Review Less Than Jake – Anthem

Da sag‘ nochmal wer, dass Metal1 nicht flexibel ist! Jenseits von fliegenden Mähnen und moshenden Massen siedelt sich dieses Review an, denn nun liegt mir hier das neue Werk von Less than Jack aus Gainesville, Florida vor. Die „Cradle of Filth des Ska Punk“ (Marc Himself *g*) brennen ein Feuerwerk der fröhlichen Melodien ab und führen direkt in den Sommer.Los geht es Opener-üblich mit einem schnellen Einstieg in Form von „Welcome to the new South“, der auffällig durch einen wunderbar optmistisch-aufmunternden Text besticht, nach etwa anderthalb Minuten eine kleine Pause einlegt und dann wieder voll durchzieht. Ska-Elemente wie Trompeten und ähnliches finden hier jedoch keinen Platz.
Nicht von der Bremse geht „The Ghosts of me and you“, das allerdings etwas rockiger und weniger punkig anmutet. Der Refrain ist ein eiskalter Ohrwurm und zudem von der Melodie her einfach ein großes Stück Musik, dass man auch gar nicht erst vergessen möchte.

Einen ersten Umbruch gibt es dann mit „Look what happened“, das offensichtlich ein Remake des gleichbetitelten Titels vom Vorgängeralbum „Borders and Boundaries“ ist. Man kann jedoch raushören, dass es sich wirklich um besagtes Remake und nicht um einen Platzfüller handelt, da der Gesang emotionaler wirkt und der Song am Anfang zumindest etwas umstrukturiert ist. Anfangs geht „Look what happened“ recht langsam, nahezu balladesk zu, wandelt sich dann jedoch in einen gut rockenden, wenn auch textlich und instrumental irgendwie…“nachdenklich“ ausgerichteten Song.
Gan relaxt und sehr differenziert ist da Track 4, „The Science of selling yourself short“. Der Ska-Anteil ist hier absolut dominierend und perfekt für eine Traumreise in die Karibik *g*. Beachtlich ist auch hier, dass der Text sich eigentlich damit beschäftigt, dass die erzählende Person alles versaut was sie anpackt und Freude im „local Liquor store“ findet – der Song aber wirklich alles andere als traurig, negativ oder pessimistisch ist.
Zügiges Material gibt es dann gleich darauf wieder, denn „Short Fuse burning“ kommt direkt zum Punkt und rockt gnadenlos, die Strophen sind schnell und gehen ohne erkennbaren Umbruch in die Chorus-Zeilen über. Etwas entspannter wird dann mit „Motown never sounded so good“ weiter, das sich nach ruhigem Einstieg jedoch zu einem Motivations-Rocker aller erste Güte im Refrain mausert…“what matters is on the inside“.

„The upwards war and the down turned Cycle“ beginnt recht riffig und tief und rockt gut, ohne dabei recht ins Up-Tempo überzugehen. Eigentlich ist die Erwähnung überflüssig, da es so ziemlich auf jeden Song zutrifft, aber auch hier sind die Lyriks wieder ziemlich gut, gut geschrieben und besonders gut zum zuhören und natürlich auch gut zum im-Booklet-nachlesen.Track 8 heißt „Escape from the A-Bomb house“ und kommt im Vergleich zu den bisherigen Songs sehr ernst und nicht wirklich positiv rüber. Keine Frage, der Song legt auch ein gewisses Tempo an den Tag, einen melancholischen Touch kann man dem Lied aber nicht abschreiben. Gen Ende gibt es einen netten Part für die Blasinstrumente, ein weiterer Refrain beendet den Track dann.
Typisch Ska-punkig fetzt „Best Wishes to your black Lung“ weiter, fette Gitarren und Trompeten trumpfen hier auf. Die Strophen sind dementsprechend mit schnellem Gesang versehen. Der Song ist ebenfalls gut, doch irgendwie fehlt ihm im Refrain das gewisse etwas, so dass er richtig zünden könnte. Die Bläser-Arrangements wiederum finde ich sehr toll.Mit „She’s gonna break soon“ bekommt man dann den ersten Song von „Anthem“ zu hören, der mit einem Video versehen worden ist. Ein weiterer Ohrwurm, wie man ihn geradezu im Lexikon vorfinden konnte. Recht schnell und mit einigen Trompeten wird hier die Geschichte einer jungen Dame erzählt, die an ihrer Oberflächlichkeit zu zerbrechen droht. Dass das ganze auch visuell schön umgesetzt werden kann zeigt der Video-Track, der zusätzlich auf der CD enthalten ist.
„That’s why they call it a Union“ beginnt rockig, drosselt das Tempo für den Refrain jedoch etwas, um sich im Refrain allerdings schon wieder in punkigen Gefilden zu bewegen. Textlich lässt der Song Freiraum, ich sehe darin die Geschichte eines auseinander gegangenen Paares. Ein netter Song, allerdings kein wirklicher Höhepunkt.
Sehr ska-punkig und am Anfang etwas an Goldfinger erinnernt stürmt „Plastic Cup Politics“ los, die Strophen werden allerdings wieder von etwas ruhigerer Instrumentalisation unterlegt, die Bridge rockt wieder gut. Textlich gesehen wiedermal ein Glanzstück, so wird von „Mr. Sixpack of confidence“, „Ms. Twelve ounce of loneliness“ oder „Mr. Loud Mouth“ erzählt, die im alkoholisierten Zustand auf Streit und Stress aus sind und wieder zur Besinnung kommen sollten.

