KAMINARI aus Baden-Württemberg legen mit „Faradys’s Daydream“ mehr oder weniger ihr erstes vollständiges Album vor. Nur die ersten fünf Stücke sind nämlich neu, der Rest besteht aus der selbstbetitelten Debut-EP und wurde zusammen mit denen anderen Stücken neu aufgenommen.
Musikalisch haben sich Kaminari einer Kreuzung aus traditionellem Hard Rock und Heavy Metal der NWOBHM-Phase verschrieben und versuchen dabei, ein gewisses Maß an Eigenständigkeit zu erreichen. Auch wenn man hier eindeutige Parallelen zu Bands wie Axxis oder Primal Fear ziehen kann, wirken die Süddeutschen vor allem durch die irgendwie warm wirkende Stimme von Roland Seidel zumindest etwas eigenständig. Zum Glück agiert er auch meistens in gemäßigten Tonlagen, um stimmliche Vergleiche zu Primal Fear gleich mal komplett auszuschließen.
Mit den ersten vier Liedern werden dem Hörer auch schon gleich die Höhepunkte der knapp dreiviertelstündigen Scheibe geboten. Hier ist alles in mittlerer Geschwindigkeit angesiedelt, richtig schnell wird’s jedenfalls nie, eher noch etwas langsamer wie zum Beispiel beim besten Song „Eye-Borg“, der durch sein schleppendes Tempo auch ziemlich hart rüberkommt.
Das fünfte neugeschriebene Werk „Halfway To Heaven“ sollte wohl eine Ballade mit Wiedererkennungswert werden. So ganz funktioniert das aber nicht, denn das Stück wirkt eher befremdlich und seltsam, so richtig Stimmung kann man hier auch nicht erzeugen, Der Herr Seidel hat seine Stärken definitiv in den aggressiveren Tonlagen oder den teilweise hymnischen Refrains.
Auch wenn nun die älteren Songs losgehen, merkt man den Unterschied nicht, wenn man’s nicht weiß… In den zwei Jahren haben Kaminari an ihrem Songwriting und der Grundstimmung ihrer Komposition auch so ziemlich gar nichts verändert. Nur sind die neuen Tracks etwas abwechslungsreicher und spannender gestaltet, einfach gesagt eben besser. Einzig „Guardian Angel“ und „Fire And Dice“ würde ich noch hervorheben, alles andere dümpelt eher im Mittelmaß.
Die ersten vier sowie die beiden gerade erwähnten Stücke sind meiner Meinung nach also die Höhepunkte auf einer im Großen und Ganzen doch recht durchschnittlichen und nicht allzu einfallsreichen CD. Hier hätte man also ohne Zweifel gut daran getan, mehr als nur fünf neue Songs zu schreiben und hier gleich ein richtiges Album zu machen, anstatt so gesehen zwei EP’s zusammen zu stecken.
Für die neuen Sachen könnte man also – bis auf „Halfway To Heaven“ getrost satte acht Punkte vergeben. Für das Gesamtwerk, das zum Ende hin immer langweiliger wird und auch auf Dauer nicht sonderlich fesseln kann, muss schon der ein oder andere Punkt dran glauben. Nichtsdestotrotz kann man sich bei der Entwicklung auf weitere Schandtaten der Süddeutschen freuen, da man optisch – mit dem Artwork und dem japanischen Image – schon mal auffällt und auch die Produktion des Ganzen sehr gut ist, auch wenn’s nahe an der Grenze zu „glattgebügelt“ ist.
Wertung: 6 / 10