Review Kettcar – Du und wieviel von deinen Freunden

Nach einer beachtlich langen Zeit habe ich mich dann doch dazu entschlossen, das Album von Kettcar, der „neuen“ Band von Marcus Wiebusch, seines Zeichens ehemaliger Sänger und Gitarrist bei …But Alive und Rantanplan zu rezensieren. Los geht´s mit dem Titel „Volle Distanz“. Das Lied ist insgesamt sehr langsam, E-Gitarren sind nicht im Einsatz und es dauert auch seine Zeit bis das Schlagzeug einsetzt. Die Stimme von Wiebusch verleiht dem Lied eine ganz besondere Stimmung. Ein sehr atmosphärischer Beginn in dieses Album.Zweiter Titel ist „Ausgetrunken“. Schon nach ein paar Sekunden merkt man, dass der Song in eine komplett andere Richtung geht. Textlich geht es um ein Trinkgelage, und die Musik macht auch gute Laune. Mir persönlich gefällt das Keyboard in diesem Lied besonderes gut. Aber es ist nicht nur das gut eingesetzte Keyboard, das „Ausgetrunken“ zu einem der besten Lieder auf dem Album macht, nein, irgendwie passt einfach alles zusammen. Wiebusch singt nicht mehr ganz so „depressiv“ wie noch bei „Volle Distanz“, sowie es der Text auch qausi vorschreibt. Ein Highlight. Das dritte Lied ist „Money Left To Burn“. Das Intro kommt für Kettcar-Verhältnisse noch recht schnell, dann jedoch wird es wieder atmosphärisch. Man hört einen absolut Kettcar/Wiebusch-typischen Songtext, der sehr viel Interpretationsraum bietet. Die Melodie und das Keyboard im Hintergrund gehen ziemlich schnell in den Kopf. Ein sehr „schönes“ Lied, das man hören kann, wenn man auf dem Bett liegt, eine Zigarette raucht und über „alte Zeiten“ nachdenkt. Vierter Track ist „Wäre Er Echt“. Die Band zaubert ein herzerweichendes Stück auf den Parkett und lässt einen träumen, erneut in Melancholie baden. Ein weiteres unter vielen Highlights auf dieser CD.Der fünfte Song heißt „Landungsbr(ue)cken Raus“ und ist die erste Single aus dem Album. Den Clip kann man zu gegebener Stunde des Öfteren bei „Fast Forward“ bewundern. Vielleicht wiederhole ich mich, aber auch Titel Nummer 5 ist einfach genial. Irgendwo zwischen Rock und Pop angesiedelt, begeistert er einfach. Wieder einmal frage ich mich, wie genial Musik sein kann. Für einen Kettcar-Song mit recht vielen E-Gitarren gespickt, jedoch keineswegs aggressiv oder laut. Hier kommt die typische Atmosphäre sehr gut rüber. Unbeschreiblich.Track 6 heisst „Balkon gegenüber“. Im Text geht es um einen Mann, der sich von seiner Freundin/Frau getrennt hat und nun in eine sehr depressive Phase gerät. Musikalisch gefällt mir das Intro wirklich sehr gut. Sänger Marcus Wiebusch setzt seine Stimme sehr gut ein und bringt die Stimmung des Songtextes perfekt ins Ohr des Hörers. Für meine Begriffe ist der Song mit 2:03 Minuten etwas zu kurz geraten. Es gibt auch nur eine Strophe und einen Refrain. Trotzdem ein Bombentrack. Wenn man zum Arzt geht um seinen Liebskummer zu bekämpfen, kriegt man wahrscheinlich dieses Lied verschrieben.Stück 7 heisst „Jenseits der Bikinilinie“. Zwar geht die Melodie ziemlich schnell ins Ohr, aber leider auch genau so schnell wieder raus. Nicht ganz so gut wieder die 6 Lieder zuvor, was keineswegs heissen muss, dass es schlecht ist. Ich persönlich empfinde nur, dass das teilweise sehr dominante Schlagzeug nach ein paar Mal hören etwas nervig wird , ebenso das Keyboard.Das 8. Lied ist mit „Lattenmessen“ betitelt. Hier geht es nicht ganz so melancholisch zu, zumindest lässt der Klang der Instrumente darauf schliessen. Den Text kann man verschieden interpretieren. Entweder Wiebusch kritisiert das „Lattenmessen“ in der Weltpolitik, oder er spielt auf die kleinen, privaten Kriege an. Was stimmt, wird wohl nur Wiebusch selber wissen, was im Endeffekt jedoch egal ist. Der Song ist mal sehr gelungen und lässt dich unbewusst mitsingen.Wow. Mehr kann ich kaum sagen zu „Im Taxi weinen“, dem 9. Song auf dem Album. Hier passt einfach alles, Instrumental, Stimme, Text, alles Perfekt. Ein Traum, ein Meisterwerk der Musik. Wer diesen Song noch nicht kennt, sollte diese Situation schleunigst ändern. Ich habe selten ein so perfektes Lied gehört. Das Beste um einfach abzuschalten. Oder um über Probleme nachzudenken, vielleicht auch um Probleme zu verdrängen. Wer hier nicht mitsingt, ist selber schuld.Nach diesem Highlight ein klein wenig Ernüchterung. „Hiersein“, Titel Nummer 10 ist ein eher fröhlicher Song. Eigentlich ja nicht unbedingt etwas schlechtes, doch hier muss ich sagen, dass mir der Song alles andere als gefällt. Zum ersten Mal bei dieser CD erwische ich mich dabei, wie ich weiterskippe. Kein gutes Zeichen.Doch wie hätte es auch anders sein können: Die CD endet mit einem Highlight. Das 11. Lied heisst „Ich danke der Academy“. Es gibt zwar weitaus bessere Texte auf diesem Album, jedoch musikalisch und melodisch einwandfrei. Es wird und bleibt konstant überdurchschnittlich „rockig“. Ein wirklich sehr runder Abschluss.

Fazit:Das wahrscheinlich beste deutschsprachige Album im Jahr 2002. Kettcar schaffen es, Pop und Rock zu verbinden. Die Texte bieten viel Interpretationsraum, doch gerade das macht sie interessant. Für dieses Album sollte wirklich jeder „true Metalhead“ auf mal seine gefühlvolle, weiche Seite zu Wort kommen lassen. Mir persönlich tut jeder Leid, der dieses Album nicht hat und ich bemittleide den, der von dem Namen Kettcar noch nie was gehört hat. „Kaufen, kaufen, kaufen“ heisst die Devise. Tut euch den Gefallen, Leute, und entdeckt Kettcar für euch.

(Julian)

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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