Ausser vielleicht dem Begriff „Progressive Metal“, welcher absolute Perfektion in Theorie und Praxis suggeriert, gibt es wohl kaum einen Genrebezeichnung, die so hohe Erwartungen an dasDargebotene weckt wie „Avantgarde“ – erwarte ich unter diesem Label doch höchsten künstlerischen Anspruch, sowohl an die Kunst als solche, als auch an die Umsetzung.
JOHANN WOLFGANG POZOJ werden als Avantgarde Metal gehandelt, genauer gesagt als „Grotesque, dissonant and very Organic Avantgarde Black Metal with unexpected twists and ambient parts“. Das klingt ja, zumal, wenn es in einem Promoflyer des etablierten Labels Code666 steht, durchaus vielversprechend. Allein, was sich mir musikalisch darbietet, lässt recht schnell erkennen, dass hier irgendwer den Mund etwas arg voll genommen hat:
Denn sicherlich, was JOHANN WOLFGANG POZOJ auf ihrem Album „Escape Of Pozoj“ abliefern, welches übrigens den zweiten Teil einer Alben-Trilogie über den Drachen Pozoj darstellt, ist kein 08/15-Black Metal – allein, um „Avantgarde“ zu sein, reicht das für meine Begriffe lange noch nicht aus.
In eher magerem Sound, welcher mehr nach mittelklassigem Homerecording, denn nach Studioproduktion klingt, bieten die Kroaten hier als aussergewöhnlichstes Element ihres ansonsten recht durchschnittlichen Black Metals verschrobenes Riffing, wobei „verschroben“ hier nicht einmal sonderlich positiv gemeint ist: Die Songs lassen auch nach mehreren Hördurchgängen keine sonderlich durchdachte Struktur erkennen, sondern wirken eher planlos arrangiert. Riff reiht sich an Riff, ohne, dass sich hier etwas steigert, aufbaut, entwickelt oder sonst ein Lebenszeichen von sich gibt. Neben dem wie erwähnt eher mageren Sound sind die Gitarren zudem reichlich schlampig eingespielt: Es quietscht und schnarrt an allen Ecken und Enden und verstärkt so den durch den Sound erweckten Eindruck, man habe es hier mit einer Demoaufnahme oder Rehearsal-Tracks zu tun.
Richtig erschreckend ist dies alles jedoch erst unter dem Gesichtspunkt, dass es sich hier ja um einen komplett neu überarbeiteten und neu aufgenommenen Re-Release des einstmals eigenveröffentlichten Albums handelt… wie das dann geklungen haben muss, will ich eigentlich garnicht wissen…
Eine nette Idee ist zumindest der Ansatz, die Songs fließend ineinander übergehen zu lassen – allein, wenn es zwischen den Songs dann jedes Mal knaxt, als hätte man sie zusammengeschnitten und vergessen, die Teile ineinander zu faden, verfehlt dieser Effekt ebenfalls seine Wirkung.
„Grotesk“ und „dissonant“ kann ich als Attribute für dieses Machwerk noch durchgehen lassen, „organic“ als Euphemismus für schlecht gemacht ebenfalls… und auch „unexpected twists“ hat das Album mehr, als ihm zuträglich gewesen wären – alleine, meine Herren, all dies zusammen ergibt nicht automatisch „Avantgarde“, sondern im Regelfall – so auch hier – ersteinmal einfach nur sperrigen, schwer verdaulichen Black Metal. Was daran „Avantgrade“ sein soll, erschließt sich mir beim besten Willen genauso wenig, wie was man daran gut finden soll…
Wertung: 4 / 10