Review Letzte Instanz – Die Weisse Reise (Live)

Livealben sind ja immer so ’ne Sache… Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich diesen Satz schon öfter gebraucht habe, als gut für mich ist. Aber es hilft ja nichts, denn so ist es nun mal. Kann eine bloße Akkustik-Aufnahme es jemals mit dem echten Erlebnis aufnehmen, da gewesen zu sein? Ich wage mal zu behaupten, egal wie professionell, wie gut die Aufnahme ist, das geht einfach nicht. Also muss die junge dynamische Band von heute sich was anderes einfallen lassen, um das Publikum zum Kauf zu überreden.

Im Falle der Dresdener Gothic/Folk Rock Band LETZTE INSTANZ sieht das folgendermaßen aus: Anlässlich des zehnjährigen Band-Jubiläums wurde anfang diesen Jahres komplett mit ohne Strominstrumente durch die Republik getourt und das Ergebnis aufgenommen. Zumindest in der Lukaskirche in der Heimat der Band. Dabei rum kam die Doppel-DVD „Weißgold“ und die Audio-CD „Die Weisse Reise“. Auf zweiterer findet sich das leicht gekürzte Programm der Show, da das Medium CD leider begrenzt ist, aber mit 77 Minuten ist da auch schon ganz gut was drauf.

Allem voran muss ich jetzt erst mal zugeben, dass ich nicht so dermaßen vertraut mit der Band bin, deswegen kann ich jetzt nicht aus Fansicht beurteilen, wie gelungen die Setliste ist, die das Septett (inklusive dreifachem weiblichen Anhang) an jenem Abend zum Besten gab, aber mein Ohr sagt mir, dass doch scheinbar ein gelungener Querschnitt durch das Schaffen der Band gezogen wurde. Der Schere fielen übrigens die Lieder „Helden“, „Eros“, „Mutter“, „Bittere Nacht“ und „Sandmann“ zum Opfer, so wie die Präsentation von Keyboarderin Leandra, die ihr Stück „Angeldemon“ spielt (ohne jetzt zu viel vom DVD-Review vorweg nehmen zu wollen: Letztere Kürzung ist ein wahrer Glücksfall…). Und auch einige Ansagen sowie ein paar leidliche komische Witze, die Sänger Holly zum Besten gibt.

Übrig bleiben die oben aufgeführten 16 Tracks und… äh… ja, das war’s auch schon. Denn Live-Atmosphäre will bei der Aufnahme irgendwie absolut keine aufkommen. Der Sound ist glasklar abgenommen und perfekt abgemischt, die Darbietung der Band klingt völlig statisch, die wenigen Ansagen nützen da auch nicht viel und sogar der Applaus des Publikums kommt irgendwie absolut nicht überzeugend rüber. Das ganze klingt einfach nicht homogen. Nur ganz selten mal hat man während den Stücken das Gefühl, dass überhaupt einer zum Zuhören da war. Am Anfang von „Kalter Glanz“ wird mal leise im Hintergrund geklatscht, das Ende von „Unerreicht“ wird vom Publikum mitgesungen (haha, das klingt wirklich mal live, denn so schief und aus dem Takt wie das ist… err… lassen wir das), aber auch solche Fünkchen von Live-Atmosphäre werden von der glattgebügelten Produktion direkt wieder im Keim erstickt (entweder das oder das Publikum war während dem Auftritt tatsächlich nicht sonderlich euphorisch bei der Sache, aber die Bilder auf der DVD sprechen da eine andere Sprache).

Prinzipiell ist das ja nun kein Beinbruch, solange die Musik überzeugen kann. Und da liegt das zweite Problem. Klar, die Jungs und Mädels tun ihr Bestes, aber irgendwie plätschert alles so unglaublich belanglos dahin. Die ersten drei Tracks gehen quasi zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus, erst „Jeden Morgen“ und „Ohne Dich“ können den Hörer dann wirklich mal packen und festhalten. Das angeschlossene „Du Und Ich“ bringt sogar eine richtig… wie soll ich sagen? Eine jazzig Atmosphäre rüber und macht mir vor allem deswegen eine Menge Spaß. Danach bemüht die LETZTE INSTANZ sich leider bis zum elften Track, „Silber Im Stein“ (sehr geiler Song), wieder vornehmlich zu langweilen, beziehungsweise möglichst nicht aufzufallen. Das ist alles nett und eingängig… aber mindestens mal genau so ausgängig, wenn ich dieses Wort mal schnell prägen darf.

Glücklicherweise scheint die Band gegen Ende noch mal aufzuwachen. Bei „Mein Todestag“ kommt Sänger Holly endlich mal aus sich raus und zeigt, was man mit dem Medium „Live-CD“ anstellen kann. Hätte er das doch mal eine Stunde früher schon gemerkt, aber gut… Mit „Wir Sind Allein“ und der ersten Zugabe „Das Stimmlein“ setzen die Jungs dieses Konzept dann solide fort und obwohl ich den Abschlusstrack „Rapunzel“ absolut nicht leiden kann (ich seh schon wieder Steine fliegen, au weia) hätte die LETZTE INSTANZ die Scheibe auf jeden Fall schlechter ausklingen lassen können.

Aber was macht man nun aus so einer CD? Tja, gute Frage. Die Tatsache, dass die ganze Show zeitgleich auf CD als auch auf DVD erscheint macht es „Die Weisse Reise“ nicht einfach, denn wegen mangelnder Live-Atmosphäre und vielen Langweilern sollte man eher zur audiovisuellen Alternative greifen, die macht zwar (wenn ich das schon mal andeuten darf) auch nicht alles richtig, aber kann doch ein paar Patzer ausbügeln (und leistet sich ein paar eigene…). Wenn die paar guten Augenblicke nicht wären, dann wäre dieser ganze Silberling in meinen Ohren völlig vergessenswert, aber so lohnt es sich im Endeffekt dann doch irgendwo, mal einen Lauscher zu riskieren. Fans werden das wohl eh tun.

Keine Wertung

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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