Review Konstantin Wecker – Wut und Zärtlichkeit – Live

  • Label: Universal
  • Veröffentlicht: 2013
  • Spielart: Entmetallisiert, Chanson

KONSTANTIN WECKER ist eine Koryphäe im Bereich der Kleinkunst und wie kaum ein Zweiter in verschiedensten Bereichen aktiv: Spielfilme, Musicals, Filmmusik, Bücher oder zuletzt auch mal Zirkusmusik, KONSTANTIN WECKER hat überall seine Finger drin und schreibt, komponiert und performt nach wie vor unermüdlich. Mit „Wut und Zärtlichkeit – Live“ gibt es nun ein aktuelles Live-Dokument, das unter anderem in der Alten Oper in Frankfurt und in der Essener Philharmonie aufgenommen wurde.

Die satten 110 Minuten, die diese Doppel-CD beinhalten, sind musikalisch äußerst divers. Gemeinsam haben jedoch die meisten Nummern, dass sie sehr minimalistisch präsentiert werden, ob nun verhaltener Blues, Jazzrock-Anklänge oder auch mal etwas dramatisches Klassisches, auf übertriebenen Pomp muss man sich glücklicherweise nicht einstellen. Stattdessen klingt die Begleitband WECKERs immer charmant und bleibt dezent, um dem Meister genug Platz einzuräumen. Der wiederum erzeugt durch seine Texte, die mal witzig, mal melancholisch und oft kritisch sein können (dabei aber immer intelligent bleiben), im Wechselspiel mit der Musik eine Stimmung, die einem das Gefühl geben, selber im Publikum zu sitzen. „Wut und Zärtlichkeit – Live“ ist trotz der starken musikalischen Komponente primär Unterhaltung, der man eher gespannt lauscht als dass man sich entspannt zurücklehnt. Dieser Eindruck wird noch verstärkt durch die sympathischen Ansagen KONSTANTIN WECKERs, der die Songs durch kleine Anekdoten zusammenhält.
Aus diesen Kleinoden sollte man sicherlich keine einzelnen Nummern herauspicken, es wäre unpassend, einen Anspieltipp unter diesen so verschiedenartigen Liedern zu küren, wo doch jedes gleichermaßen seine Qualitäten hat. „Wut und Zärtlichkeit – Live“ ist eine schöne Reise durch die Karriere des Münchners, die zum Nachdenken über verschiedenste politische, soziale und persönliche Probleme animiert. Wer sich durch Musik einmal geistig anregen lassen und nicht immer komplett abschalten will, hat an dieser Doppel-CD garantiert eine Menge Spaß.

Dass es wohl schwierig sein dürfte, die 110 am Stück zu genießen, macht weiter auch nichts, wo genau man ins Set einsteigt, ist weiter nicht so wichtig. Wichtig ist, dass man KONSTANTIN WECKER und seinen Mitmusikern, wenn man die CDs dann hört, auch zuhört. Denn das lohnt sich. Für neue Hörer wie für alte Hasen gleichermaßen.

Um dann doch einen kleinen Eindruck von der textlichen wie musikalischen Bandbreite zu bekommen, führe man sich „Sage Nein!“, „Fliegen mit dir“ und „Es gibt nichts Gutes“ zu Gemüte.

Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Marius Mutz

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