Review Khazad Dûm – Garmadh (EP)

  • Label: Wrath Of The Tyrant
  • Veröffentlicht: 2017
  • Spielart: Black Metal

Es lässt sich wohl nicht bestreiten, dass die Österreicher Summoning mit ihrer Keyboard-lastigen, thematisch von Tolkien inspirierten Musik eine eigene Form von Black Metal kreiert und damit eine ganze Reihe von gleichgesinnten Bands beeinflusst haben. Die meisten beziehen sich damit jedoch erst auf ihr Schaffen ab ihrer zweiten Platte „Minas Morgul“. Nicht so die Brasilianer KHAZAD DÛM, die zu den wenigen zählen, die Summoning, Abigor und dergleichen nur für ihre früheren Werke verehren. Kein Wunder also, dass die Keyboards auf „Garmadh“, der ersten EP des Trios, nur eine untergeordnete Rolle spielen. Vielmehr steht das gut halbstündige Minialbum ganz in der Tradition urigen Oldschool Black Metals.

Ein dreiminütiges Intro mit verheißungsvollen Keyboardflächen erlauben sich KHAZAD DÛM noch, ab „Rise Of The Immortals“ wird dann ohne weitere Umschweife geprügelt, was die Instrumente hergeben. Melodien verstecken sich nunmehr eher tief in der brodelnden schwarzmetallischen Ursuppe aus rumpelnden Riffs, schmissigem Drumming und räudigen Screams. Ganz so kompromisslos traditionell musizieren die Brasilianer dann aber doch nicht, denn mit „Draut Gaddur“ findet sich beispielsweise ein wirklich schönes, beschwingtes Akustik-Interlude, während die Keyboards in „The Ban Of Wisdom“ immerhin unterstützend zu Tage treten.

Abseits dieser wenigen Ausnahmen fischen KHAZAD DÛM jedoch durchwegs in schwarzen Gewässern – leider, möchte man sagen. Sieht man von den kurzen akustischen Passagen und ein paar lässigen Leads und Soli ab, machen die Kompositionen des Trios einen ziemlich dürftigen Eindruck. Die Riffs sind allzu austauschbar arrangiert und nur mäßig gut eingespielt, was man vor allem am Bass merkt, für die Drums gilt dasselbe. Der hin und wieder ertönende, gewollt hymnische Klargesang hört sich irritierend schief an und die ungeschliffene Produktion versprüht zwar einen gewissen Underground-Demo-Charme, ist aber in Anbetracht der Musikform einfach viel zu kraftlos und längst nicht mehr zeitgemäß.

Als kraftlos kann man auch die Keyboards bezeichnen, die KHAZAD DÛM sporadisch und lieblos hinter die übrigen Instrumente gepackt haben. Generell wirkt „Garmadh“ strukturell chaotisch und ziellos, ja beinahe unfertig, so oft wie die Tracks stilistisch umherspringen und Ideen nicht zu Ende gedacht werden. Dass sich KHAZAD DÛM auf „Dark Skies Of Black Times“ dann auch noch schamlos an Mayhems Klassiker „Freezing Moon“ bedienen, trägt auch nicht gerade zu einem positiven Gesamteindruck bei.

Alles in allem zeigen KHAZAD DÛM auf ihrem ersten Minialbum durchaus ein paar interessante Ansätze. Ein paar der Riffs und die Akustik-Abschnitte machen schon Spaß und dass sich eine Band, die Summoning nacheifert, nicht einfach nur auf ihre Keyboards verlässt, ist gewiss zu befürworten. Letztlich hapert es auf „Garmadh“ jedoch massiv an der Umsetzung, sodass die anfänglichen Erwartungen leider weit hinter dem ernüchternden Ergebnis zurückbleiben. Wer an der EP trotzdem Freude finden könnte, ist fraglich: Alteingesessenen Black-Metallern wird das hier wohl nicht trve genug sein, während moderner ausgerichtete Hörer vermutlich lieber zu den bekannteren Tolkien-Metal-Alben greifen werden.

Keine Wertung

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