Monotonie ist vor allem im Black Metal ein wichtiges Stilmittel, um der Musik eine fesselnde Atmosphäre zu verleihen. Das schlichte Wiederholen eines einzelnen Riffs kann demnach eine geradezu hypnotische Wirkung erzeugen, die in keinem Verhältnis zu den spielerischen Anforderungen steht. Dennoch scheint der Chilene Gabriel Hugo mit seinem Post-Black-Metal-Solo-Projekt LASCAR den Wert dieses Genre-Merkmals überschätzt zu haben. Sein Debüt „Absence“, das neben vier neuen Tracks auch noch die drei Songs der Demo „Depths“ enthält und es damit auf satte 65 Minuten Spielzeit bringt, ist nämlich vor allem eines: ermüdend.
Die einleitenden Clean-Gitarren des Openers „Atlas“ lassen LASCAR erst mal in einem guten Licht erstrahlen. Keineswegs transzendental wie jene von Alcest oder Lantlôs, sondern vielmehr bodenständig, vermitteln sie ein seltsames Gefühl melancholischer Heimeligkeit. Nach ungefähr zwei Minuten werden sie jedoch durch extrem verzerrte, triste Gitarrenläufe ersetzt und schon bald weicht das eingangs geweckte Interesse einer resignierenden Enttäuschung. Sicher, LASCAR macht von sämtlichen Mitteln Gebrauch, die sich im DSBM- und Post-Black-Metal-Sektor größter Beliebtheit erfreuen: Verzweifelte, tief im Mix vergrabene und kaum zu identifizierende Screams, niedergeschlagene Leads und Tremolo-Melodien und Double-Bass- und Blast-Knüppeleien finden sich genau so wie vereinzelte, minimalistische Clean-Passagen.
Was bei anderen Bands als Tugend gilt, verkommt bei LASCAR allerdings zur Sünde, so unspektakulär ist „Absence“. Die simplen Melodien, die einige Momente lang gefallen, ja sogar Emotionen transportieren, werden so lange ausgeschlachtet, bis man sie nicht mehr hören kann. Noch schlimmer ist es um die Screams bestellt, die austauschbarer nicht sein könnten, und die Drums gehen im Mix beinahe genau so unter wie die Vocals, sodass dem Sound von LASCAR sämtliche Kraft verloren geht. Dies resultiert in siebeneinhalb bis elf Minuten langen Nummern, die ein ums andere Mal die Geduld auf eine harte Probe stellen.
Kaum ein Song macht durch irgendetwas auf sich aufmerksam, lediglich zwischen den neuen und den Demo-Tracks ist allgemein eine marginale Verschlechterung in Sachen Songwriting und Produktion festzustellen. Letztere wurden nämlich offenbar gar nicht überarbeitet, sondern einfach so, wie sie waren, übernommen, was zu einem merkbaren Abfall in der zweiten Hälfte des Albums führt. In letzter Konsequenz macht die Unterscheidung jedoch kaum einen Unterschied, auch die erste Halbzeit von „Absence“ krankt an allen Ecken und Enden.
Dem Vergleich zu Agalloch, den LASCAR sich selbst auferlegt hat, kann der Chilene leider nicht im Geringsten standhalten. Bis auf ein paar kurze emotionale Momente, auf die jedoch jedes Mal eine lange, zähe Durststrecke folgt, hat „Absence“ kaum etwas zu bieten. Sowohl Songwriting als auch Produktion lassen schwerstens zu wünschen übrig, von Atmosphäre kann hier nur sehr bedingt die Rede sein. Wären die Songs nur halb so lang und der Sound nicht so furchtbar, möglicherweise hätte „Absence“ dann ein wirklich schönes erstes Album werden können. So hingegen kann LASCAR nicht mit seinen Genre-Kollegen mithalten.
Wertung: 4 / 10