Review Kemwer – Kemwer

  • Label: Eigenproduktion
  • Veröffentlicht: 2017
  • Spielart: Hard Rock

Mag München auch nicht per se als Subkultur-Hochburg durchgehen, kann man sich zumindest hinsichtlich Band-Nachwuchs im Metal-Sektor nicht beschweren: Immer wieder arbeiten sich neue Formationen aus dem Pfuhl des Underground ans Tageslicht. Bereits seit 2011 dabei, aber erst jetzt mit einem Studioalbum gewappnet sind KEMWER.

Dass die Band mit Herz und Seele bei der Sache ist, sieht man schon auf den ersten Blick: Das Cover aus der Feder von Sänger Sebastian Kristen, seines Zeichens hauptberuflich Tätowierer, erinnert (wie schon das Bandlogo) intuitiv an Kvelertak, braucht dabei aber qualitativ keinen Vergleich fürchten. Auch die Tatsache, dass KEMWER ihr Debüt gleich in dreierlei Ausführung (CD, Vinyl und Tape) veröffentlichen, zeugt von großem Idealismus.

Doch wie ist es nun um die Musik bestellt? Die Rahmenbedingungen jedenfalls passen: Im Großen und Ganzen sauber eingespielt, mit einem amtlichem Sound versehen und von niemand geringerem als Dan Swanö gemastert, ist „Kemwer“ schon in dieser Hinsicht hörenswerter als so manch anderes in Eigenregie veröffentlichtes Debüt-Album. Der Stil der Band ist jedoch etwas gewöhnungsbedürftig.

Was beim Opener „Blutverklebtes Federkleid“ zunächst knackig anfängt und sich durchaus auch in Richtung der Blackened-Hardcore-Punker Kvelertak hätte entwicklen können, geht im weiteren Verlauf des Songs (wie auch des restlichen Albums) musikalisch gesehen eher in Richtung Heavy Rock / Metal: Palm-Mute-Riffs, Artificial Harmonics und melodische Gitarrenläufe sorgen für ein rockiges Klangbild – mitunter nehmen KEMWER den Fuß dabei allerdings etwas zu weit vom Gas, so dass gerade die Gitarren stellenweise arg behäbig und etwas zu brav klingen.

Das wiederum kann man von Sebastian Kristens vergleichsweise extremem Gesang wirklich nicht behaupten: Absolut gekonnt, aber für die Musik im klassischen Sinne eigentlich schon fast zu hart, schreit dieser die etwas holprigen deutschsprachigen Texte über Eisfüchse und Tote in Haimäulern in einer Mischung aus Screams und Growls heraus. Dabei klingt er genau so energiegeladen und dynamisch, wie man es sich auch von den Gitarren gewünscht hätte. So jedoch entsteht bisweilen der Eindruck, Kristens allein habe mehr Energie als die restliche Band zusammengenommen.

Am Ende kann man KEMWER einen individuellen Stilmix attestieren, der die mit viel Hingabe umgesetzte Musik zumindest unverwechselbar macht. Ob KEMWER damit allerdings schon der große Wurf gelungen ist, ist fraglich – wem die Musik ins Ohr geht, der könnte sich am harten Gesang stören. Wer jedoch von diesem überzeugt wird, dürfte sich etwas mehr Feuer in der Gitarrenarbeit wünschen. Wenn KEMWER ihre Ausrichtung für das nächste Album in die eine oder andere Richtung etwas korrigieren, könnte sich die Band dennoch zumindest lokal etablieren.

Wertung: 6.5 / 10

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