Hilfe! Österreicher sind bereit, meine Mama zu daten! Das finde ich natürlich erst mal nicht gut, aber wie so oft handelt es sich auch hier lediglich um großkotzige Worte im Promotext, und die gehören bei KLYNT zum guten Ton, immerhin haben sich die fünf Herren dem „Proll Power Thrash Metal“ verschrieben. Bereits 2008 gegründet, sind die Grazer in ihrer Heimat offenbar schon so was wie lokale Berühmtheiten mit hervorragendem Ruf als Live-Band und legen nach der ersten Demo „Epic As Fuck EP“ nun ihr Debütalbum „Of Klynt And Man“ vor.
Was die Jungs neben prolligem Image noch mitbringen, ist offenbar eine anständige Portion Humor, denn wenn man sich als Frontmann Sir Dadukles Prime nennt, Songs mit Titeln wie „Biggest Balls“ und Zeilen wie „You proved yourselves worth / to bring some balls unto the earth“ oder „The brave shall be victorious / Hold our epicness at all costs“ singt, hat man entweder einen an der Klatsche oder nimmt sich eben selbst nicht allzu ernst. Joey DeMaios Testikel würden aber auf jeden Fall vor Stolz glühen!
Episch, prollig und heavy, das ist es, was den Sound von KLYNT ausmacht. Vom Thrash und Power Metal der selbsterfundenen Stilbezeichnung fließen dabei nur Nuancen mit ein, in erster Linie spielen die Österreicher gitarrenlastigen Heavy Metal mit schweren Riffs; mal zackig, flott und kraftvoll; mal schleppend, hymnisch und erhaben. Was aber definitiv durch die Bank vorhanden ist in der Mucke auf „Of Klynt And Man“, ist Pathos. Viel Pathos. Bei Tracks wie „Into The Abyss“ oder „Everything Dies (But Me)“, aber auch generell fragt man sich, wie viel Pathos ein Sänger eigentlich selbst in das sanfteste Ströphlein legen kann – dagegen wirken Manowar-Erichs Eier ja wie kernlose Weintrauben. Allerdings trifft der gute Sir Prime dabei nicht immer den richtigen Ton, wodurch es auch mal unfreiwillig komisch klingt.
Mit Manowar haben KLYNT hingegen zumindest musikalisch weniger zu tun, vielmehr kann man Gruppen wie Iced Earth zum Vergleich heranziehen, aber auch Metallica zu ihren Load/-Reload-Zeiten klingen hier und da durch, während man gerade wegen der rauen Reibeisenstimme noch Grave Digger nennen kann. Die aufgesetzte Macho-Röhre erklingt dabei nicht durchgängig auf der Platte, sondern wechselt auch mal mit kreischendem, keifenden Gesang ab – durchaus gekonnt und nie lange genug, dass es einem auf die Eier geht (pun intended).
Ansonsten haben KLYNT mit den eben aufgezählten Bands nicht viel gemein, denn „Of Klynt And Man“ stampft weitgehend höhepunktfrei aus den Boxen und hinterlässt auch nach mehreren Durchläufen das Gefühl, dass man zwar nicht genervt, allerdings auch nicht besonders gut unterhalten, im Grunde also gewissermaßen gelangweilt wurde. Für die wirklich astreine, fette Produktion und den augenzwinkernden Proll-Charakter von „Of Klynt And Man“ gibt’s noch einen Bonus, mehr als ein ordentlicher Full-Length-Einstand ist die Scheibe letzten Endes allerdings nicht.
Wertung: 6 / 10