„The brightest Bulb has burned out“ erzählt in ruhigen, größtenteils akkustischen Teilen die Geschichte einer Person, die ihre letzte Zuflucht in Alkohol und Drogen findet und stellt im Refrain ein freundschaftliches Bekenntnis dar, wie man es sich nur wünschen kann, das alles mit verhaltensmäßig simplen Arrangements, welche aber eine wunderschöne Melodie, besonders im besagten Refrain, bieten. „Screws fall out“ heißt der zweite Part dieses Tracks und bietet dann das genaue Gegenteil: Harte Gitarren legen los, man erwartet einen Überkracher, das ganze wird in den Strophen dann aber wieder auf eine energische Version des schon bekannten Schemas getrimmt, bevor der Refrain dann wieder loswüten darf.
Als Bonustrack mit der Nummer 14 gibt es dann einen Song namens „Surrender“ zu hören. Irgendwie kommt mir der Song bekannt vor, da er laut Booklet auch von wem anders (Richard A. Nielsen) geschrieben ist mag es gut sein, dass wir es hier mit einem Cover zu tun haben. Wie dem auch sei, der Song unterscheidet sich vom Grundgerüst her ein wenig vom eigentlichen Stil dieser Platte, besonders im Refrain, man erkennt trotz alledem sofort, mit wem man es zu tun hat, da hier ein gewisses Trademark aufgedrückt wird. Ein guter, rockiger Song, der einen angemessenen Abschluss für „Anthem“ darstellt.

Fazit: Ich bin ehrlich gesagt froh wie bei nur wenigen anderen Musikanten, dass ich Less than Jake kenne. Das verdanke ich nebenbei der subtilen Werbung auf dem Pulli einer liebreizend-hübschen jungen Dame, aber wen interessiert das hier schon ;-). Wie dem auch sei, auf jeden Fall bieten Less than Jake einfach ein Programm, dass für alles geeignet ist was in die Nähe von Spaß und guter Laune kommt, sei das Strand, Sonne, Party oder ein warmer Sommerabend mit Freunden…sofern die musikalisch zu gebrauchen sind natürlich nur *g*. Nette Melodien, rockige Riffs und genau richtig dosierte Bläser-Arrangements geben sich hier die sprichwörtliche Klinke in die Hand und sorgen für das wohl erquickendste Album dieses Jahres. Erwähnenswert gut haben mir zudem die Zeichnungen von Underground-Künstlern im Booklet gefallen. Auch wenn man primär dem Metal zugewandt ist, sollte man diesen jungen Herren wenigstens einmal eine Chance geben. Wer sich nicht scheut sein Metal-Kampfgesicht abzulegen und auch gerne mal tanzt, pogt oder einfach bei entspannter Musik abhängt, sollte hier auf jeden Fall reinhören.

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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