Review Knorkator – Es werde Nicht

(Metal / Rock / Neue Deutsche Härte / Elektro) „KNORKATOR hören auf mit Aufhören!“
Mit größter Freude habe ich diese Ankündigung vernommen. Ich gebs zu, beim Nürnberg-Konzert der Abschiedstour 2008 hatte ich am Ende mindestens fast Tränen in den Augen. KNORKATOR haben mich direkt an den Eiern gepackt, könnte man sagen. Mir egal, ob das nun wirklich eine Auflösung war oder ein von langer Hand geplanter Marketing-Gag: Die haben mich mit dem, was sie machen, emotional berührt und ich freu mich wie sonstwas, dass sie nach ihrer Pause wieder da sind.

13 Titel bietet die Tracklist, beim erfahrenen KNORKATOR-Fan dürften einige davon auch gleich für ein Déjà-vu sorgen. „Warum“ und „Kinderlied“ kennt man schon von der „Kinderlied“-Single, die auf der Abschiedstour 2008 verkauft wurde, „Warum“ ist hier aber in einer instrumental aufgemotzten und qualitativ verbesserten Version zu hören. Coverversionen sind natürlich auch wieder mit am Start, drei an der Zahl und davon ist immerhin „Ain’t Nobody“ (im Original von Chaka Khan) neu. „Geboren“ (Die fantastischen Vier) und „Faster Harder Scooter“ (na ratet mal, von wem) waren schon auf Tribute Alben der beiden Bands zu hören, die Interpretation des modernen Techno-Klassikers aber ist hier in einer schnelleren und besseren Version als damals zu hören. Alle drei Cover sind auf KNORKATOR-typische Weise zu melancholischen Kunstliedern mutiert, beim Fanta 4-Cover hat man den Text einfach über die Melodie von „Das Lied“ vom „Hasenchartbreaker“-Album gelegt und das funktioniert echt wunderbar.

Acht wirklich neue Lieder bleiben dann doch noch übrig und darunter ist ein großer Streitpunkt. Beim „Kinderlied“ schon durften oder mussten (je nach Sichtweise) wir den Gesang von Tim Tom hören, das ist der Sohn von Alf Ator. Bei „Arschgesicht“ singt er wieder, merklich verbessert, und ich finds klasse. Das macht Spaß, die Stimme find ich angenehm und lustig und das Lied taugt auch sehr. Ansonsten gibt es sehr viel KNORKATOR-typisches zu hören. „Du nich“ ist mit zahlreichen Angebereien ein klassischer Aufzählreim, „Du bist schuld“ ein klassischer Wutausbruch, „Refräng“ klassischer Nonsens, „Bleib stehn“ ein neo-klassisches nachdenkliches Lied, „Sofort“ ein klassisch kurz-knackiger Rausschmeisser…

Ja, viel klassisches, aber abgesehen vom Kindergesang bleibt dabei leider die Weiterentwicklung völlig auf der Strecke. Etwas enttäuschend ist das nach vier Jahren Wartezeit schon – wenn wohl auch nur ein kleiner Teil der Zeit ins Songwriting geflossen ist – vor allem auch in Anbetracht des geringen Umfangs. 41 Minuten Spielzeit hat die CD, abzüglich der beiden schon bekannten Lieder und den drei Coverstücken bleiben davon aber gerade mal erschreckende 24 Minuten an neuem Liedgut, schon wirklich arg wenig. Nicht falsch verstehen, ich finde das ganze Album wieder gut, aber es bleibt das Gefühl, dass sich Alf Ator und Anhang mehr Mühe hätten geben und Gedanken machen können. „Es werde Nicht“ erreicht durchgehend gutes Niveau und trotz des leicht faden Beigeschmackes kann ich es jedem Fan nur schwerstens ans Herz legen. Auch, wenn die letzten beiden Alben nicht erreicht werden und die Scheibe nicht der erhoffte Comeback-Hammer ist, aber für die hohen Erwartungen haben KNORKATOR eben auch selbst gesorgt.

Übrigens: Bei der limitierten Auflage ist eine sehr gute Bonus-DVD vom Abschlusskonzert der Abschiedstournee 2008 mit dem Konzert in Berlin enthalten, ein Muss! Bei der CD allerdings schwätzt die Band zwischen jedem Lied einen mäßig lustigen Track ein, der leider beim zweiten mal Hören schon nervt. Hier muss man sich dann leider selbst die CD ohne Gelaber zusammenstellen.

Wertung: 7.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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