Review Karras – The Bright Side Of Death

  • Label: Maintain
  • Veröffentlicht: 2007
  • Spielart: Death Metal

„Was hörstn du da für Mädchenmusik?!?“
Ihr kennt es sicher alle, kaum legt man mal Christina Stürmer oder Bullet For My Valentine auf, schon wird man von allen Seiten beschimpft, beleidigt und verbal seiner Männlichkeit beraubt. Damit ist jetzt Schluss, denn bei KARRAS versammeln sich hinter dem Sangeswüterich Devrim drei attraktive Frauen und die fabrizieren an ihren Instrumenten alles andere als Mädchenmusik.

Erstmal aber muss ich sagen, dass viele Schreiberkollegen die Band als „Metalcore“, schlicht falsch in meinen Augen. KARRAS nämlich kredenzen Death Metal mit gehöriger Old School-Schlagseite, der mit einem Bein im Thrash Metal und mit einem anderen Bein im Hardcore steht. Vielbeinige Musik also, brutal und direkt gespielt, Kompromisse gibt es absolut keine. Mal wird geknüppelt, mal wird böse gegroovt, aber immer wird der Hörer mit Wut gegen die Wand gepresst und manchmal wird noch kräftig nachgetreten. Gesanglich wird auch kräftig getreten, Devrims Shouts erinnern meist frappierend an das kehlige Keifen von Dew-Scented-Frontmann Leif, manchmal growlt er aber auch fies tief.

Auf High-Speed-Attacken verzichten KARRAS derweil weitgehend, die neun Lieder (plus zwei kurze Instrumentalstücke) bewegen sich in mittleren Temporegionen und können dadurch gewaltig Groove und Power entwickeln. Wenn es dann doch mal schneller zur Sache geht, wie etwa bei „My Sorrow“ oder „Forever War“, kommt das richtig gut und durch die eingeschobenen Breaks werden stets Härtegrad und Spannungsbogen aufrecht erhalten.

Trotz einer gewissen Portion Eigenständigkeit aber fehlt im großen und ganzen noch das eigene Gesicht. Dabei wäre es hier sichtlich einfach gewesen, denn KARRAS ist eine wahre Multi-Kulti-Truppe: Ein türkischer Sänger, eine halb-jordanische Bassistin, eine persische Gitarristen und eine Schlagzeugerin aus dem Ruhrpott. Hier werden Kulturen vereint, warum hört man das der Musik nicht an? KARRAS haben Potential, und wenn sie ihren Stil noch verfeinern und eben das ein oder andere Element aus ihren Heimatländern einfließen lassen, steht dem Weg des Vierers nichts mehr im Weg.

Irgendwo zwischen Obituary, Dew-Scented, Hatebreed und Ektomorf dürften KARRAS wohl am ehesten anzufinden sein und wer meint sich in dieser Schnittmenge wohlfühlen zu können, der kann sich wohl auch mit „ The Bright Side Of Death“ anfreunden. Und vor allem live dürfte diese vermeintliche Mädchenmusik für den ein oder anderen gestandenen Metaller äußerst interessant sein…

Der Vollständigkeit halber: Auch KARRAS konnten es nicht lassen, nach dem Abschlußlied einen unnötigen Bonustrack einzubauen. Der Hörer darf sich also nach „The Doom Armada“ über ca. 16 Minuten Leerlauf freuen.

Wertung: 7 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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