Review Legions Of Crows – Stab Me

  • Label: Funeral Rain
  • Veröffentlicht: 2011
  • Spielart: Black Metal

Wer hat Angst vorm schwarzen Mann? Tja, im Kindergarten war das ein beliebtes Spiel, welches ureigene Ängste der Kleinsten ansprach. Heute – wir sind ja alle schon groß – gehört etwas mehr dazu als einmal „Buh“ zu rufen. Das haben sich wohl auch LEGIONS OF CROWS gedacht und garnieren ihr Fiesepeterimage gleich noch mit doppelt gemeinen Texten. Zwar reicht das auch nicht, um für Angst und Schrecken zu sorgen, aber wie man aus der dunklen Szene kennt, ist Image oft wichtiger als das, was dahinter steckt. Alleine das platte Cover zeigt eigentlich schon auf, wohin die Reise gehen wird, aber schauen wir doch mal etwas hinter die Kulissen.

Nun, oberflächlich betrachtet sind die Briten also hundsgemeine Misanthropen und fühlen sich dabei auch noch berufen, dies mittels der Musik der Menschheit mitzuteilen. Damit sind sie nicht ganz schlecht beraten, denn im Gegensatz zu plattesten antichristlichen und todbezogenen Texten ist der Sound schon irgendwie faszinierend. Die Songs kommen nicht gerade in Lichtgeschwindigkeit daher, das „Black“ in der Spielart steht entsprechend dann wohl für den lyrischen Gehalt und die Vocals von Frontmieze John The Revelator, welcher während der meisten Zeit keift, was das Zeug hält. Teilweise kann man die Stimme kaum von den mit einigen Höhen verzierten Gitarren unterscheiden. Wahlweise bietet er auch bedrohliches Flüstern bzw. Sprechgesang (beispielsweise im zweieinhalbminütigen Zwischenspiel „Callion Pond Drove“) an. In seiner Gesamtheit verbreitet „Stab Me“ neben den angesprochenen Themen eine gewisse Depression, die sich John und seine Kumpels auf die Fahne geschrieben haben. Dies wird beim Komplettgenuss des Albums auch durchaus deutlich, denn mit den Stimmungen schwankt auch die Qualität in einem beträchtlichen Maß. Darum der Rat an Kaufinteressierte: jeden Song antesten. Mir gefällt zum Beispiel die eher rohe Bandhymne „Legions Of Crows“ nicht so besonders, dafür kann ich mich mit dem stimmigen Intro oder dem zwischenzeitlich rockenden „Dull Grey“ schon eher einverstanden erklären. Diese Vielfalt macht es insgesamt schwierig, LEGIONS OF CROWS mit anderen Bands zu vergleichen. Neu ist es gewiss nicht, was man hier serviert bekommt, es ist eher so, dass man die Zutaten einfach mal neu gemischt hätte. Das Ergebnis weist eine gewisse Eigenart auf, die aber jeder für sich selbst entdecken sollte. Erstaunlich allerdings, dass Ex-Iron Maiden Paul Di`Anno Gastgesang beigesteuert hat, das hätte ich nicht unbedingt herausgehört…

Tja, besonders beeindruckt bin ich nicht, aber gänzlich uncool ist die Musik des Trios aus Wilshire dann doch nicht. Mehr Glaubwürdigkeit würden sie sich sicher verdienen, wenn sie ihr Imageproblem beheben würden. Totgeballerte und mit Kunstblut überschüttete Anzugträger, die die im Pressekit mitgelieferten Fotos zieren, sprechen eine deutliche Sprache und lenken insgesamt vom wesentlichen ab: der Musik. Sechseinhalb Punkte, auch wenn ich mir sicher bin, dass es die Band auf 6,66/10 abgesehen hatte.

Wertung: 6 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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