Review Joe Satriani – Shockwave Supernova

Nach gut drei aktiven Dekaden im Musikbusiness ist JOE SATRIANI mit „Shockwave Supernova“ schon bei seinem fünfzehnten Studiowerk angelangt. Und dabei bleibt zum fünfzehnten Mal alles beim Alten. Im Bereich des instrumentalen Gitarren-Rocks ist eben auf kaum jemanden derartig Verlass wie auf den glatzköpfigen US-Amerikaner. Und das hat vor allem einen Grund: SATRIANI lässt seine Musik nicht in egomanische Frickel-Orgien ausarten, sondern behält solch wichtige Kriterien wie Hörbarkeit und Hörerfreundlichkeit stets im Blick. Etwas, das SATRIANI dem Groß seiner solistisch aktiven Axtschwinger-Kollegen voraus hat (ich sage nur Yngwie Malmsteen).

Damit ist der wohl herausragendste Charakterzug von „Shockwave Supernova“ eigentlich schon vorweggenommen: Die für eine reine Gitarren-Platte außergewöhnliche Eingängigkeit, die in erster Linie dadurch zustande kommt, dass sich SATRIANI häufig einer sehr sanglichen Melodieführung bedient. Doch auch die harmonisch eher simpel gestrickte, sich vornehm zurückhaltende Begleitmusik, die übrigens von Hochkarätern wie Marco Minnemann am Schlagzeug oder Bryan Beller am Bass eingespielt wurde, trägt ihren Teil dazu bei, dass „Shockwave Supernova“ ins Ohr geht und über weite Strecken auch wirklich Spaß macht.

Richtig überzeugend ist dabei vor allem die erste Hälfte der Scheibe. Eröffnet wird „Shockwave Supernova“ vom Titeltrack, der als groovender Rocker daherkommt und so gleich Lust auf mehr macht. Der balladige Track „Lost In A Memory“ versprüht mit seinen dezent eingewobenen Synthie-Flächen angenehme 80s-Vibes. Anschließend lässt SATRIANI in „Crazy Joey“ den Tapping-Teufel aus dem Sack. „In My Pocket“ sorgt als melodische Blues-Nummer für Auflockerung und „On Peregrine Wings“, der stärkste Titel des Album, fasziniert durch exotisch angehauchte Melodik. Auch das anscheinend von Led Zeppelin inspirierte „Cataclysmic“ weiß durch seine eher düstere Grundstimmung zu überzeugen. Im weiteren Verlauf des Albums sind die echten Highlights schon wesentlich dünner gesät. „Keep On Movin‘“ ist ein durchaus spaßiges Wechselspiel zwischen Gitarre und Klavier. „Butterfly And Zebra“ stellt eine kurze, sehr ruhige Nummer dar, die aber mit einer wunderschönen, melodisch singenden, beinahe sakral anmutenden Gitarren-Melodie aufwarten kann.

Das soll jetzt in keinster Weise heißen, dass die restlichen sieben Tracks per se „schlecht“ wären. Nein, sie sind lediglich wesentlich unspektakulärer. Ihnen gehen schlichtweg die Widerhaken-Hooks aus, weshalb so manche Komposition nur ganz knapp am Prädikat „Fahrstuhlmusik“ vorbeischrammt. Das ist nett anzuhören und solide. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Somit stellt „Shockwave Supernova“ von JOE SATRIANI ein Album dar, das zwischen sehr gut und solide pendelt. Spieltechnisch befindet sich das hier Gebotene natürlich – wie bei JOE SATRIANI auch nicht anders zu erwarten – auf höchstem Niveau. Jeder noch so unscheinbare Ton jedes noch so unscheinbaren Arpeggios, jedes Tremolo sitzt perfekt. Folglich kann man sich „Shockwave Supernova“ gerade als Gitarrenfreak, so wie eigentlich die gesamte Diskographie des Künstlers, bedenkenlos zulegen, auch wenn man sich mit ein paar Längen anfreunden muss.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Nico Schwappacher

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert