Damage“ – zumindest zeitweise – zu überzeugen: Jim Adkins‘ jugendliche, glasklare Stimme und eine unverschämte Eingängigkeit in Melodien sowie Songwriting, auf die viele Bands mehr als nur neidisch sein dürften. Auf „Damage“ treibt die Band diese Eingängigkeit allerdings fast eine Spur zu weit und klingt dabei beinahe beängstigend brav.

Bereits mit den ersten Gitarrenschrammeltönen, spätestens aber mit dem Einsatz der hohen, leidenschaftlichen Stimme von Jim Adkins im Opener „Appreciation“ fühlt man sich direkt zu Hause. Eine geradlinig rockende Strophe trifft auf einen mitreißenden Refrain, nach drei Minuten ist dabei – so wie es sein soll – alles gesagt. Der unbestreitbare Hit erhält in seiner Qualität Verstärkung von „I Will Steal You Back“, welcher in seiner umwerfenden Melodieführung eine klassische Blaupause für einen gelungenen JIMMY-EAT-WORLD-Song darstellt und den Hörer sofort in die frühen 2000er Jahre zurückversetzt. Ebenso weiß der von Akustikgitarre getragene Rausschmeißer „You Were Good“ voll und ganz zu überzeugen. Das beschwingte „Book Of Love“ wartet mit beinahe countryesken Strukturen auf, das ruhige „Please Say No“ schrammt dagegen so knapp an der Grenze zum Kitsch vorbei, dass das darauf folgende, sehr rockige „How’d You Have Me“ mehr als nur wach rüttelt und sich als echtes Highlight entpuppt. Besonders missraten ist dagegen „Byebyelove“, welches sich als Midtempo-Rocker mit großer Geste dennoch ein wenig hilflos in seinem Versuch zeigt, ähnlich klingende Weezer-Großtaten zu imitieren. Die restlichen Songs auf „Damage“ spielen sich im Midtempo ab, der Sound der Alternative-Rock-Songs sind in den genannten Highlights absolut großartig, wirken in den restlichen Songs allerdings leider zu beliebig und austauschbar, sodass sie zum einen Ohr hinein, zum anderen sofort wieder hinausgehen.

Thematisch behandeln JIMMY EAT WORLD auf „Damage“ Beziehungsenden und die damit einhergehenden Emotionen – dass dieses traurige Thema im Gegensatz zur oft sehr beschwingten und extrem melodischen Musik steht, fällt nicht negativ ins Gewicht, da in den Songstrukturen trotz der teilweise vorherrschenden Naivität unverkennbar eine extreme Leidenschaft mitschwingt. Elektronische Spielereien oder Derartiges sucht man auf dem achten Album von JIMMY EAT WORLD weiterhin vergebens, es wird auf konstantem Niveau melodische, poppig angehauchte Rockmusik präsentiert. Dennoch fehlt auf Albumlänge die Abwechslung in den Songstrukturen und einige Ausbrüche nach oben würden „Damage“ nicht schaden – wer allerdings nach 20 Jahren auf eine Rückkehr der Band zu harten Tönen hofft, hat das Prinzip JIMMY EAT WORLD nicht ganz verstanden. Die Band liefert mit „Damage“ solides Material ab, das niemandem wehtut. Gerne auch in Zukunft.

Wertung: 6.5 / 10

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