Review Konstantin Wecker – Feng Shui – Balance des Lebens

  • Label: Laut & Luise
  • Veröffentlicht: 2013
  • Spielart: Entmetallisiert, Zirkusmusik

In einer kindischen Laune bestellte ich mir „Feng Shui – Balance des Lebens“ in der vagen Erwartung, einen musikalisch untermalten, esoterischen Wohn-Ratgeber zu erhalten. Nach Erhalt der CD war dann schnell klar, dass es doch nicht ganz in diese Richtung geht. Der Albumname ist nämlich lediglich der Titel des Programms, das der Chinesische Nationalcircus dieser Tage in Europa absolviert(e). Die Musik, zu der die Performances erarbeitet wurden, stammt vom Münchner Liedermacher Konstantin Wecker.

„Feng Shui – Balance des Lebens“ ist also schon einmal keine krude Esoteric-Ambient-Platte, hier wird von verschiedenen Percussion-Instrumenten über Streicher bis zum Klavier durchaus mit einem recht großen Arsenal an Instrumenten gearbeitet und so fällt die Musik durchaus abwechslungsreich und dynamisch aus. Wie man sich nun denken wird, ist diese CD auf der anderen Seite aber auch keine halsbrecherische musikalische Achterbahnfahrt durch den fernen Osten, vielmehr bietet sie genau das, was man von Musik erwarten sollte, die für einen solchen Anlass geschrieben wurde. Deshalb haben die Stücke genau so viel Asia-Würze, wie man sie als europäischer Zirkus-Besucher verträgt und wie sie nicht vom Programm ablenkt, was bedeutet: Wenig mit Tendenz zu sehr wenig. Es ist eher die europäische Sehnsucht nach dem fernen Osten, die hier ausgedrückt wird, als authentisch chinesische Folk-Musik.
Da diese Stücke zudem primär die Funktion haben, eine artistische Vorstellung zu untermalen, geht es bei aller musikalischen Klasse, die zweifellos geboten wird, doch immer recht gemäßigt zu. Man hört, dass es bei den Liedern eher um Begleitung geht als darum, für sich selbst einen greifbaren Spannungsbögen zu erzeugen und eine eigene Aussage zu treffen – Es könnte wohl auch kompliziert werden, in ein Stück wie „Handstand“ eine andere Intention zu interpretieren als die, dass es einen Handstand begleiten soll.

Am Ende ist es gar nicht so wild, dass diese Rezension bei einem Metal-Magazin veröffentlicht wird, abgesehen davon natürlich, dass sie hier niemand lesen wird. Denn interessant ist „Feng Shui – Balance des Lebens“ so oder so sicherlich vor allem für Besucher der Vorstellung, die ihre Erinnerungen musikalisch stützen wollen. Wer nicht vor Ort war, muss sich die Darbietungen selbst ausdenken, was zwar auch ein interessanter Ansatz ist, mit dem sich aber wohl doch nur eine Minderheit der potenziellen Hörer anfreunden können wird. Die pure Musik ist trotz ihrer Hochwertigkeit in ihrer Aussage zu limitiert, um eigenständig funktionieren zu können, da gibt es im Weckerschen Œuvre deutlich reizvollere Werke zu entdecken, auch für Metal-Hörer.

Publiziert am von Marius Mutz

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