Review Joe Bonamassa – Driving Towards The Daylight

  • Label: Provogue
  • Veröffentlicht: 2012
  • Spielart: Rock

JOE BONAMASSA bekommt auch 2012 einfach nicht genug – nach der „Beacon Theatre“-DVD legt er bereits im Mai mit seinem dreizehnten Album nach. Angekündigt wurde die Chose als „Back to the Roots“-Album, was in BONAMASSAs Fall ziemlich äquivalent ist zu „Back to the Blues“. Nach den drei Über-Alben „The Ballad Of John Henry“, „Black Rock“ und „Dust Bowl“, die sich eben relativ weit vom Standard entfernten, ist es da durchaus legitim, das ein oder andere Problem mit dem Einstieg in „Driving Towards The Daylight“ zu haben.

Denn die neue Scheibe ist durchaus ein relativ krasser Bruch im Vergleich zum Stil, den der Blues-Man auf den letzten Platten etabliert hatte. Gerade „Dust Bowl“ stellte eine absolut eindrückliche Mischung aus detailreichem, verkünsteltem Edel-Rock und ziemlich markigen Blues-Stampfern dar. Garniert wurde das Ganze von melancholischen, introvertierten Nummern – „Dust Bowl“ war eine großartige Reise durch verschiedene Spielarten des Rocks und trieb als Gesamtprodukt die Entwicklung der vorangegangenen Alben auf die Spitze. „Driving Towards The Daylight“ ist erdiger, klassischer und wohl auch einen Tacken unspektakulärer – Große Geschichten werden hier nicht erzählt. Und zugegeben: Das großartige visionäre Element von Songs wie „Dust Bowl“ oder „The Last Matador Of Bayonne“, das vermisst man zu Beginn schon, immerhin hatte man das Gefühl, das BONAMASSA mit solchen Nummern zur höchsten Form seines individuellen Stils gefunden hat. Man muss sich also an „Driving Towards The Daylight“ gewöhnen und es nach den Vorgängern richtig einordnen, bevor man es wirklich genießen kann. „Dust Bowl“ war im Sinne dessen, was dort geboten wurde, nicht mehr zu übertreffen, eine Rückbesinnung zum Klassischen war also, wenn man ehrlich ist, fast schon unausweichlich. Und hat man sich dann mal eingehört, wächst schlussendlich auch das 2012er Album gewaltig. Gerade die Eingenkompositionen „Dislocated Boy“, „Heavenly Soul“, „Somewhere Trouble Don’t Go“ sowie der Titeltrack sind absolute Hämmer – BONAMASSA schafft es hier erstmals, Songs zu schreiben, bei welchen man tatsächlich das Gefühl hat, sie wären seit den 60ern Klassiker. Da geraten sogar die Cover-Versionen ins Hintertreffen, gerade die Balladen wirken bei genauerer Betrachtung wie unspannende Versionen des Titelsongs. Dennoch gibt es auch Songs, bei welchen sich festhalten lässt, dass der Gitarrist es sich auch diesmal nicht nehmen lässt, diese von Grund auf umzukrempeln – weder Robert Johnsons „Stones In My Passway“ noch Howlin‘ Wolfs „Who’s Been Talking“ erkennt man in dieser Form sofort wieder.
Neben der Musik an sich fällt vor allem die Entwicklung von Joes Stimme ins Auge. Immer klarer und kraftvoller weiß er sich am Mikro in Szene zu setzen – eine absolut faszinierende Entwicklung, ist sie doch anhand der Alben um jedes Quäntchen nachzuvollziehen. Neben ihm, der naturgemäß im Zentrum des Bandsounds steht, ist es vor allem Pianist Arlan Schierbaum, der das Album durch seine chilligen Sounds immer zu bereichern weiß.

Ein Gesamturteil zu „Driving Towards The Daylight“ abzugeben, fällt nicht ganz einfach. Denn selbst, wenn man es nicht in der Nachfolge von den Referenzwerken sieht, so findet sich doch der ein oder andere irrelevante Song auf der Scheibe. In entsprechendem Ambiente – beim Auto fahren etwa – stört das nicht und die Hits, die etwa die Hälfte der Scheibe ausmachen, glänzen dadurch noch mehr. Doch nüchtern betrachtet hatten eben weder „The Ballad Of John Henry“ noch „Dust Bowl“ ansatzweise etwas, was als Filler bezeichnet werden müsste. Qualitativ hält „Driving Towards The Daylight“ also nicht mit, wichtiger ist aber eine andere Erkenntnis: Joe kann auch für den Ottonormal-Blueser oder -Rocker noch großartige Musik schreiben. Wem die Vorgänger zu verkünstelt waren, der darf sich hier endlich wieder auf einen traditionelleren Touch freuen.

Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Marius Mutz

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