Review King 810 – Memoirs Of A Murderer

Es gibt immer wieder Bands, an denen man nicht vorbeikommt, einfach weil sie einem medial immer wieder um die Ohren gehauen werden. Momentan sind das vor allem Blues Pills und KING 810, die primär durch martialische Liveauftritte inklusive bewaffnetem Bühnenpersonal, der Verhaftung mehrerer Mitglieder und daraus folgenden Konzertabsagen auf sich aufmerksam machten. Nun steht mit dem dezenten Titel „Memoirs Of A Murderer“ das Debüt der Gruppe ins Haus.

Ganz entscheidend ist bei KING 810 deren Herkunft. Die Band stammt ebenso wie Repulsion und Michael Moore aus Flint, Michigan, eine Stadt die aufgrund ihrer abnormal hohen Kriminalitäts- und Mordrate den Spitznamen „Murder City“ verpasst bekam.
Warum das für „Memoirs Of A Murderer“ relevant ist? Schlicht und ergreifend, weil sich KING 810 komplett über ihre Herkunft definieren und auch die Vorwahl der Stadt in ihrem Bandnamen tragen. So handeln die Songs von Mord und Totschlag, von zerstörten Existenzen und verkorksten Kindheiten. Dabei machen KING 810 an jeder möglichen Stelle deutlich, wie hart das Leben in Flint ist und wie es die Menschen formt oder besser verformt. Wem kann man seine Untaten anlasten, wenn man nur von Scheiße umgeben ist?
Nun könnte hier die alte entwicklungspsychologische Diskussion von Anlage vs. Umwelt gestartet werden, aber mit solch verkopften Angelegenheiten haben KING 810 herzlich wenig am Hut. „Memoirs Of A Murderer“ gibt primär auf die Zwölf, ohne sich mit Schnörkeln oder technischen Spielereien abzugeben.

„Killem All“, „Best Night Of My Life“ und „Murder Murder Murder“ eröffnen den Reigen und erinnern musikalisch extrem an Slipknot, was primär aus der groben ungefilterten und gezügelten Aggressivität resultiert. Zudem klingt Sänger David Gunn bisweilen stark nach Corey Taylor, besonders wenn er einfach ohne Rücksicht auf Verluste ins Mikro brüllt.
„Take It“ hingegen ist fast schon eine Ballade, was zwar sehr überraschend kommt, aber durchaus funktioniert. „Devil Don’t Cry“ und „Carve My Name“ sind nach dem gleichen Muster gestrickt, funktionieren allerdings nicht einmal annähernd. Abgesehen von dem groovigen „Fat Around The Heart“, dem düster-perkussiven „Boogeyman“ und dem experimentellen „Eyes“ kann keiner der verbleibenden Tracks auf „Memoirs Of A Murderer“ wirklich überzeugen. Zwangsläufig stellt sich die Frage, ob KING 810 gut daran getan hätten, keine 16 Lieder auf ihr fast 70 Minuten langes Debüt zu packen. Und was die vollkommen überflüssigen Spoken-Word-Songs („Anatomy 1:2“ und „Anatomy 1:3“) sollen erschließt sich auch nicht, da die ganze Problematik der Herkunft einem bis zu diesem Zeitpunkt eh schon zum Hals raushängt.

Wo steht „Memoirs Of A Murderer“ nun also unterm Strich? Was man KING 810 nicht absprechen kann, ist ihre Authentizität – etwas, das man weder lernen noch kaufen kann. Allerdings sollte die Truppe dringend bei weiteren Veröffentlichungen mehr Wert auf ihr Songwriting legen und sich weniger intensiv um ihr Image kümmern, denn das Debüt der Truppe ist nicht schlecht, aber auch nichts, an das man sich dringend in ein paar Jahren noch erinnern wird.

Wertung: 6 / 10

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