Review Lake Of Tears – Forever Autumn

Der Gothic-Sektor macht wieder ernst. So wie es sich gehört!!! Naja, ganz so muss man es wohl nicht ausdrücken, denn erstens mal ist LAKE OF TEARS nicht mit der Gothic-Szene gleich zu setzen und außerdem sollte man gelegentliche Ausflüge in die Kiffer-Ecke nicht allzu hoch bewerten (was hätte man sonst über “Pink Floyd” erst sagen müssen?). Fakt ist aber, dass LAKE OF TEARS nach dem genialen “Headstones” in Person von “A Crimson Cosmos” ein Album aufgenommen hatten, bei welchem man nicht so ganz zwischen Genie und Wahnsinn unterscheiden konnte. Auf der einen Seite standen sicher coole Songs, mehr im rockigen denn im gotischen Gewand, auf der anderen Seite trafen sie aber auf stupide klingende Lyrik, bunte Bildchen im Booklet taten ihr übriges.

Schön und erfrischend kommt dagegen “Forever Autumn” daher, welches die Balance zwischen düster-schönen Melodien und Texten von erwachsener Ernsthaftigkeit wiedergefunden hat – ein Abdriften in überzogene Klischees sei hier mal nicht erwähnt. Was hat sich aber musikalisch getan? Der Weg geht wieder weg von rockigen Liedern, die schnell auf den Punkt kommen, es scheint, als wenn es nach “Headstones” “A Crimson Cosmos” nie gegeben hätte. Die Instrumentierung ist neben der klassischen Bandbesetzung mit Flöte und Cello recht eindeutig dem Genre angepasst, besondere Erwähnung sollte hier die mir völlig unbekannte Cellistin Henriette Schaack finden, welche ihrem Viersaiter schaurig schöne Melodien entlockt, die hier (“So Fell Autumn Rain“) und da (“Forever Autumn“ und “To Blossom Blue”) sogar zu Solozwecken genutzt werden. Zurecht, wie die Lieder zeigen! Besonders lieb gewonnen habe ich in all den Jahren aber Daniel Brennares Stimme, die angenehm tief und unaufgeregt die acht Lieder (plus dem Instrumental “Otherwheres”) veredelt. Im Großen und Ganzen hört es sich nach einem eindeutigen Urteil an: ein typisch-düsteres Gothic-Album. Interessanterweise scheint es aber gerade dies nicht zu sein, denn aus einem Grund, den ich auch nach fast zehn Jahren nicht verstehe, funktioniert “Forever Autumn” gerade im Sommer zum kühlen Weizen am besten. Natürlich gefallen die Songs auch in der dunklen Jahreszeit, aber irgendwie schaffen es die Schweden, das notwendige Fünkchen Positivismus und Hoffnung aus ihren Liedern klingen zu lassen, welcher hier den Unterschied zur gewöhnlichen Gothic-Veröffentlichung macht.

Selten habe ich übrigens eine Produktion gehört, in der der Bass so im Vordergrund stand. Insgesamt muss man zwar ohnehin sagen, dass der Sound von Ulf Wahlberg sehr transparent ist, man kann ohne Schwierigkeiten jedes Instrument heraushören. Sicher, LAKE OF TEARS hauen jetzt nicht so viele verschiedene Instrumente und Melodien,, wie es Bands wie “Emperor” tun, aber trotzdem ist hier ein Lob angebracht. Ebenso positiv ist der Einsatz von Magnus Sahlgren als Lead-Gitarrist zu bewerten, seine Soli lockern die Lieder immer wieder (und viele Gothic-Metaller mit vernünftigen Leads gibt es ja nun auch nicht). Scheinbar also alles im grünen Bereich, dennoch gibt es einige Abzüge: das plakative Artwork mit einem bequemen Bett, einer Blondine in einem herbstlichen Wald – was tun sie da nur? – wäre nicht zwingend notwendig gewesen, auch wenn es natürlich den Titel unterstützt. Dies ist aber weniger schlimm als der Eindruck, dass bei einigen Liedern noch wesentlich mehr drin gewesen wäre. Namentlich sei hier vor allem der zackige Rocker “Pagan Wish” genannt, der irgendwie ohne Wirkung vorbeirauscht. Oder die eher langweiligen “Come Night I Reign” und “Demon You / Lily Anne”. Dem stehen zwar mit den ersten drei Songs und der wunderbaren Ballade “The Homecoming” einige wirklich klasse Lieder entgegen, wirklich brauchen tun die CD aber nur Anhänger der Band und gotische Alleskäufer. Der Rest hört Probe und entscheidet dann, ob er ein gutes, aber nicht hochklassiges Album kaufen will.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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