Review Klô Pelgag – L’Étoile Thoracique

  • Label: Broken Silence, Zamora
  • Veröffentlicht: 2018
  • Spielart: Entmetallisiert, Art-Pop

Dass Popmusik nicht immer stumpfsinnig und trivial sein muss, haben viele ideenreiche Künstler wie beispielsweise Björk schon unzählige Male unter Beweis gestellt. Die Musik jener Interpreten, die von der Allgemeinheit mit dem nur schwer definierbaren Begriff „Art-Pop“ bedacht wird, zeichnet sich ihrem Wesen nach zumeist durch den gelungenen Spagat zwischen leichter Zugänglichkeit und künstlerischem Anspruch sowie einem Hauch Verschrobenheit aus. Auch eine gewisse Frankokanadierin mit dem ulkigen Künstlernamen KLÔ PELGAG wird zu dieser illustren Schar an unkonventionellen Kreativköpfen gezählt – was sich unschwer an dem surrealen, in zuckersüßen Pastelltönen gehaltenen Artwork, das ihr drittes Album „L’Étoile Thoracique“ ziert, erkennen lässt.

Kunstschaffende Ambition allein ist natürlich keine Garantie für ein herausragendes Werk, folglich ist eine Art-Pop-Platte nicht automatisch besser als eine „normale“ Pop-CD. Glücklicherweise gehört KLÔ PELGAG jedoch keinesfalls zu den prätentiösen Wichtigtuern, die sich den niveauvollen Ruf des Genres zu unrecht an die Brust heften. Anstatt auf Biegen und Brechen zu experimentieren oder ihre Songs unnötig zu verkomplizieren, lässt die charismatische Sängerin die Musik einfach aus sich herausfließen. Wohl aus diesem Grund ist „L’Étoile Thoracique“ musikalisch genau so farbenfroh wie das Bild auf dem Cover.

KLÔ PELGAG mag mit ihrem aufgeweckten, glasklaren und anmutigen Gesang im Zentrum des Geschehens stehen, doch obwohl sie das Album damit sogar im Alleingang tragen könnte, ist es ihren Studiomusikern in gleichem Maße zu verdanken, dass dabei derart facettenreiche Lieder herausgekommen sind. Elegante, klassisch inszenierte Pianotöne, die sich auch gut auf dem Soundtrack eines Hayao-Miyazaki-Films machen würden („Les Mains d’Édelweiss“), sehnsüchtige Streicher, die mal folkig („Les Animaux“), mal geschmeidig orchestral („Le Sexe Des Étoiles“) klingen und frohlockende Akkorde auf der Ukulele („Les Ferrofluides-Fleurs“) sind nur ein kleiner Bestandteil des Instrumentariums, mit dem KLÔ PELGAG und ihre Mitmusiker die verschiedensten Stimmungslagen verklanglichen.

Psychedelische Verträumtheit („Les Instants d’Équilibre“), herzergreifende Melancholie („Au Bonheur d’Édelweiss“) und ungetrübte Lebensfreude („Samedi Soir À La Violence“) – KLÔ PELGAG hat hier ein wahres Emotionsprisma geformt. Einzig der abschließende Zehnminüter „Apparition De La Sainte-Étoile Thoracique“, der auf einem einzigen Klavierakkord beruht und später die Aufnahme eines Gesprächs beinhaltet, wirkt im Vergleich zu dem zuvor so leichtherzigen Fluss des Albums etwas zu verkopft.

Sieht man von dem eher mühsamen, monotonen Ende der Platte ab, gibt es nicht das Geringste, was man KLÔ PELGAG bezüglich ihres dritten Studioalbums vorhalten könnte. Der „Joie De Vivre“, mit der die Kanadierin darauf ihrer Kunst nachgeht, kann man sich nur schwer erwehren – und warum sollte man das überhaupt wollen? „L’Étoile Thoracique“ ist kein kühl kalkuliertes Mainstream-Produkt, das möglichst viele Leute ködern soll, sondern ein aufrichtiger Ausdruck von Lebensfreude. Das große Talent von KLÔ PELGAG liegt darin, dass ihre Liedern gute Laune verbreiten, man sie aber auch als anspruchsvoller Musikconnaisseur ganz ohne Gewissensbisse genießen kann.

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Wertung: 8.5 / 10

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