Review Lance Butters – Blaow

Während Sido seine Maske schon lange abgelegt hat, sich Cro als Panda gibt und Genetikk mit Alienstrumpfmasken bekleidet sind, hat sich LANCE BUTTERS zu Beginn seiner Rapkarriere 2010 eine Maske des Marvelcharakters Iron Man vors Gesicht geschnallt. Mit dem Inhalt seiner Songs hat das auf den ersten Blick wenig zu tun: Sex und Kiffen. Wenn man die ununterbrochene Selbstüberhöhung auf seinen beiden bisher erschienenen EPs dazu nimmt, ist eine gewisse Nähe zu Tony Stark allerdings nicht von der Hand zu weisen. „Blaow“, das erste Album und gleichzeitige Majordebüt von LANCE BUTTERS, tauscht die Selbstüberhöhung gegen einen großen Rundumschlag gegen die wacke Deutschrapszene aus, ansonsten bleibt aber alles wie gewohnt: Trockene, minimalistische Beats und LANCE BUTTERS‘ charakteristischer, leicht nasaler, abgehackter, fieser Rap.

Dieses Rezept wird bereits im Opener „Blaow“ deutlich: LANCE BUTTERS, der sich aus Motivationslosigkeit viel Zeit für sein Majordebüt gelassen hat und somit mehr Zeit hatte, sich mit seiner ‚Konkurrenz‘ zu beschäftigen, watscht die Szene einmal ab und präsentiert seinen individuellen Style, indem er immer wieder abgehackt einzelne Silben ausspuckt und auf Reime weitestgehend verzichtet. Dafür wird eine durchgehend düstere Atmosphäre in den Beats kreiert, indem zu trockenen Hi-Hats und Snares immer wieder minimalistische elektronische Sounds eingestreut werden. In „Raw“ tobt sich LANCE immer wieder über ein Ol‘-Dirty-Bastard-Sample aus, wobei er auf „Blaow“ vollständig auf Features verzichtet, was nur eine logische inhaltliche Konsequenz darstellt.

Die Kombination aus „Angebot (Skit)“ und „Puff Puff Pass“ ist für alle politisch korrekten Menschen schätzungsweise ein Horrortrip, lässt LANCE hier doch eine absolut sexistische und derbe Tirade vom Stapel – als künstlerisches Prinzip, das man nicht allzu wörtlich nehmen sollte, wirkt dies im Kontext des Albums allerdings absolut stimmig. Mit „Es zieht / Ich zieh“ sowie „Weisser Rauch“ (den beiden Albumhighlights) schafft es LANCE BUTTERS durch flächige Sounds, Frauengesang und leiernden Rap die melancholischen Seiten des Kiffens sowohl textlich als auch musikalisch perfekt umzusetzen; zu sehr sollte man sich auf diese nachdenkliche Seite des Rappers nicht einlassen, dominiert insgesamt doch eine durchgehende „Fuck it all“-Attitüde.

Abwechslung in den einzelnen Songs sowie in LANCE’s Style sucht man auf „Blaow“ vergeblich, Storytelling oder dergleichen findet nicht statt und inhaltliche Tiefe ist nirgendwo zu finden – das würde man aber auch nicht erwarten. Die Beats selbst sind extrem repetitiv, was in den meisten Fällen allerdings nicht stört, da sie stimmig und knackig daherkommen. Mit „Free Lance Butters“ und „Alltag“ geraten allerdings noch zwei Songs auf „Blaow“, die musikalisch schlicht zu belang- und planlos wirken, sodass man schließlich doch die Skiptaste betätigt. Das Debütalbum des Tony-Stark-Wiedergängers ist daher kein Meisterwerk, allerdings immer noch ein unterhaltsames Album, das zum Kopfnicken einlädt. Ein starkes Statement, mit dem LANCE BUTTERS nach seinen beiden EPs eine weitere (nach Weed riechende) Duftmarke im Deutschrap hinterlässt.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert